Früher haben Menschen auf der Insel Welkin gewohnt. Doch eines Tages sind sie verschwunden und haben ihre Häuser und ihren Besitz zurückgelassen. Die Insel gehörte nun wieder den Tieren. Doch diese veränderten sich, nahmen die Häuser in Besitz und verhielten sich bald so, als wären sie ebenfalls Menschen. Nach einer Schlacht rissen die Hermeline die Herrschaft an sich. Seither leben die Wiesel in Leibeigenschaft und müssen den Hermelinen dienen. Prinz Punktum ist der unumschränkte Herrscher über die Insel und ihre Tiere. Allein Sylber und seine Bande von gesetzlosen Wieseln wehren sich gegen die Herrschaft. Stattdessen streben sie nach einem Ziel, das Prinz Punktums Macht ins Wanken geraten lassen würde. Sylber und seine Bande möchten nämlich die Menschen zurück nach Welkin holen. Die Dämme, die bislang die Insel schützen, drohen, zu brechen. Doch Prinz Punktum will davon nichts hören und lässt deswegen Sylber und seine Mannen gnadenlos von Sheriff Trugkopp jagen.

Es ist nicht einfach, die Menschen zu finden. Hinweise in alten Tagebüchern deuten darauf hin, dass die Menschen die Insel nicht freiwillig verlassen haben. Scheinbar gibt es bei der Donnereiche einen näheren Hinweis darauf. Doch leider weiß kein einziges Wiesel, wo diese Donnereiche sein soll. Deswegen beschließen sie, sich zu den gelben Bergen aufzumachen. Dort wollen sie die Eierschalen eines Seeadlers stehlen. Denn wie jedermann bekannt ist, brennt sich die Landschaft, die ein Seeadler in seinem Leben gesehen hat, auf die Innenschale des Eis, das er legt. Und so groß wie ihr Jagdgebiet ist, gibt es wohl kaum einen Flecken der Insel, den sie noch nicht gesehen haben. Gemeinsam machen sich also Sylber, der Anführer, und seine Freunde auf die gefahrvolle Reise zu den gelben Bergen, ständig auf der Hut vor dem hinterhältigen Sheriff Trugkopp und seinen Mannen.

Auf den ersten Blick liest sich dieses Buch wie eine Tierversion der Geschichte um Robin Hood. Es gibt natürlich auch erstaunliche Parallelen, wie den herrschenden Prinzen, der nicht König ist, den Sheriff, der Sylber jagt, doch ständig Rückschläge erfahren muss, da er sich im Wald nicht auskennt und natürlich Sylber und seine gesetzlose Bande, die für ein sinnvolles Ziel kämpfen. Doch aus dieser Vorlage wird ein eigenständiger Roman gewebt. Sylber und seine Bande sind ein bunt Zusammengewürfelter Haufen aus Wieseln, von denen jedes einzelne einen vollkommen ausgestalteten Charakter besitzt. Auch ihre Bräuche und Rituale sind schön ausgedacht und beschrieben.

Rasch wächst einem die Gruppe Gesetzloser ans Herz, die durch List jedes Mal der Verhaftung entkommen. Auf ihrem Weg zu den gelben Bergen warten eine Menge an Gefahren auf die tapferen Wiesel, die sie jedes Mal unbeschadet überstehen. Doch aus diesen kreativen Einfällen und spannenden Ereignissen entsteht leider keine vollkommen runde Geschichte. Man hopst von einem Ereignis zum nächsten, ohne wirklich mitzufiebern. Es ist schon etwas unglaubwürdig, wie die Wiesel so viele gefährliche Situationen unbeschadet überstehen.

Für ein Fantasybuch enthält es ein paar kreative neue Ideen. Hier werden nicht einfach die Menschen mit Wieseln vertauscht, sondern der Autor bemüht sich, ihrer Tierhaftigkeit genug Respekt zu zollen. Die Ähnlichkeit mit Robin Hood lässt einen an einigen Stellen sehr schmunzeln. Eine schöne Geschichte, die Neues bietet und voller netter Einfälle steckt. Wenn die Geschichte, die drumherum gepackt ist, schlüssiger wäre, wäre es wirklich gut. Doch so fehlt trotz spannender Elemente einfach die Motivation des Lesers mitzufiebern und mitzuleiden. Ein recht gutes Buch, das leider viel ungenutztes Potential enthält. Doch vielleicht ändert sich das bei den Folgebänden.