Da fährt sie nun, der Stolz jedes Hobbyeisenbahners, seine eigene Lok. Am besten noch mit einigen Anhängern. Natürlich darf auch ein Bahnhof nicht fehlen, vielleicht steht sogar noch irgendwo ein kleines Dorf auf der Platte. Doch allzu oft tuckert die kleine Lok durch Tunnel aus Schuhkartons oder über Gleise, die auf dem blanken Holz fest getackert sind. Eine Modelleisenbahn ist aber mehr als nur Lokomotiven, Anhänger und Bahnhöfe. Die Nachbildung der Landschaft, durch die die Miniaturzüge fahren, hat einen erheblichen Einfuß auf den Gesamteindruck einer Modelleisenbahnanlage. So ist es nicht mit einem perfekten Gleisplan getan. Der Hobbybahner muss auch einen Plan haben, wie er die Platte gestalten möchte, auf der später seine Loks ihre Kreise ziehen werden. Die Zeiten von Schuhkartontunneln und Pfeifenputzerbäumen sind vorbei. Der Anspruch der Hobbyisten, aber auch von unbeteiligten Betrachtern orientiert sich immer mehr am realen Vorbild. Das Ziel im Modelllandschaftsbau ist kein geringeres als die wirklichkeitsgetreue Nachbildung. Der Autor möchte mit dem vorliegenden Buch Anregungen geben, wie dies mit teilweise gar nicht so großem Aufwand gelingen kann.

Das Buch widmet sich ausschließlich der Landschaftsgestaltung. Zu den Themen Gleisanlage oder Modellgebäude verweist der Autor auf andere Literatur des Verlages. Nach einer allgemeinen Einführung in das Thema, widmet sich Lieb dem Planungsprozess einer Modellbahnlandschaft. Denn genauso wie Pläne für die Gleise existieren, soll auch das Drumherum nicht allzu spontanen entstehen, sondern planvoll angegangen werden. Hierbei rückt der Autor die Maßstäblichkeit der Modelle ebenso in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen wie vorbereitende Tätigkeiten, die später vielleicht mehr zum Erfolg der Anlage beitragen als die eigentlichen, gestalterischen Dinge. Auf dieser soliden Basis leitet er dann über zu den landschaftlichen Details. Hier führt Lieb eine Vielzahl an Ideen und Anregungen auf, wie die Umwelt in Miniatur gestaltet werden kann. Praktische Tipps zum Begrasen der Flächen findet der Leser ebenso wie Anleitungen zum Felsnachbau. Das für Modellbahner wichtige Thema Bäume wird in einem separaten Kapitel behandelt. Pappel, Birke und Nadelbäume werden jeweils einzeln näher betrachtet. Von der einfachen Nachgestaltung mit Moosen bis hin zum aufwändigen Selbstbau einzelner Bäume oder eines ganzen Waldes, deckt der Autor das breite Spektrum des Themas ab. Ebenso interessant wie schwierig stellt sich die wirklichkeitsnahe Nachbildung von Wasser auf der Modelleisenbahn dar, weswegen auch dieses Thema ausführlich in einem separaten Kapitel behandelt wird. Ein Anhang, in dem Hersteller von Hobby- und Bastelmaterial ebenso aufgeführt sind wie weiterführende Literatur und Quellenangaben, schließt das Buch ab.

Zunächst überrascht, wie ausführlich der Autor auf die Definition einer gelungenen Modellbahnlandschaft eingeht. Oft wiederholt er Rechtfertigungen für ein vielleicht nicht ganz so professionelles Herangehen. Andererseits will er mit dem Buch erreichen, dass der Modellbauer sich ein wenig tiefer mit dem Thema auseinandersetzt. Leider fehlt dadurch etwas Platz für die vielen Anleitungen, die teilweise sehr knapp ausfallen. Wenn der Autor auch viele Techniken beschreibt und auch reichlich mit anschaulichen Bildern versieht, so wird dem Leser trotzdem oft nur ein kleiner Einblick gewährt. So findet man zwar das Endergebnis und eine verbale Erläuterung dazu, doch würde es oft auch hilfreich sein, wenn die einzelnen Zwischenschritte ebenso bebildert wären. Die Fülle an Techniken und Material lässt dies sicher nicht für jedes Landschaftsteil zu, doch so wie es ist, hat der Leser oft keine konkrete Vorstellung davon, wie nun ein Teilstück aussehen könnte. Auch wenn vieles nicht bis ins kleinste Detail abgebildet ist, der Autor führt fast alle derzeit verfügbaren Techniken auf. Er zeigt zum Beispiel nicht nur eine Möglichkeit, Felsen in Miniatur nachzugestalten, sondern schildert den Bau mittels Styrodur, Faserplatten und Kork ebenso wie den Abguss von Formen mit Gips oder Keramikmasse. Dabei führt er dem Leser Vor- und Nachteile der einzelnen Verfahren gut vor Augen und überlässt es ganz dem eigenen Geschmack oder Geschick, wie man nun seine Landschaft gestalten möchte. Das Buch bietet somit eine umfangreiche Auswahl, ohne eine besondere Technik zu bevorzugen oder gar davon abzuraten. Der Autor ermuntert regelmäßig zum Probieren und fordert den Leser auf, sich selbst ein Bild von den Möglichkeiten zu machen, die er so zahlreich aufführt. Das macht die eigentliche Stärke des Buches aus: Ermutigung zum Ausprobieren.

Fazit: Das Buch stellt eine große Auswahl an gestalterischen Möglichkeiten für den Modellbahnlandschaftsbau vor, auch wenn ein wenig mehr Details oft für mehr Klarheit sorgen würden.