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Georg ist Antiquar mit Leib und Seele. Er führt sein eigenes Antiquariat und kennt sich in seinem Metier gut aus. Allerdings ist Georg Single - was sich ändern soll, als eines Tages eine junge, attraktive Frau seinen Laden betritt. Er ist gefangen von ihr und dank seiner Initiative finden die beiden tatsächlich zueinander. Jedoch kann Georg seinen Laden nicht halten und wechselt auf eine Stelle in einem der bekanntesten Antiquariate in der Großstadt. Zusammen mit seiner Frau Julia verändert er seinen Lebensmittelpunkt - die zwei ziehen in eine Wohnung in der großen Stadt. Schon kurz nach dem Einzug erfahren sie, dass in ihrer neuen Wohnung zuvor ein Wahnsinniger gewohnt haben soll.
Vor dem Antritt der neuen Stelle geht Georg auf Erkundungstour in der Stadt. Dabei tun sich ihm Tag für Tag neue Schattenseiten der Stadt auf. Als er eine alte Handschrift in einem abgelegenen Antiquariat findet, bringt dies sein Leben sogar sehr durcheinander. Denn auf dem Buch steht sein eigener Name - und irgendwie scheinen sich Dinge zu verändern, erschreckend zu verändern ...
Seit einigen Jahren unveröffentlicht, schlummerte dieses Werk Michael Siefeners vor sich hin. Nachdem der erste Verlag leider aufgrund seines eigenen Endes nicht mehr dazu kam es zu veröffentlichen, hat der Lindenstruth Verlag sich der "Nachtseite" angenommen. Neben der Softcoverausgabe ist es auch in einer auf 111 Exemplare limitierten und vom Autor signierten Vorzugsausgabe im Hardcover erschienen.
Der Künstler Schädelwaldt (
www.schaedelwaldt.de) hat das Cover gestaltet und ein Blick auf dieses zeigt bereits, dass "Die Entdeckung der Nachtseite" keine harmlose Kost ist.
Langsam beginnt Siefeners Charakter Georg im Sumpf der Stadt zu versinken. Irritierend und verstörend sind seine Visionen - oder sind es womöglich gar keine Visionen? Bleibt der Leser längere Zeit am Text, wird er geradezu mit in die Welt des Protagonisten gezogen - direkt in einen ständigen Konflikt zwischen Wahn und Wirklichkeit. Was ist real? Was ist ein Alptraum? Fließend sind die Übergänge in diesem jungen Roman des Autors und Seite um Seite wird das Spiel eindringlicher und bedrohlicher.
Zu sagen, dass es Spaß macht diese Geschichte zu lesen, könnte falsch aufgefasst werden, bringt sie doch einige Horrorelemente mit und zeigt einen verzweifelten Kampf eines Individuums gegen eine unheimliche Macht. Doch handelt es sich hier um spannende, interessante und tiefgründige deutsche Phantastik. Und da darf ruhig das Wort Spaß fallen, auch wenn einem beim Lesen nicht zum Lachen zumute ist und sich das Ganze häufiger wie ein Trip anfühlt.
Mit zehn schwarzweißen Illustrationen von Thomas Hofmann bekommen die Geschehnisse ein "Gesicht", diese fallen übrigens weitaus weniger drastisch aus als die Covergestaltung.
"Die Entdeckung der Nachtseite" ist anspruchsvolle Phantastik, die ein großes Lesepublikum verdient. Also nicht vom Cover abschrecken lassen!