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 Y - Der Fall John Yesterday


Cover
Gesamt ++++-
Action
Anspruch
Aufmachung
Bedienung
Bildqualität
Brutalität
Glück
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
John Yesterday hat ein Problem: Sein Gedächtnis, denn er kann sich an nichts mehr erinnern, was in den letzten Tagen und Wochen geschehen ist. Nicht einmal daran wer er ist und durch welche – traumatischen – Ereignisse dies ausgelöst wurde. Zusammen mit seinem alten Freund Henry White bringt John in Erfahrung, dass er, als Experte für Sekten, scheinbar auf den Spuren einer alten, gefährlichen Sekte wandelte. Auf Henrys Rat begibt sich John nun zurück zu dem Ort, wo er seine letzte große Entdeckung hatte, nach Paris. Auf seiner Reise findet John immer neue Hinweise, die er sich vorher selbst hinterlassen hat. So kommt John seiner Identität und einem Geheimnis Stück für Stück näher und beginnt die Ungereimtheiten aufzudecken. Wem kann John wirklich trauen, oder ist sein Part in der Geschichte doch ganz anders, als er es vermutet? Klebt möglichweise auch an seinen Händen Blut?

Böse – böser - am bösesten?

Pendulo beschreitet nach der bekannten und erfolgreichen Point'N'Click Adventure-Reihe "Runaway" neue Wege und bietet mit "Der Fall John Yesterday" einen düsteren, gar nicht witzigen, sondern abgrundtief morbiden Genuss.

Dem Spiel liegt dabei eine gut umgesetzte Idee zu Grunde. Der Spieler übernimmt zu Beginn die Steuerung von Henry White und seinem Kollegen Cooper, die für "Enfants de Don Quichotte" arbeiten und sich um die Obdachlosen in einer verlassenen U-Bahn Station kümmern wollen. Dieser Teil ist bereits in der – sehr zu empfehlenden - Demo spielbar und bereits dort liegt nach einem bitterbösen, wenn nicht gar verstörenden, Cliffhanger die Spannung in der Luft. Die Jagd nach der Wahrheit ist eröffnet. Dabei zeigt sich auch, dass Inhalt eines Spiels und Inhaltsangabe nur wenige Schnittpunkte besitzen, denn die grauenhaften Morde sind nur am Rand Teil der Handlung.

Comicstil und eigenwillige Steuerung

Das Adventure ist in einem gewöhnungsbedürftigen Comicstil gehalten, der jedoch im Verlauf des Spiels immer interessanter und passender wirkt. In diesem Spiel ist nichts wie es scheint und das beginnt schon bei der Darstellung der Welt und den Dialogen. Wie in Comics ploppen Bild-in-Bild Gespräche und Interaktionsmöglichkeiten auf, was als BlowUp-Interface-System bezeichnet wird. So wird der Fokus gekonnt auf die Gespräche oder zu untersuchenden Ecken gelenkt. Möchte der Spieler etwas genauer untersuchen, erscheint in den BlowUps dann das Aktionsmenü (ansehen, nehmen …). Ebenfalls etwas gewöhnungsbedürftig, aber durchaus eine adäquate Art, um den Überblick zu behalten.
Henry, Cooper und John werden – wie gewohnt – mit der Maus gesteuert. Erwähnenswert ist die gut gelungene Wegfindung der Charaktere, die nicht gegen Wände oder Gegenstände laufen und die erstklassige Umsetzung, dass der Charakter bei längeren Wegstrecken die Wege automatisch überspringt.

Gelungenes Verwirrspiel

Nach dem spannenden Auftakt in der U-Bahn-Station wird Zeit investiert, um (dialoglastig) dem Spieler zu erklären, um was es eigentlich geht oder zu gehen scheint? Denn so ganz ist das zu Beginn nicht klar. Der Protagonist hat Erinnerungsprobleme und zwar im selben Maße, wie der Spieler Probleme, das große Ganze zu erfassen.
So springt die Handlung zeitlich und auch räumlich, aus dem Antiquariat einer alten Bekannten hin zu einer spirituellen Erfahrung Johns vor einigen Jahren. Die Lücken in der Handlung und die wirkliche Tragweite werden dem Spieler erst nach und nach bewusst.

Schwierigkeitsgrad? Ausbaufähig!

Dem Spieler werden eine Reihe von Rätseln präsentiert, die allesamt sehr zügig lösbar sind. Zwar sind einige Kopfnüsse in der Geschichte verbaut, aber viele Lösungen liegen beinahe auf der Hand. Problematischer ist es da schon eher die entsprechenden Stellen für die Interaktionen zu finden. In der meist recht düster gehaltenen Spielwelt sind manche Objekte schwer zu erkennen. Die HotSpot-Anzeige ist ein Segen, denn nur mit ihr (oder sehr viel Geduld) sind alle wichtigen Stellen zu finden. Dabei ist diese für ein dynamisches Spiel ausgelegt, denn die jeweiligen Punkte werden zeitlich versetzt und nur sehr kurz eingeblendet.
Teamworkaufgaben, bei denen der Spieler mit mehreren Figuren Rätsel lösen kann, gibt es keine im Spiel. Das Potential solcher Aufgabenstellungen wurde vollkommen außen vor gelassen.

Das mehrstufige Hilfesystem ist solide integriert. Je nachdem wie oft ein Tipp zu einer Quest angefordert wird, umso detaillierter wird der jeweilige Hinweis. Von der allgemeinen, vagen Anspielung bis zur konkreten Aufforderung etwas Bestimmtes zu nutzen – besser kann solch eine Hilfe nicht gestaltet sein. Für Könner nur dezent, für Anfänger stufenweise umfangreicher.

Atmosphäre: Bitterböse, bedrückend und höchst spannend

Ein starker Pluspunkt der Produktion ist die geschaffene Atmosphäre. Während die Handlung und die doch unerwarteten Wendungen in der Story allein schon für Gänsehaut sorgen, schafft es die Komposition von Sprecher und Musik die Atmosphäre noch zu verschärfen. Die omnipräsente Erzählerstimme, kommentiert distanziert, beinahe belustigend von außen das Geschehen. Ein brillanter Auftritt von Konstantin Graudus, der mit dieser Rolle das Fürchten lehrt.
Zum Spielende hin, kann der Spieler das strikt linear verlaufende Adventure (einmalig) beeinflussen und zwischen drei sehr unterschiedlichen Enden wählen. Durch die angenehme Spielstandverwaltung, können dann auch die anderen Möglichkeiten unproblematisch ausprobiert werden.

Insgesamt ist "Der Fall John Yesterday" ein gelungenes Adventure, dass eine düstere Geschichte erzählt, bei der Schein und Sein nah beieinander liegen. Inhaltlich begibt sich Pendulo auf ein dünnes Eis, denn die Handlung hat nicht nur Potential, sondern auch Tücke und gefällt nicht Jedermann. Insbesondere eine kurze Spielzeit (~ 6 Stunden), bei gleichzeitig leichten Rätseln, trüben den Gesamteindruck bei der Jagd nach der Wahrheit.

Hier gibt es die Demo [1 GB] und einen Trailer zum Spiel.

Nicolas Gehling



CD-ROM | CD-Anzahl: 1 | Erschienen: 30. April 2012 | FSK: 12 | PC | Preis: 29,99 Euro | Sprache: Deutsch | Systemanforderungen: MINIMUM:
Intel 1,7 GHz; AMD 1600+
Geforce 6800
1 GB RAM
4 GB Festplatte

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