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Nach einem halben Jahrhundert erwacht der totgeglaubte Nosferatu in Indien zu neuem Leben. Zwei Kinder sind Zeuge seiner Auferstehung. Dem ersten Kind nimmt Nosferatu das Leben, um sich von ihm zu nähren, das Zweite macht er zu seinem ergebenen Diener. Der Junge, Anjappan, versorgt seinen Meister von nun an mit neuer Nahrung und wacht über seinen Schlaf. Nosferatu beginnt neue Kräfte zu sammeln, doch das bleibt nicht unbemerkt.
Die übrigen Vampire auf dieser Welt spüren, dass etwas vor sich geht; manche, aus Nosferatus Blutslinie, wissen, dass er dahinter steckt. Sie fürchten um ihr Leben und ihren Besitz. Sie müssen handeln!
Der erste Meister erahnt ihren Schachzug ebenfalls und beginnt, sich eine Armee aufzubauen. Aber auch die Menschen, eine Einheit von Vampirjägern, sind an Nosferatus erneutem Wiederauftauchen interessiert. Nicht nur, dass es möglich wäre, den ältesten Vampir schlechthin zu vernichten, zudem bietet eine Ansammlung so vieler hochrangiger Blutsauger ein wirklich gutes Ziel.
Ein gewaltiger Krieg steht bevor …
"Si Vis Pacem" lautet der bedeutsame Titel des wirklich spannenden Auftakt-Bandes der angekündigten Nosferatu-Trilogie. Hauptgehalt des Bandes ist die Einführung des Protagonisten und seiner Widersacher, die aus seinen Artgenossen sowie einer Vampirjäger-Organisation bestehen. Zunächst einmal begnügen sich alle Beteiligten mit dem gegenseitigen Belauern. Dabei werden die Ziele der unterschiedlichen Parteien lediglich angedeutet.
Schöpfer der Serie ist kein geringerer als
Olivier Peru, der schon mit seinen Werken
"Lancelot" und
"Zombies" brillierte, die ebenfalls bei Splitter erschienen sind. Die Illustrationen stammen von Stephano Martino, der mit "Nosferatu" seine erste Serie präsentiert.
Die Geschichte nimmt in Bombay (Indien), mit der düsteren Auferstehung Nosferatus, ihren Anfang, um von dort aus zu einem anderen Ort und zu einer anderen Persönlichkeit zu springen. Genauer gesagt, zu Vladek, einst Zenturio Lucius Vladica. Ihn verbindet mit Nosferatu die gemeinsame römische Kaiserzeit, in der die beiden zu Konkurrenten um Vladeks Frau Mucia wurden, deren Schicksal einstweilen rätselhaft bleibt.
Spannend gestaltet sich der ständige Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit, in dem das Vorleben der Vampire teilweise aufgedeckt wird. Diese Methode setzt immer ein, wenn die Charaktere durch Ereignisse oder Sehnsüchte an ihre Vorzeit erinnert werden.
Eine interessante Fiktion ist Nosferatus Beratertätigkeit an der Seite des römischen Kaisers Caligula. Hier war Nosferatu nicht nur Zeuge der Grausamkeiten, die dem Selbstherrscher heute nachgesagt werden, sondern er förderte diese zusätzlich durch erbarmungslose Anregungen. Doch auch diese Verbindung musste früher oder später ein Ende finden.
Als weitere Gegenspieler tauchen Erick van Hess und seine Mitstreiterin Chelsea auf, die zu einer Organisation Vampirjäger gehören. Die Menschen sind sich einig, vorerst im Hintergrund zu bleiben und zu beobachten – wäre Erick nicht so ein Querkopf. In seiner Lebensgeschichte spielen einige Unsterbliche eine mörderische Rolle. Sein abgrundtiefer Hass auf diese Spezies kann ihn leicht in Schwierigkeiten bringen.
Dennoch bleiben der große Plan sowie der oberste Befehlshaber des Vampirjäger-Verbandes erst einmal verborgen. Ferner bleibt der erste Teil ohne Abschluss und lässt den Leser sehnsüchtig auf die Fortsetzung warten.
Die Handlung ist gelegentlich ebenso gewalttätig wie turbulent, was sich auch in den Darstellungen niederschlägt. Genauso düster, blutig und morbide sind die Illustrationen, die hervorragend zur Thematik und zur Atmosphäre passen.
Gearbeitet wird mit Hell-dunkel-Kontrasten. Trotz vieler Schatten und Dunkelheit gibt es in den mit Liebe zum Detail gestalteten Bildern einiges zu entdecken. So beispielsweise Nosferatus Schattenbilder, die nicht nur aus einfacher Dunkelheit zu bestehen scheinen, sondern sogar ein Eigenleben führen. Generell sind die Charaktere gut getroffen und wirken ebenso wie die Farbwahl – viele kalte Blau- und Grautöne - angemessen. Gekonnte Schattierungen verleihen den Illustrationen Tiefe und runden diese ab.
Fazit: Erzählt wird eine interessante Geschichte um den ältesten bekannten Vampir der Welt. Der Spannungsbogen baut sich allmählich auf, indem fast jeder seine eigenen Ziele verfolgt. Das alles, verbunden mit den großartigen, düsteren und morbiden Illustrationen, garantiert mit "Nosferatu 1 - Si Vis Pacem" ein
unheimliches Lesevergnügen.
Allerdings gestaltet sich der - zwar überaus spannende - erste Teil mit nur knapp fünfzig Seiten als recht kurz und ist daher leider viel zu schnell ausgelesen.
Auf der Verlagsseite gibt es eine Leseprobe.