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Francis Gary Powers wird am 17. August 1929 in Kentucky als einziger Sohn von Oliver und Ida Powers geboren. Sein Vater wünscht sich für ihn eine Karriere als Mediziner, da Francis in einfachen Verhältnissen aufwächst. Doch schon als Jugendlicher, im Alter von vierzehn Jahren, entdeckt er seine Leidenschaft für das Fliegen. Diese macht er später tatsächlich zu seinem Beruf. Im Jahre 1950 tritt Powers in die United States Air Force ein und wird vier Jahre später als Oberleutnant auf der Turner Air Force Base stationiert. Dort lernt er auch seine erste Frau Barbara Gay Moore kennen.
Aufgrund seines ausgezeichneten Potentials tritt die CIA an ihn heran, um ihn als Piloten für ihre Zwecke einzusetzen. So wird Powers Flugzeugführer des ersten Spionageflugzeugs Utility-2. Seine Aufgabe ist es, Informationen über die Sowjetunion durch Luftaufnahmen von militärischen Anlagen und Einheiten zu sammeln. Am 1. Mai 1960 geht jedoch etwas schief. Francis Powers wird über der Sowjetunion abgeschossen, überlebt und wird zu drei Jahren Gefängnis und sieben Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Doch es ergibt sich die Möglichkeit eines Agentenaustausches.
Nach einer wahren Begebenheit."Feindgebiet" von Walter Pfenninger erzählt die wahre Geschichte des amerikanischen Piloten Francis Gary Powers, der zur Zeit des Kalten Krieges für die Central Intelligence Agency (CIA) Spionageflüge über der Sowjetunion unternahm. Um an Informationen über militärische Anlagen des Ostblocks zu gelangen, wurde ein Spionageflugzeugtyp entwickelt, dem es möglich war, in einer Höhe von 70.000 Fuß (über 21.000 Meter) zu operieren: die Utility-2 (U-2). Die Piloten nannten dieses Luftfahrzeug auch "Dragon Lady".
In Comic–Form werden der Arbeitsbeginn des Piloten Francis Gary Powers für die CIA, sein Absturz vom 1. Mai 1960 sowie die darauf folgenden Vorkommnisse grob geschildert. Die Geschichte beginnt am 10. Februar 1962 mit dem Austausch Powers‘ gegen den KGB-Oberst Rudolf Abel auf der Glienicker Brücke in Potsdam und springt von dort in die Vergangenheit: Zum Jahr 1956 auf die Turner Air Force Base, wo Francis Powers von der CIA angeworben wird. Von dort aus geht es ins Trainingslager, zu den Einsätzen und in den Arrest. Nebenbei erhält der Leser immer wieder Informationen über die U-2 und deren Weiterentwicklung.
Die Publikation erscheint als Softcover in einem handlichen Format.
Der Comic bleibt im Großen und Ganzen vage und fasst die Ereignisse nur grob zusammen. Die Zeitspannen während des Trainings, das Warten auf die Einsätze oder die Zeit der Inhaftierung hätten mehr Einzelheiten über die Zentralfigur enthalten können, damit sich der Leser mehr mit Powers verbunden fühlt. Diese Zeiträume werden gerafft und außer dargestellten Kartenspielen sowie sachlichen Informationen wird kaum Persönliches preisgegeben. Einen detaillierten Erfahrungsbericht von Powers nach dessen Verhaftung oder tiefgehende Gespräche kann der Comic nicht aufweisen. So bleiben einige Einzelheiten ungeklärt. Beispielsweise, wo genau die mit Curare vergiftete Nadel – zur Selbsttötung - von Powers während seiner Ergreifung und Durchsuchung versteckt wurde. So heißt es lapidar nach der ersten Kontrolle: "Er hat die Nadel nicht entdeckt." Danach weist ein zusammenfassender Text direkt darauf hin, dass Powers noch einmal den Ort wechseln muss, er wieder durchsucht und die Nadel dabei gefunden wird.
Die Entwicklung der politischen Lage stellt sich als wesentlich für Powers heraus und verzögert seine Freilassung immer wieder. Durch Nikita Sergejewitsch Chruschtschows (sowjetischer Regierungschef) Kontroverse mit Dwight David Eisenhower (34. Präsident der Vereinigten Staaten) ist für den Piloten erst einmal nicht an Freiheit zu denken. Unter der neuen Regierung Kennedys darf Powers wieder hoffen – doch dann kommt die Invasion auf Kuba dazwischen. Erneut muss er warten.
Da der Konflikt und die Vorkommnisse teilweise auf sowjetischen Boden stattfanden, wird vereinzelt russisch gesprochen. Die Übersetzungen sind nicht etwa als Fußnote auf der jeweiligen Seite zu entdecken, sondern hinter dem Epilog zu finden. Ärgerlich ist, dass die Seitenzahlen dort falsch betitelt sind, sodass sich der Leser mit der Suche nach der richtigen Textstelle befassen muss.
Trotz dieser Bürden vermittelt "Feindgebiet" keine (großen) Emotionen, daher lesen sich diese Begebenheiten wie in einem Sachbuch; dafür aber flüssig und in einer für das Auge angenehmen und leicht zugänglichen Schriftart. Zwischenzeitlich wird der Leser/Betrachter mit kleineren Textblöcken und (grobem) Kartenmaterial versorgt. Stellenweise kommen die Illustrationen indessen mit wenig bis gar keinem Text aus.
Im Anhang befinden sich ein Glossar, in dem flüchtig Namen und Bezeichnungen erläutert werden, sowie weitere Informationen über die U-2 und die Überlebenspackung der Piloten.
Die Illustrationen sind zwar einfach gehalten und als detailarm zu bezeichnen, wirken dadurch aber nicht weniger ansehnlich. Ihre Aussagekraft wird ebenfalls in keiner Weise beeinträchtigt. Einige Szenerien bestehen zum Teil nur aus wenigen Strichen und Linien. Auch Kolorierungen und Schattierungen werden nur sparsam eingesetzt. Zumeist sind die Zeichnungen nur in Schwarz-Weiß, Graustufen sowie einem hellen Blauton oder einigen Orange-Nuancen / Apricot-Tönen gehalten. Eine wirkliche Farbenvielfalt wird nicht geboten. Das wiederum lässt die Zeichnungen auch nur als solche erscheinen und es wird kein wirkliches Leben eingefangen.
Fazit: "Feindgebiet" eignet sich als Doku-Comic und kann eventuell als Einstiegswerk respektive als auflockernde Quelle für historisch interessierte Personen nebenher zur Hand genommen werden. Als absolute (und einzige) Informationsquelle zu Francis Gary Powers sind die Informationen jedoch sehr allgemein gehalten.
Leser, die einen Agenten-Comic mit reichlich Spannung erwarten werden hier wohl enttäuscht werden. Die Hauptperson bleibt zu unscharf und es wird keine emotionale Bindung zum Rezipienten aufgebaut, sodass dieser nicht um das Leben von Francis Gary Powers fürchtet, wodurch wiederum nur mäßig Spannung erzeugt wird. Aus diesem Blickwinkel: Alles in allem ein durchschnittliches Lesevergnügen.
Auf der Verlagsseite gibt es eine kurze
Leseprobe.