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Der renommierte Historiker Jaques Le Goff gilt als Experte für die Geschichte des europäischen Mittelalters. Nun erlebt sein bereits im Jahr 2004 erschienenes Buch "Die Geburt Europas im Mittelalter" eine Neuauflage als Teil der "Beck'schen Reihe" und ist als preisgünstiges Taschenbuch erhältlich. Auf 344 Seiten werden den Leserinnen und Lesern Einblicke in die weite Zeitspanne zwischen dem Ende des Römischen Reiches bis hin zum Beginn der Neuzeit gewährt und aufgezeigt, wie sich das Europa, so wie wir es heute kennen, aus dem Mittelalter heraus entwickelt hat.
Der Aufbau des Buches erfolgte nach chronologischen Phasen und verläuft folgendermaßen:
"Die Empfängnis Europas (4. – 8. Jahrhundert)", "Ein fehlgeborenes Europa: Die karolingische Welt (8. – 10. Jahrhundert)", "Das erträumte und das mögliche Europa des Jahres Tausend", "Das feudale Europa (11. – 12. Jahrhundert)", "Das 'schöne' Europa der Städte und der Universitäten (13. Jahrhundert)", "Herbst des Mittelalters oder Frühling neuer Zeiten?". Beschlossen wird das Buch durch ein neunseitiges Resümee sowie den Anhang.
Am Anfang des Buches wird zudem ein kurzer Überblick über die Lage vor dem Mittelalter gegeben. Hier finden sich Informationen zu Geographie, dem antiken Erbe sowie ein "Ausblick auf die mittelalterliche Genese Europas" als Einführung und prinzipielle Verortung. Anschließend folgen die sechs großen Kapitel, welche die jeweilige Epoche anhand bestimmter Meilensteine wie wichtigen Ereignissen oder Personen beschreiben und näher beleuchten.
Auch wenn die Seitenzahl von 344 ganz passabel wirkt, besonders stattlich ist sie trotz allem für die Darlegung solch eines umfangreichen Zeitalters nicht gerade, muss doch angemerkt werden, dass sich der eigentliche Text auf lediglich 270 Seiten beschränkt. Der Rest des Buches besteht aus dem Anhang, der zwei Übersichtskarten, ein Personenregister, eine Zeittafel sowie Anmerkungen enthält, besonders aber eine sehr ausführliche Aufstellung mit Literaturhinweisen.
Um dennoch die gesamte Zeitspanne des langen Mittelalters abdecken zu können, wurden die einzelnen Unterpunkte der jeweiligen Kapitel relativ knapp gehalten. Dies führt jedoch auch dazu, dass der Autor zielgerichtet zum Punkt kommt und nicht vom Thema abschweift. So sind die Ausführungen klar und prägnant und halten sich nicht mit Nebensächlichkeiten auf. Allerdings passt der Schreibstil Le Goffs nur bedingt zu dieser Art der Informationsvermittlung. Zwar ist seine Art zu schreiben sehr eingängig und leicht verständlich, doch seine langen, verschachtelten Sätze hemmen den Lesefluss immer wieder. Besondere historische Vorkenntnisse sind zur Lektüre des Buches nicht vonnöten, eine grundlegende Allgemeinbildung reicht völlig aus, um den Inhalten folgen zu können.
Der Aufbau des Buches mit seiner Unterteilung der Epochen in die wichtigsten Meilensteine der Geschichte überzeugt. Dadurch lässt sich das Buch auf zwei verschiedene Arten lesen. Entweder ganz klassisch vom Anfang zum Ende, oder aber die Leserinnen und Leser picken sich einzelne spannende Punkte heraus und lesen sich ganz nach Interesse quer durch das Buch. Wie dem auch sei, beides funktioniert und die einzelnen Texte sind so geschrieben, dass sie sowohl separat von einander als auch im Anschluss gelesen werden können.
Fazit: Trotz der enormen Informationsfülle gelingt es dem Autor, einen roten Faden durch das Buch zu spannen und diesen nicht aus den Augen zu verlieren. Ein hervorragendes Buch für alle geschichtsinteressierten Laien, das sich leicht lesen lässt und viele spannende Aspekte beleuchtet, von der Geburt Europas im Mittelalter bis zu unserem heutigen Europa, in welchem das mittelalterliche Erbe noch immer nachwirkt.
Eine Leseprobe gibt es auf der
Verlagsseite.