Luna ist ein Orca-Wal, der 1999 als erstes Kalb einer Orca-Kuh geboren wurde. Von den Behörden als L98, Kalb von L97, bezeichnet, verschwand der junge Orca im darauffolgenden Jahr spurlos und wurde für tot gehalten - bis er im Sommer 2011 an der Küste von Vancouver Island, in den Gewässern des Nootka Sound wieder auftauchte. Der gerade einmal zwei Jahre junge Orca suchte die Nähe von Menschen und wurde von den ansässigen Mowachaht-Muchalaht-Indianern als Reinkarnation ihres gerade verstorbenen Häuptlings Ambrose Marquinna betrachtet, der vor seinem Tod ankündigte, als Schwertwal zurückzukehren.
Doch nicht nur die Indianer verehrten den Wal, auch die restliche Bevölkerung freute sich über die Zutraulichkeit des Orcas, der immer wieder zu den Schiffen kam, sich streicheln lies und mit den Menschen spielen wollte. Doch die Behörden sahen die Gefahr, die in einer zu engen Bande zwischen dem Orca und den Menschen bestand und verbaten den Kontakt, in einer weiteren Stufe sogar das Betrachten des Tieres. Doch Luna hielt sich nicht an die Anordnung der Behörden und suchte immer wieder die Nähe zum Menschen. Die Einheimischen waren gespalten: Die Indianer verehrten Luna, andere Anwohner freuten sich über das Tier und wollten sich um es kümmern und wiederum andere wollten sein schnelles Verschwinden herbeiführen, da es teilweise Boote beschädigte.
Als das Fischereiministerium in Ottawa einen Transport des Tieres zu seiner gefundenen Familie veranlasste, boykottierten die Indianer - anscheinend mit großer Zustimmung der Mehrheit der restlichen Bevölkerung - den Transport, da sie befürchteten, der Wal käme bei dem Transport zu Schaden beziehungsweise er würde in ein Aquarium abgeschoben. Doch damit ist die Geschichte des Orcas Luna noch nicht zu Ende ...
Die traurige Geschichte des jungen Orcas Luna ist äußerst berührend und herzzerreißend. Sie wird von einem Journalistenpärchen gefilmt und erzählt, das für eine kleine Story an die Gewässer des Nootka Sound reiste und dann drei Jahre wegen des Wals blieb. Doch so sehr die Geschichte des Wals den Zuschauer rührt und so sehr er sich ein anderes Ende für Luna wünscht, hier steht die Dokumentation auf dem Prüfstand und diese weist deutliche Mängel auf, die nicht verschwiegen werden können.
Erzählt wird die Dokumentation aus Sicht der beiden Journalisten; Aufnahmen von Luna wechseln sich mit Statements der in das Geschehen integrierten Menschen - sowohl von der Behörde als auch von Anwohnern - ab. Die Qualität der Aufnahmen sind jedoch für eine DVD absolut minderwertig. Klar könnte nun ins Feld geführt werden, dass es teils Originalaufnahmen zu sein scheinen, die nicht von den Journalisten stammen, aber andere Dokumentationen haben gezeigt, wie Produzenten selbst nur mit Schwarz-Weiß-Fotografien eine mehrstündige Dokumentationsreihe stimmungsvoll inszenieren können - hier liegt sogar Videomaterial vor! Auch die Aufnahmen, die allem Anschein nach von den Journalisten kommen, können nicht überzeugen. Vielmehr handelt es sich um eine Aneinanderreihung von klischeebehafteten, tausend Mal gesehenen Bildern eines Orcas.
Generell wünscht sich der Zuschauer mehr Objektivität bei einer Dokumentation als es hier der Fall ist: Die Seite der Journalisten ist deutlich und auch wenn Statements der Behörden immer wieder eingeblendet werden, so erfolgt keinerlei objektive Betrachtung der Ereignisse. Die Behörden sind schlecht, die Walfreunde sind gut, Wissenschaftler kommen erst gar nicht zu Wort - hier wird eine deutlich mitleiderregende und sehr subjektive Stimmung (natürlich gegen die Behörden) erzeugt. Keine Frage, Lunas Geschichte ist tragisch, aber entweder machen die Produzenten einen Spielfilm daraus oder sie werten eine Dokumentation mit ein bisschen Objektivität und fachlich wertvollen Beiträgen auf.
Fazit: Lunas Geschichte ist herzzerreißend und verdient eine vernünftige Dokumentation. Das Videomaterial ist unprofessionell, von schlechter Qualität und sehr klischeebehaftet zuammengeschnitten; die Sichtweise ist absolut subjektiv und färbt die Akteure in Schwarz und Weiß - Gut und Böse. Bonusmaterial gibt es übrigens auch nicht auf der DVD.