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Erwin Jänsch hat sich die Mühe gemacht und mehr als 350 Romane, Erzählungen und Kurzgeschichten über Vampire und vampirähnliche Geschöpfe von 250 Autoren zusammengetragen.
Dabei wird ein Zeitraum von knapp zweihundert Jahren abgedeckt, angefangen 1801 bei Theodor Arnolds Erzählung "Der Vampir" bis hin zu Nancy Bakers Roman "Blutgesang" von 1995. Natürlich kann bei einer solchen Arbeit kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben werden, aber das liegt auch gar nicht in der Absicht des Autors. Vielmehr soll das Buch die wichtigsten und spannendsten Vampirgeschichten vorstellen und dabei ist es egal, ob es sich um einen Roman, eine Kurzgeschichte, ein Kinderbuch, einen Comic oder um einen Heftroman der sogenannten Trivialliteratur handelt.
Mit informativen Texten über Autor und Inhalt stellt Erwin Jänsch die einzelnen Publikationen vor, oft ergänzt mit interessantem Bildmaterial.
Einen großen Wert legt der Verfasser natürlich auf die Klassiker des Genres, so sind dem König aller Vampire, "Dracula", und seinem Schöpfer Bram Stoker gleich 21 des 370 Seiten starken Nachschlagewerkes gewidmet.
Aber auch die oftmals weniger bekannten Begründer der vampirischen Literatur werden ausführlich vorgestellt, zum Beispiel Joseph Sheridan Le Fanus "Carmilla", eine lesbisch angehauchte Vampirin, welche Bram Stoker zum Teil inspirierte, aus dem rumänischen Feldherren Dracula einen blutsaugenden Untoten zu machen.
Namen wie John Polidori, Edgar Allen Poe, Nikolai Gogol, Guy de Maupassant, Theophile Gautier fehlen ebenso wenig wie neuere Vertreter des Genres, allen voran H.P. Lovecraft, Robert Bloch, Colin Wilson oder auch E.F. Benson. Auch Stephen King, Wolfgang Hohlbein und natürlich Anne Rice fanden Eingang in dieses Lexikon. Hierbei ist hervorzuheben, dass nicht nur die Publikationen mit Vampiren und anderen blutsaugenden Geschöpfen Erwähnung fanden, sondern auch das nicht-vampirische Werk des jeweiligen Autors näher beleuchtet wurde.
Eine ausführlicher Bibliographie erzählender und sekundärer Literatur vervollständigen das Vampir-Lexikon.
Leider weist das Buch eine Menge Druckfehler auf, die hoffentlich bei späteren Auflagen ausgemerzt werden.
An einigen Stellen hat es sich der Verfasser bedauerlicherweise auch zu einfach gemacht und einfach die Klappentexte der Bücher abgetippt beziehungsweise ganze Passagen einfach zitiert.
Wo eigenständige Texte verwendet wurden, ist allzu oft eine persönliche Wertung von Erwin Jänsch eingeflossen, die nicht immer mit dem Geschmack des Lesers konform geht und deshalb häufig stört.
So ist es klar ersichtlich, was der Verfasser vom Werk des John Sinclair-Erfinders Jason Dark hält oder vom Autor des ersten deutschen Horror-Heftromans überhaupt, nämlich Dan Shocker.
Für den versierten Kenner der Vampirliteratur machen sich auch schnell Fehler oder schlecht recherchierte Fakten erkenntlich.
Bei der Beschreibung des amerikanischen Autors Raymond Giles stellt Jänsch die Kurzgeschichte "Blutwitterung" vor und den Roman "Nacht der Vampire", ohne allerdings dem Leser zu vermitteln, dass die Kurzgeschichte einfach ein extrahiertes Kapitel aus dem Roman ist.
Ein ähnliches Phänomen geschieht bei der Erzählung "Draculas Hochzeit" und dem Roman "Draculas Tochter" aus der Feder von Mallory T. Knight.
Oberflächlich betrachtet ein gut recherchiertes Buch, welches aber bei näherem Betrachten seine Fassade der Professionalität zu verlieren droht und wenig Eigenständigkeit aufweist.
Trotzdem ist es ein informatives und vor allem unterhaltsames Buch über die Vampir-Literatur und ihre Schöpfer.