Programmieren ist eine merkwürdige Angelegenheit. Wer es nicht kann, hat Respekt vor den meist einfachen Mechanismen. Wird dann das Konzept verstanden, kann theoretisch alles an Software geschrieben werden. Von Null auf Hundert.
Herr Schrödinger, die fiktive begleitende Figur in diesem Werk, muss eine neue Programmiersprache erlernen: C++. Der Autor Dieter Bär, zufälligerweise ein Freund von Schrödinger, erklärt sich höflich bereit, Schrödinger in die Welt von C++ einzuführen. Doch damit das nicht zu schwerfällig wird, lockert Bär die Lektionen auf. Mit Katzenphobie, WoW und Humor geht es frisch an Werk.
"Schrödinger programmiert" oder zumindest versucht er es und bietet so dem Leser die Möglichkeit, die Sprache C++ von Grund auf zu erlernen. Denn, wenn ein Typ wie Schrödinger das schafft, dann ist es für uns doch ein Leichtes, oder?
Diese Frage kann sehr leicht und erfreulich mit Ja beantwortet werden, denn Bärs Buch orientiert sich beim Aufbau und beim Design sehr an den bei uns etwas weniger bekannten "Head First"-Werken. Diese und insbesondere auch das hier besprochene Fachbuch überzeugen durch den spielerischen Umgang mit dem Leser. Weitab davon, dem Lernenden trockenen Stoff in schier nicht endenden Kapiteln zu servieren, sind die einzelnen Lektionen nicht nur vom Schreibstil locker gehalten, sondern auch die gesamte Gestaltung nimmt den Staub aus den Seiten - allerdings, und das ist das Bemerkenswerte an dem Werk, ohne das Erlernen von C++ zu veralbern oder zu verniedlichen. C++ ist und bleibt ein mächtiges Biest in der Sprachenwelt.
Dabei sorgt das Layout des Buches für eine angenehme Arbeitsweise. Drei Farben (Grün, Lila und Orange) zeigen an, ob derzeit die Theorie zu einem Kapitel vertieft wird, Aufgaben an Schrödinger und somit an den Leser gerichtet sind oder Bär auf häufig gemachte Fehler und allgemeine Fehlerquellen verweist. Mit einem Blick auf die Seite ist also sofort klar, was gerade vom Leser gefordert wird. Eine brillante Strukturierung, die in den derzeitigen Fachbüchern so nur selten auftritt. Generell ist das Werk durch den farbigen Druck stark im Vorteil, auch wenn einige Seiten beinahe in der Farbe ertrinken. Dazu passend sorgt das Aufbrechen von altbekannten Darstellungsmustern durch den Einschub von Handschriften, Bildern, Skizzen, Sprechblasen und vielem mehr dazu, dass die Motivation und der Spaß beim Erlernen einen hohen Stellenwert erreichen und halten. Auch, und das sei an dieser Stelle noch einmal betont, wenn C++ durchaus seine Tücken hat, die jeder irgendwann zu spüren bekommt.
Inhaltlich ist das deutlich über 600 Seiten starke Werk in siebzehn Kapitel aufgeteilt. Diese aufzulisten ergibt hier keinen Sinn, denn das Werk richtet sich an Einsteiger, also entweder wirklich blutige Anfänger oder Leser, die gerne C++ als weitere Sprache ganz neu erlernen möchten. Wer diese Grundvoraussetzung (und den Spaß) mitbringt, den erwarten Kapitel in einer didaktisch sinnvollen Reihenfolge. Stück für Stück werden der Computer eingerichtet und die Konzepte erklärt. Von der Auswahl einer Entwicklungsumgebung über die Definition von Computerprogrammen bis hin zu Streams, Templates und einem Ausblick in den neuen 11er Standard ist alles dabei. Fortgeschrittene und mit C++ Vertraute werden etwas weniger Spaß an diesem Werk haben, da es einfach gehalten ist und den Einsteigern C++ näherbringt.
Kurzum: "Schrödinger programmiert" und das in Farbe. Das Layout der Seiten ist genial, der Farbeinsatz der dazugehörige i-Punkt. Didaktisch sind die Lektionen sauber strukturiert, der Lernspaß treibt den Leser an und nicht selten wird das Buch viel später aus der Hand gelegt als gedacht. Trotz der Lockerheit sind alle wichtigen Teile zum Begreifen von C++ 10/11 in diesem Werk vorhanden. Dieter Bär, eine Wahnsinns-Leistung. Eine absolute Empfehlung!
Informationen zum Buch und einige ausgewählte Seiten können auf der Verlagsseite eingesehen werden.