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Ein rätselhaftes Testament erfordert von Claude Montanas Erben ganzen Einsatz. Der erhängte Montana äußert in seinem letzten Willen, dass ein Film, dessen Drehbuch er geschrieben hat, verfilmt werden muss. Dabei müssen sein Sohn und ein alter Freund wichtige Rollen übernehmen. Nach und nach verschieben sich die Grenzen zwischen Film und Realität. Ist das Werk Fiktion oder doch eine Autobiographie - und wie endet der Film?
Astrid Meirose und Volker Pruß, bekannt für ihre Hörspielserie "
Schattenreich", führen den Hörer mit der neunten Folge von Mindnapping ganz auf den Spuren der bekannten David Lynch-Filme.
Für den Hörer bedeutet es, dass die erzählte Geschichte "Montana oder Eine seltsame Schleife" dem selbst gestellten Anspruch der Serie mehr als gerecht wird. Die Story ist wild verschlungen und enthält an jeder Ecke eine Wendung oder eine Zweideutigkeit. Leichte Hörspielkost, die nebenbei im CD-Player läuft, ist das definitiv nicht.
Wer sich die knappe Stunde Spielzeit nimmt und aufmerksam an die Sache herangeht, wird belohnt. Die Handlung ist zwar fordernd, was im Booklet auch unverhohlen zugegeben wird, aber interessant gestaltet. Abgesehen von der Verflechtung zwischen Wahrheit und Fiktion, altem Indianerglauben, dass ein Zwilling immer böse sei, und den vielen Wendungen im Stück, überzeugt diese Folge durch ihre technische Umsetzung.
Dazu zählt als Erstes die Musik. Die Klänge, die durchaus an das High Noon im Western erinnern, unterschwellig bedrohlich und fordernd, legen sich phantastisch unter die erzählte Geschichte. Gleichzeitig wirkt die Musik auch so fremd, dass sie hervorragend zur Aussage der Geschichte passt.
Generell ist diese Episode ein Paradebeispiel für eine handwerklich meisterliche Umsetzung. Der nicht vorhandene Erzähler wird hier durch die Ansagen von Claude Montana beim Diktieren seines Drehbuchs ersetzt. So verschwimmen Erzählung und Geschichte bereits zu einem frühen Zeitpunkt und lassen sich wahrlich nicht mehr trennen. Die hinzukommenden Zeitsprünge sorgen dann letztendlich dafür, dass der Hörer wirklich meint, auf einem Möbiusband gefangen zu sein. Einmal im Kreis gelaufen und doch ist die Ausgangslage nun völlig anders.
Die Sprecherliste ist wieder etwas länger als bei der vorherigen Folge. Im großen und ganzen sorgen jedoch Anne Moll, Douglas Welbat, Peter Weis und Gordon Piedesack dafür, dass der Hörer förmlich gepackt und mitgeschleift wird. Aber auch die vielen anderen, wie Konrad Halver oder Julia Fölster, leisten gute Arbeit. Die technische Umsetzung von MindNapping ist wieder einmal gelungen.
Kurzum: "Montana oder Eine seltsame Schleife" ist eine der Folgen, die öfter gehört werden wollen, denn beim ersten Mal erfasst kaum jemand alle Möglichkeiten und Anspielungen. Auch wenn das relativ offene Ende - jeder darf seine eigenen Schlüsse ziehen - Geschmackssache ist, überzeugt die Folge. Verwirrend und stark gemacht: ein typisches MindNapping eben.
Eine Hörprobe ist auf der Audionarchie-Seite zu finden.