Im Hause Banks herrscht strikte Disziplin und Ordnung. Der Hausherr erwartet unbedingten Gehorsam von seiner Frau und den beiden Kindern. Es könnte perfekt funktionieren, doch aus irgendeinem unerfindlichen Grund kündigen die Kindermädchen, die eingestellt werden, schon nach kürzester Zeit.
Also sieht sich Mr. Banks gezwungen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Er gibt eine Annonce auf, in der er die zukünftige Gouvernante der Kinder auf das Genaueste beschreibt. Sie muss sehr streng, möglichst alt, sparsam und nervenstark sein. Dutzende willige Damen stehen vor seiner Tür bereit und Mr. Banks wappnet sich, er muss streng darauf achten, dass es diesmal die Richtige ist. Doch plötzlich kommt ein Sturm auf und alle Wartenden werden davon geweht. Und aus dem strahlend blauen Himmel schwebt eine hübsche junge Frau heran, die lacht und strahlt. Sie landet direkt vor der Tür der Banks und als diese aufgeht, steht sie als einzig verbliebene Kandidatin dort und tritt ein. Sie nimmt die Stelle an, bevor Mr. Banks auch nur einen Satz hervorbringt, und entschwindet Richtung Kinderzimmer.
Dort warten Jane und der kleine Michael und bereiten sich innerlich darauf vor, auch diese Kinderfrau schnellstmöglich aus dem Haus zu ekeln. Doch zu ihrem Erstaunen ist Mary Poppins furchtbar nett und räumt das Zimmer der beiden mit einem Schnippen ihrer Finger auf. Das wird eine tolle Zeit, da sind sich die beiden Kinder sicher. Und wirklich, was die drei zusammen erleben, das hätte niemand auch nur ahnen können. Sie reisen in ein Bild eines Straßenmalers, essen an der Decke eines Zimmers und noch viel unglaublichere Dinge geschehen, ehe der Wind sich dreht. Denn wenn sich der Wind dreht, das ist Mary Poppins klar, dann ist ihre Zeit bei den Banks beendet.

Ein Musical ist nicht jedermanns Sache. Meist singen die Schauspieler eher schlecht und die Geschichte kommt bei den ganzen Gesangseinlagen zu kurz.
Ganz anders diese Geschichte. Julie Andrews singt fantastisch, Dick van Dyke meistert seinen Part mit Bravour und sämtliche Schauspieler präsentieren sich in Höchstform. Robert Stevenson bringt die unglaubliche Geschichte der Mary Poppins mit einer Leichtigkeit auf Zelluloid (und im Jahre 2003 auch auf eine DVD), dass niemand, der sich den Film anschaut, auch nur eine Minute Langeweile erleben wird. Es wird ein wahres Feuerwerk an Spaß, Spannung, Unterhaltung und solch eine Fülle an Ideen präsentiert, dass es für zwei Filme gereicht hätte. Die 134 Minuten vergehen wie im Fluge und traurig ist man nur, dass es keine Fortsetzung geben kann. Mary Poppins ist einzigartig.
Dieser Film ist mein Lieblingsmusical und meine Kinder lieben Mary heiß und innig. Es stimmt einfach alles. Ideen, Schauspieler, Musik, Gesang, Kulissen, Kostüme, Zeichentrick-Elemente verdienen sich Bestnoten.
Die Verwandlung des Mr. Banks ist so gekonnt, dass man den Mann am liebsten in den Arm nehmen würde, wenn er es endlich schafft, seine Bank zu vergessen und mit seinen Kindern einfach nur spielen zu wollen.
Göttlich der Einfall, Mrs. Banks für Emanzipation auf die Straße ziehen zu lassen, im eigenen Haus aber regiert uneingeschränkt der Mann. Voller Ironie ihre Darstellung der folgsamen Gattin, die letztlich genau das macht, was sie für richtig hält. Kongenial Dick van Dyke als Bert und noch einen Tick besser als der alte Mr. Dawes.
Leider kenne ich die Buchvorlage von Mary L. Travers nicht (ISBN: 3791535773), doch sei angemerkt, dass es in Buchform die filmisch versagt gebliebene Fortsetzung gibt (Mary Poppins kommt wieder, ISBN: 3791535781).

Ehe ich ins Schwärmen komme, rate ich einfach dazu, diesen Film zu kaufen. Er ist ein Erlebnis für die gesamte Familie.

Die hervorragenden Extras der DVD:

- Disc 1: Disneys Liederauswahl; Neu aufgenommener Audio-Kommentar; Wissenswerte Kleinigkeiten

- Disc 2: Zusätzlicher Song: ’Chimpanzoo’; Die Musik im Film; Interaktives Spiel: ’Ich lach so gern’; Das Making Of: Supercalifragilisticexpialigetisch; Aubau einer Szene

- Galerie; Die Weltpremiere; Werbematerialien; Kurzfilm ’Eine verblüffend schlaue Katze’