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Roland Spranger legt mit "Kriegsgebiete" einen Regionalkrimi vor, der einen an einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) erkrankten Soldaten in den Mittelpunkt der Handlung stellt.
Nachdem Daniel Schramm aus dem Afghanistan-Einsatz zurück ist, hat sich sein Leben grundlegend geändert. Er hat massive Probleme seinen privaten Alltag zu meistern und schockiert sein Umfeld durch seine zum Teil sehr befremdlichen Handlungen. Seine Frau hat sich von Daniel getrennt und ist mit der gemeinsamen Tochter aus dem Haus der Familie ausgezogen. Mittlerweile bekommt Daniel Hilfe von einem Therapeuten, doch sein Leben unterscheidet sich ganz erheblich von dem der anderen Kleinstadtbewohner. Sein Tagesablauf ist straff organisiert, um ihm das Gefühl von Ordnung und Sicherheit zu geben. Bei einem seiner regelmäßigen Läufe entdeckt Daniel in einem See die Leiche einer jungen Frau. Schnell gerät er durch sein unpassendes Verhalten ins Visier von Polizei und Medien ...
Die spannende Geschichte kann auf mehreren Ebenen punkten. Dem Protagonisten wird viel Raum gegeben. Als Leser bekommt man einen sehr authentischen Blick auf das Leben des Heimgekehrten. Seine Existenznöte, seine Sorgen aber auch sein Seelenleben wird vor dem Leser ohne voyeuristische Züge ausgebreitet.Die Schilderungen von den Alltags-Auswirkungen der Krankheit wirken bisweilen bizarr, sind jedoch durchaus glaubwürdig.
Die Handlung des Buches ist zunächst nicht sehr zugänglich, was an dem dynamischen Einstieg und der sich anschließenden straffen Wendung der Erzählung liegt. Die zum Teil sehr klischeehaften Schilderungen tun der Verlauf nicht gut und passen nicht zur gut durchdachten Story. Insbesondere bei militärspezifischen Details, die im Hinblick auf den Protagonisten ja nun einmal wesentliche Bedeutung haben, wäre ein gründlicheres Lektorat oder mehr Recherche des Autors wünschenswert gewesen.
Nach den anfänglichen Hürden nimmt der Roman jedoch schnell Fahrt auf. Der zwiespältige Charakter des ausgegrenzten Soldaten kann überzeugen, wenngleich seine Handlungen gelegentlich Fragen aufwerfen. Nicht alle Merkwürdigkeiten werden im weiteren Verlauf der Handlung abschließend geklärt. Der ein oder andere Twist der Handlung will rückblickend nicht 100-prozentig plausibel sein - das schadet der Geschichte aber nicht nachhaltig.
Das Buch lässt sich angenehm schnell lesen, was im Wesentlichen an der verknappten und sehr modernen Sprache liegt. Schnelle und abgehackte Sätze prägen die Gedanken des Protagonisten. Zitate oder Musiktitel werden häufig zum Transport einer bestimmten Stimmung genutzt. Sofern der Leser jedoch kein ausgesprochener Musik- und Filmfan ist, geht hier viel Atmosphäre verloren.
"Kriegsgebiete" ist ein solider Regionalkrimi, der überzeugen kann. Der Einstieg wird dem Leser zunächst etwas schwer gemacht. Sobald die Handlung jedoch an Tempo zulegt, kann man das Buch nicht mehr weglegen.