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 Seine Toten kann man sich nicht aussuchen

Eine Polizistin erzählt

Autoren: Janine Binder
Verlag: Piper

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Wie stoppt man einen Geisterfahrer oder schafft es, eine ganze Herde blökender Schafe von der Autobahn zu räumen? Warum kehren geschlagene Frauen immer wieder zu ihren gewalttätigen Ehemännern zurück oder missbrauchen einige Bürger regelmäßig den Polizeinotruf? Fragen, die sich Janine Binder tagtäglich stellt und deren Beantwortung viel aus dem Alltag der jungen Polizistin verrät.

Sechzehn Jahre alt ist Janine Binder als sie von Ehrgeiz gepackt, einen letzten Sporttest besteht und damit alle notwendigen Voraussetzungen erfüllt, um Polizistin zu werden. Eine Entscheidung, die sie nicht bereut und deren Ergebnis in 26 ausgewählten Episoden aus ihrem bewegenden und nicht gerade ungefährlichen Dienstalltag anschaulich zum Ausdruck bringt. Ob simple Verkehrsunfälle, grausame Leichenfunde oder streitende Bürger. Der Leser ist jederzeit hautnah dabei, wenn die resolute Polizistin auf Streife fährt oder in Funkräumen und Dunkelkammern ihren Dienst versieht.

Ein vierjähriges Mädchen ist es, dem Janine Binder und ihr Kollege Christian gleich in der ersten Geschichte des Buches begegnen. Doch während gleichaltrige Kinder in einer liebevollen Familie aufwachsen und zum Spielen in den Kindergarten gehen, hofft die kleine Lisa nach dem schweren Sturz ihrer alkoholisierten Mutter auf einen Engel. Einen Retter in der Not, der sie aus der verwahrlosten Wohnung befreit und ihr etwas zum Trinken gibt.
Demgegenüber weniger hilflos, aber trotzdem der Willkür eines anderen Menschen ausgesetzt, ist eine Ehefrau, die sich regelmäßig von ihrem cholerischen Mann misshandeln lässt. Erst der schmerzhafte Abdruck eines heißen Bügeleisens auf dem Dekolleté und die ermahnende Worte einer engagierten Polizistin lassen ihre Liebe zu dem Angebeteten erkalten.

Einfühlsam, mit klaren Worten und einem Appell an die Gaffer unter uns, beschreibt Janine Binder ihren täglich Umgang mit Tätern, Opfer oder hilflosen Personen. Dabei lässt es sich die schreibende Polizistin nicht nehmen, ab und an eine lustige Begebenheit einzubauen oder einfach mal ihren Frust von der Seele zu schreiben. Denn genau dazu übt sie ihr ungewöhnliches Hobby aus. Und während einige ihrer Kollegen die Zigarette bevorzugen, um das Erlebte aushalten zu können, greift sie lieber zu ihrem Notfallschokoladenriegel und verarbeitet das Geschehene in einer ihrer nächsten Geschichten.

Fazit:
Interessant, glaubwürdig und zum Nachdenken anregend sind die Erzählungen der Kölner Polizistin Janine Binder, die es wunderbar versteht, ihre täglichen Erlebnisse in Worte zu fassen und den vielen hilfreichen Polizisten ein Gesicht zu geben.

Eine Leseprobe gibt es auf der Homepage der Autorin.

Dorit Wiebke



Taschenbuch | Erschienen: 10. November 2011 | ISBN: 978-3492273145 | Originaltitel: Seine Toten kann man sich nicht aussuchen | Preis: 8,99 Euro | 256 Seiten | Sprache: Deutsch

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