Einst beherrschten sie die Lüfte, doch die Zeit der Drachen ist lange vorbei. Und die neueste Generation von Drachen ist nur noch ein Zerrbild der Drachen von einst: Sie sind verkrüppelt, missgebildet und haben so vieles vergessen. Doch an Kelsingra, die Drachenstadt, erinnern sie sich alle. Und so zogen sie aus, begleitet von einer Schar Drachenhütern, um in Kelsingra eine bessere Zukunft zu finden.

Mittlerweile hat sich die kleine Gemeinschaft aus Drachen und Hütern zusammengerauft. Doch es ist kein leichtes Miteinander, da die Drachen oft launisch und unberechenbar sind und wenn sie wie die stolze Drachenkönigin Sintara auch noch unnahbar sind, ist es schwer mit ihnen umzugehen.

Auch ist die anstrengende Reise nicht spurlos an Drachen und Menschen vorbeigegangen. Zwar sind die Drachen zu aller Überraschung sogar noch gestärkt daraus hervorgegangen und beginnen damit langsam ihren stolzen Vorfahren zu ähneln. Aber die ständige Nähe zu den Drachen hat auch ihre Schattenseiten für die Hüter, die ohnehin schon schwer gezeichnet sind. Sie verändern sich zunehmend, bekommen noch mehr Schuppen, die Zähne werden spitzer und nicht wenige fürchten um ihr Leben, sollten die Veränderungen weiterhin so rasch voranschreiten. Doch die wohl größte Gefahr geht nicht von der Regenwildnis aus, sondern von der Gemeinschaft selber, denn in ihrer Mitte scheint es einen oder sogar mehrere Verräter zu geben, denen das Wohlergehen der Drachen nicht so sehr am Herzen liegt und die lieber früher als später ihr Ende herbeisehnen, um sich mit den Kadavern der Drachen ein Leben in Wohlstand zu sichern …

Eine Entwicklung, die, sollten die Drachen davon erfahren, das Leben aller bedroht und deren Zerstörungsgewalt noch größer sein könnte als eine Flutwelle, die die Drachen und ihre Hüter vor neue Herausforderungen stellt.

"Drachenkämpfer" ist der zweite Band in der "Rain Wilds Chronicles" von Robin Hobb. Dabei sind sowohl das Cover als auch der deutsche Titel eher irreführend, denn von echten Kämpfern oder Kriegern ist in diesem Buch weit und breit nichts zu sehen. "Dragon haven", der Originaltitel, ist da schon wesentlich aussagekräftiger und zutreffender, denn noch immer befinden sich die Drachen und ihre Hüter auf dem Weg nach Kelsingra, wo alle Beteiligten hoffen, eine neue Zuflucht zu finden, einen sicheren Hafen in einer Welt, in der verkrüppelte Drachen und stark gezeichnete Regenwildnisbewohner nicht willkommen sind.

Den Auftakt in diesem Buch gestalten wieder einmal die Taubenwarte Erek und Detozi, die mit ihren Alltäglichkeiten immer wieder eine Brücke zur fernen Heimat schlagen und den Leser sowohl mit amüsanten Anekdoten aus der Taubenwelt als auch mit brisanten Informationen aus Bingtown und Trehaug versorgen, die indirekt auch Bezug auf die Abenteuer haben.

Aber natürlich liegt das Hauptaugenmerk auf der kleinen Reisegruppe, bestehend aus Drachen, Hütern, zwei Jägern und der Besatzung des Lebensschiffes Teermann, die durch die Kaufmannsgattin Alisa und ihren Anstandsbegleiter Sedric verstärkt wird. Einen weiten Weg hat die Gruppe mittlerweile hinter sich gebracht und sie haben sich auch zusammengerauft - oder eben die Fronten klargestellt. Gerade deswegen ist die aktuelle Situation voller Spannungen. Spannungen zwischen einzelnen Hütern, deren Ansichten und Zukunftsvisionen auseinanderdriften und für Zündstoff sorgen, Drachenkonflikte, die denen der Menschen ähnlicher sind, als sie vielleicht zugeben würden, und, last but not least, nehmen auch die Spannungen zwischen Menschen und Drachen zu, da die Menschen zum Missfallen ihrer Drachen durchaus auch ihren eigenen Kopf haben.

Kein Wunder, dass die Handlung an sich auch weniger weit kommt, als man es bei der Dicke dieses Buches erwarten würde, doch Robin Hobb beweist wieder ihre Tiefgründigkeit und ihre Figuren haben sich außer einer Naturkatastrophe auch ihren privaten Konflikten zu stellen, die sowohl innerlich als auch äußerlich ausgetragen werden. Diese Tiefgründigkeit ist das Markenzeichen und beweist immer wieder, dass es keine große Action braucht, um einen Leser zu fesseln; echte Gefühle, die im Wesen einer lebendigen Figur verankert sind, tun es genauso, wenn nicht sogar besser.

Abgerundet wird das Ganze durch ein Happy End, welches nun wieder alles für den die Weiterführung nächsten Band möglich macht und man kann gespannt sein, wie es weiter gehen wird!

Eine Leseprobe ist auf der Verlagsseite zu finden.