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Ein Abenteurer zu sein, bedeutet üblicherweise, zu reisen. Selten hält es einen Glücksritter am selben Ort, stets zieht es ihn hinaus in die Fremde, um ferne Länder, unbekannte Regionen und neue Kulturen zu sehen. Doch in Aventurien ist eine Reise selten gefahrlos, tausend Widrigkeiten warten auf den ahnungslosen Wanderer. In den nördlichen Sümpfen kann jeder Fehltritt das klägliche Versinken in dem erbarmungslosen Moor bedeuten, in der Wüste Khom ist man Praios sengendem Antlitz schutzlos ausgeliefert. Aber das sind nicht die einzigen Gefahren einer Reise. Auch leichtfertige Planung und Vorbereitung kann schnell eine ganze Reisegruppe in den sicheren Tod führen. "Wege des Entdeckers" umfasst alle Themen, die mit dem Reisen zu tun haben, und gibt Hilfestellung für zukünftige Spieltermine, die sich auf den (oder abseits der) Straßen und Pfaden Aventuriens abspielen.
Der Band gliedert sich im Wesentlichen in zwei große Bereiche. Im ersten werden nach einer generellen Einführung in das Thema "Reisen" die einzelnen Landschaftsarten, die man durchqueren kann, genauer betrachtet. Interessant ist hierbei vor allem der Textkasten zu Beginn jedes Abschnitts, der die für den Spielleiter relevanten Informationen kurz und knapp wiedergibt. Was sind Beispiele für diese Geländeform? Welche Gefahren können dort lauern? Welche Wegstrecke kann ich im Laufe eines Tages durchqueren? Wie gut kann ich mich dort ernähren und orientieren? Dieser Bereich ist sehr ausführlich gehalten und fasst die Reisebedingungen bei der Durchquerung einer solchen Geländeform sehr gut zusammen. Einzig eine kurze Abhandlung über die obligatorische Kräutersuche wäre hier noch sinnvoll gewesen.
Der zweite Bereich widmet sich den einzelnen Schritten einer Expedition, begonnen bei der Ausrichtung und Planung einer solchen bis hin zum täglichen Kampf ums Überleben auf der Reise sowie den Widrigkeiten der verschiedenen Witterungen. Dieser umfangreiche Teil des Bandes enthält zudem zahlreiche regeltechnische Zusatzinformationen in separaten Textkästen von unterschiedlicher Brauchbarkeit.
Sehr positiv fällt hierbei vor allem eine relativ einfache Regelung zu der Frage auf, welche Ausrüstung ein Charakter mit sich führt. Die Qualität der Ausrüstung wird dabei in sieben Stufen aufgeteilt, von "(fast) keine Ausrüstung vorhanden" bis "nur das Teuerste und Beste". Abhängig von dem gewählten Wert kann auf einer separaten Tabelle gewürfelt werden, ob sich ein bestimmter Gegenstand (eingeteilt in Grundausrüstung, übliche Ausrüstung, Exotisches und Unwahrscheinliches) im Gepäck befindet oder nicht. Auch finden sich Listen mit den gebräuchlichsten Ausrüstungsgegenständen und so genannte Reisepakete, die den Einkauf im Rollenspiel wesentlich vereinfachen.
Ob Regeln zu einem Pferdesprung über eine gähnende Leere oder zu waghalsigen Kutschfahrten ebenfalls unbedingt in diesen Band gehören, ist diskussionswürdig, ebenso wie die Frage, ob es unbedingt weiterer Metatalente wie Pirschjagd, Ansitzjagd oder Hetzjagd bedarf.
Ein Anhang mit den wichtigsten Regeln im Überblick sowie einem dreiseitigen Index beschließt den Band.
Sehr schön und stimmungsvoll sind dagegen die aventurischen Quellentexte zur Einleitung größerer Abschnitte, welche in chronologischer Ordnung die Expedition eines Gelehrten aus der Sicht von dessen Schüler beschreiben. Teilweise gibt der entsprechende Text mehr über den Inhalt des folgenden Abschnitts wider als die dazu gehörenden neuen Regeln.
Die Innenillustrationen setzen sich wie gewohnt aus wiederverwerteten Zeichnungen und neuen Bildern zusammen, wobei letztere diesmal gefühlsmäßig überwiegen. Sehr schön sind die drei anachronistischen Aventurienkarten auf den Seiten 5, 141 und 143, von denen man sich gewünscht hätte, dass sie sich noch einmal als Handouts am Ende des Buches in einer Kartenlasche befinden.
Die Coverillustration dagegen ist mehr als gewöhnungsbedürftig. Sie zeigt das dynamische Bild einer Expeditionsgruppe im Dschungel, die sich gerade an einem Seil über den Abgrund zu einem alten Tempeleingang hangelt. Leider konnte es sich der Künstler nicht verkneifen, eine aventurische Variante von Lara Croft zu erschaffen. Dabei sind die unrealistischen anatomischen Proportionen der Figur noch weniger Aufreger als die Tatsache, dass sie eine Bolzenpistole in der linken Hand hält, die man im Schwarzen Auge allerhöchstens noch in Myranor findet. Ein überzeugendes Cover sieht jedenfalls anders aus.
"Wege des Entdeckers" hinterlässt einen etwas zwiegespaltenen Eindruck. Einerseits enthält der Band viele Informationen, die dem Spielleiter und den Spielern die Organisation kleinerer und größerer Reisen und Expeditionen am Spieltisch vereinfacht. Stellenweise hat man jedoch das Gefühl, dass einzelne Themen künstlich aufgebläht und unnötige Zusatzregeln geschaffen wurden, um Form und Länge des Bandes zu legitimieren. Für den Sammler und leidenschaftlichen DSA-Spieler ist "Wege des Entdeckers" sicher eine lohnende Anschaffung, ebenso eignet es sich für die Vorbereitung einer Expeditionskampagne, jedoch gehört es auch zu den Werken, auf die man notfalls verzichten kann.
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