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Einige Techniken und Fertigkeiten besitzt die Menschheit schon so lange, dass sie eigentlich als selbstverständlich hingenommen werden könnten; auch zur Zeit des antiken Griechenlands existierten etliche von ihnen wie der Getreideanbau, die Weinherstellung und verschiedene Handwerkskünste schon jahrtausendelang. Die Griechen aber hinterfragten diese großartigen und geradezu existenziellen Erfindungen und viele andere, und da ihre Herkunft nicht tradiert ist, bauten sie sie in ihre Mythologie ein und schrieben sie einzelnen Göttern zu.
Im hier besprochenen Buch werden einige dieser Mythen betrachtet, die auf Amphoren, Schalen und anderen Gebrauchsgegenständen abgebildet oder Gegenstand von Reliefs, Säulen oder Skulpturengruppen sind.
Das einleitende Kapitel erläutert die Historie der Erfindermythen und die Medien, mittels derer diese überliefert wurden. Es schließen sich die Mythen selbst an: zunächst jener von Demeter, die Triptolemos den Getreideanbau lehrt und ihn aussendet, die Menschen darin zu unterweisen – er ist ein Sohn des Paares, das die Göttin bei der Suche nach ihrer Tochter Persephone aufgenommen hat. Darauf folgt der Halbgott Aristaios, dem eine ganze Reihe landwirtschaftlicher Erfindungen zugerechnet werden, darunter Bienenzucht, Schaf- und Rinder-haltung und der Olivenanbau. Natürlich darf auch Dionysos, der Erfinder des Weines, nicht fehlen, und ganz wichtig ist zudem Athene – als Erfinderin der Auloi, eines der bekanntesten griechischen Musikinstrumente, das, von ihr weggeworfen, der Satyr Marsyas entdeckt und perfekt zu spielen lernt, und als Schenkerin des Ölbaums im Kontext eines Wettstreites mit Poseidon. Weiterhin gilt ein Titel dem Handwerk, insbesondere dem Kunsthandwerk, und hier treten Athene als Athena ergane und der Schmied Hephaistos, eigentlich wegen seiner Körperbehinderung aus dem Olymp verstoßen, in Erscheinung.
Abschließend geht es um den Beitrag der Archäologie, die Funde, die diese Mythen belegen und ergänzen, und die Bedeutung der aufgefundenen Motive.
Klaus Junker und Sabrina Strohwald widmen sich einem spannenden Thema. Der Leser lernt die Denkweise der Menschen aus dem 5. Jahrhundert vor Christus (und sich unmittelbar anschließenden Epochen) in Bezug auf ihre eigene Kulturgeschichte kennen und ihre Versuche, für sie ganz wesentliche Erfindungen und Techniken zu erklären. Doch nicht nur hierzu dienten die Mythen, sondern auch dazu, die Existenz der Götter zu beglaubigen und zu rechtfertigen.
Die Erfindermythen werden im Kontext der Überlieferungen zu den einzelnen Gottheiten und Ausschnitten aus deren persönlicher Geschichte vorgestellt, die mit den jeweiligen Erfindungen im Zusammenhang stehen. So lässt sich die Aussendung des Triptolemos durch Demeter zum Zweck der Verbreitung der Kunst des Ackerbaus nur verstehen, wenn man weiß, dass Demeter sozusagen inkognito bei seinen Eltern logierte, als sie ihre von Hades entführte Tochter suchte, und sich mit den Söhnen des Hauses befasste.
Als sehr interessant erweisen sich die vielen künstlerischen Zeugnisse, die sämtliche vorgestellte Mythen ergänzen. Ausgezeichnete Abbildungen dieser Objekte veranschaulichen die Texte und werden sorgfältig erläutert. Manchmal handelt es sich bei der Bestimmung einer abgebildeten Person um Vermutungen, die sich aber nachvollziehen lassen, weil sie sorgfältig begründet werden: Manches beigefügte Objekt bietet Hilfen.
Das Buch ist allgemeinverständlich gehalten und eignet sich deshalb auch für Laien und Fachfremde; allerdings werden die wichtigsten Grundkenntnisse der griechischen Mythologie vorausgesetzt.
Anschaulich und spannend, dabei sehr informativ – ein ausgesprochen empfehlenswertes Buch zur griechischen Kulturgeschichte!