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Ein Klassiker kehrt zurück. Viele Jahre lang war die Geschichte des Lorax von Dr. Seuss in deutscher Übersetzung nur antiquarisch erhältlich, nun wurde das Buch im Verlag Antje Kunstmann wieder aufgelegt und neu übersetzt.
Die Geschichte handelt von einem ambitionierten Unternehmer, der in die idyllische Welt des Lorax eindringt, in welcher herrliche Schwipp-Schwäne singen, Summerfische im klaren Wasser planschen und Braunfelliwullis in ihren Braunfellipullis unter den Trüffelabäumen spielen. Innerhalb kurzer Zeit baut der Unternehmer eine große, graue, stinkende Fabrik auf und fällt nach und nach alle Trüffelabäume, um aus deren buntem Tuff lauter Schnäuche zu stricken. Was ein Schnauch ist? Ein Schnauch ist etwas, das jedermann braucht und haben will und so lautet auch das Motto des Unternehmers "Jeder braucht einen Schnauch!", das er sehr erfolgreich vermarktet. Tiere und Bäume sind wehrlos gegen diese haltlose Zerstörung der Natur und so stellt sich allein der Lorax, ein kleines Wesen mit großem Schnurrbart dagegen. Er spricht für die Bäume und für all diejenigen, die sich selbst nicht zur Wehr setzen können und versucht vergeblich, den gierigen Unternehmer zur Vernunft zu bewegen.
"Der Lorax" ist ein Bilderbuch, das trotz des ernsten Themas und aller Tristesse, die im Buch entwickelt wird, dennoch einen Hoffnungsschimmer am Ende bereithält: Es ist noch nicht alles zu spät. Jede und jeder Einzelne kann etwas bewegen. Wenn wir es wirklich wollen, können der Lorax und seine Freunde zurückkommen. All dies möchte der Autor Dr. Seuss seinen Leserinnen und Lesern mit auf den Weg geben, und es stellt sich schnell die Frage, ob sich das Buch wirklich ausschließlich an Kinder richtet oder nicht vielmehr auch an die Erwachsenen, die das Buch gemeinsam mit den Kindern betrachten und die Texte vorlesen. So kann das Buch nicht nur Kindern ans Herz gelegt werden, gerade auch Erwachsene sollten es lesen und die Geschichte und das Schicksal des skrupellosen Unternehmers verinnerlichen. Dieser beraubt sich am Ende durch seine maßlose Gier selbst seiner Existenzgrundlage und lebt fortan einsam in einer Welt, in der sich die Natur völlig zurückgezogen hat.
Der amerikanische Kinderbuchautor Dr. Seuss gilt in englischsprachigen Ländern als eine der wahren Größen unter den Kinderbuchautoren und es gibt kaum ein Kind, das seine Bücher nicht kennt. Die Geschichten, zu welchen unter anderem auch der "Grinch", "Horton hört ein Hu" oder "Katze mit Hut" gehören, zeugen alle von großem Einfallsreichtum, wunderbarem Sprachwitz und viel Phantasie. Auch in Deutschland finden die wunderbaren Bücher von Dr. Seuss immer mehr Anhänger, wenn sich hier auch schnell die Schwierigkeit einstellt, eine adäquate deutsche Übersetzung zu finden. Älteren Kindern kann selbstverständlich nur das englische Original empfohlen werden, für die jüngeren Kinder gestaltete sich die Suche bisher als schwierig bis vergeblich. Zumindest für die bunte, schillernde Welt des Lorax kann nun jedoch Abhilfe geschaffen werden.
Nadia Budde versucht sich in der Ausgabe des Kunstmann Verlags an einer passenden Übersetzung aus dem englischen und sie macht ihre Sache gut. Eine angemessene Übersetzung ist nie einfach und wenn ein Text so von Sprachwitz, Allegorien und Wortneuschöpfungen strotzt wie dieser, macht es die Übersetzung nicht leichter. Blieb der erste Übersetzer des Buches Hans A. Halbey im Jahr 1974 noch sehr nah am Original, schien sich eine andere Übersetzung im Jahr 2000 sehr stark von der Vorlage zu lösen, was von den Leserinnen und Lesern nicht gerade gut aufgenommen wurde. Nadia Budde bleibt nicht ganz so stark am Original wie der erste Übersetzer, aber doch nahe genug, um die Texte nicht zu stark zu verfremden. Selbstverständlich gibt es immer wieder Sätze, die etwas losgelöst vom Original erscheinen mögen, oder die den Sprachwitz beziehungsweise den Zauber der englischen Begriffe etwas vermissen lassen, aber dennoch macht es großen Spaß, den Text des Buches zu lesen. Die Reime sind in sich stimmig und vor allem rhythmisch, so dass sie sich auch sehr gut vorlesen lassen. Die Wortneuschöpfungen sind durchaus gelungen, die Braunfelliwullis mit ihren Braunfellipullis sind einfach nur nett und auch die restliche Übersetzung stimmt in ihren Grundzügen und hält sich immer noch relativ nahe am Original.
Auch die Aufmachung und Gestaltung des Buches überzeugt. Papier- und Druckqualität sind hervorragend und tragen das ihre dazu bei, das dieses Buch auch nach häufigem Lesen und Anschauen immer noch einen guten Eindruck macht.
Fazit: Eine gelungene Neuübersetzung des Klassikers. Keine Übersetzung ist so gut wie das Original, das versteht sich von selbst, aber diese ist durchaus lesenswert.
Eine Leseprobe gibt es auf der
Verlagsseite.