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 Der Wind bringt den Tod


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Als die Hamburgerin Jule Schwarz in einem kleinen friesischen Dorf ein Windparkprojekt ins Leben rufen soll, würde sie am liebsten ihren Job bei dem Windparkbetreiber Zophiron hinschmeißen, denn nachdem sie vor Jahren versehentlich eine junge Frau überfahren hat, fürchtet sie sich panisch vor dem Autofahren.
Es gelingt ihr, diese Phobie zu überwinden und über Land zu fahren, aber ihren ersten Auftritt im Dorf überschattet ein Leichenfund. Die Tote ähnelt Jule überraschend stark. Und sie wird nicht die einzige Leiche bleiben, die im Dorf entdeckt wird.
Jule rennt mit ihren Versuchen, die Dorfbewohner für das Projekt zu öffnen, gegen eine Mauer der Ablehnung und des Schweigens an. Zum Glück gibt es noch einen "Fremden" im Dorf, einen der Ermittler in Bezug auf den Leichenfund. Jule und er müssen feststellen, dass in diesem Dorf fast jeder in der einen oder anderen Hinsicht eine Leiche im Keller oder anderswo liegen hat - und Jule ist zudem ins Visier eines psychopathischen Mörders geraten.

Ole Kristiansen ist ein Pseudonym, unter dem sich zwei Autoren zusammengeschlossen haben, die eigentlich in einem anderen Genre beheimatet sind – und ihr erster Krimi beziehungsweise Thriller ist keineswegs "von schlechten Eltern". Komplex aufgebaut, mit vielen raschen Perspektiv- und Szenenwechseln, bleibt er dennoch übersichtlich: Trotz des recht großen vorgestellten Personenkreises muss der Leser an keiner Stelle zurückblättern, um herauszufinden, "wer diese(r) X denn noch mal war". Das heißt aber nicht, dass die Auflösung zu früh zu durchschauen wäre oder es keine Spannung gäbe. Der Roman besteht aus einer raffiniert aufgebauten Handlung, die sich um verschiedene psychische Erkrankungen rankt, jedoch auch das brutale Geschäft mit den neuen Energien einbindet und, etwas überzeichnet, klischeehaft und stellenweise satirisch, die verschworene Dorfgemeinschaft analysiert und demontiert.
An den Charakteren irritiert ein wenig, dass fast alle von ihnen einen ziemlich massiven psychischen Knacks haben, ob sie nun aus dem Dorf stammen, beim Windparkbetreiber arbeiten oder als Psychotherapeuten und Polizisten. So nehmen auch Schilderungen und Aufarbeitungsversuche von solchen Störungen ziemlich viel Raum ein und entsprechend an etlichen Stellen die Spannung heraus, von der man sich an vielen Stellen mehr wünschen würde. Dass die Autoren atmosphärisch dichte und aus psychologischer Sicht packende Szenen verfassen können, zeigen sie immer wieder, doch über einige Strecken dümpelt die Handlung vor sich hin.
Bisweilen fehlt es auch den Charakteren an Schlüssigkeit. Die selbstbewusste Karrierefrau Ende zwanzig hat manchmal etwas irritierend Unreifes an sich und wirkt, obwohl am Polizisten und auch an einem anderen Mann interessiert, in amouröser Hinsicht ziemlich steril. Der Polizist wiederum ist zwar durchaus professionell bei der Sache, erzählt aber Jule, die er kaum kennt, Details aus den laufenden Ermittlungen, die er, wäre er authentischer, besser für sich behielte – freilich gäbe es dann ein Problem mit dem Handlungsverlauf.
Dennoch liest sich der Roman gut, aus stilistischer Sicht überzeugt er bestens, alle falschen Fährten werden sauber aufgelöst, die Handlung bleibt insgesamt stimmig. Man kann ihn zwar immer mal aus der Hand legen, will aber trotzdem wissen, wie es ausgeht. Und das bleibt angenehm lange offen. Nämlich bis zum fulminanten Schluss.

Verlagsseite zum Buch mit Leseprobe

Regina Károlyi



Taschenbuch | Erschienen: 1. Juni 2012 | ISBN: 9783423213769 | Preis: 9,95 Euro | 495 Seiten | Sprache: Deutsch

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