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Als George R.R. Martin 1996 "A Game of Thrones" veröffentlichte, ahnte niemand, nicht mal er selbst, welch weltweiten Hype er damit auslösen würde. "Das Lied von Eis und Feuer" wurde von Band zu Band (im Original mittlerweile fünf, in Deutschland zehn) erfolgreicher. Nicht zuletzt seit den beiden unglaublich aufwändig produzierten Fernsehstaffeln gilt diese Romanserie als die beste und erfolgreichste Fantasy-Reihe aller Zeiten - neben dem unerreichten "Herrn der Ringe".
Was lag da näher, als auch eine Comic-Adaptation zu kreieren. Wie aber kann man mehr als tausend Seiten komplexer Romanhandlung in einen Comic einfließen lassen? Nicht weniger als neun Personen schildern im ersten Roman ihre Sicht der Dinge, Dutzende, wenn nicht Hunderte Handlungsträger - im gesamten Zyklus sind es über eintausend Personen - galt es einzubauen, oder eben wegzulassen.
Unerwartet trifft Robert Baratheon, König von Westeros, in Winterfell ein. Lord Eddard Stark, Anführer eines der mächtigsten der sieben Königreiche von Westeros und alter Freund Roberts, soll die neue
Hand des Königs werden. Das bedeutet, dass Lord Eddard mit dem König nach King's Landing muss. Schweren Herzens trennt er sich von seiner Frau Catelyn und seinen Kindern, ahnen doch beide, wie gefährlich es ist, in diesen Zeiten Winterfell zu verlassen.
Währenddessen plant Viserys Targaryen, Sohn des vor fünfzehn Jahren gestürzten und ermordeten Königs Aerys II. wieder an die Macht zu gelangen. Er arrangiert die Hochzeit zwischen seiner dreizehn Jahre alten Schwester Daenerys Targaryen und Khal Drogo, dem mächtigen Anführer der kriegerischen Dothraki, die Essos, die Nachbarinsel von Westeros, beherrschen.
In Deutschland erschien im Juli 2012 der Sammelband, der im Original in sechs Einzelheften veröffentlicht wurde. Adaptiert von Daniel Abraham, gezeichnet von Tommy Patterson, koloriert von Ivan Nunes und übersetzt von Andreas Hellweg kann nun auf immerhin 192 Seiten nachgelesen werden, wie sich "The Game of Thrones" als Graphic Novel anfühlt.
Zwar fehlen die unterschiedlichen Blickwinkel und es sind auch nur achtzehn Handlungsträger an Bord, doch "sagt ein Bild oft mehr als Tausend Worte", sprich irgendwie ist dem Roman und seiner Handlung genüge getan worden. Der Leser kann der Geschichte folgen, versteht auch irgendwie, worum es geht. Aber ein Epos ist es nicht mehr. Allenfalls eine Abenteuergeschichte, die von einigen dramatischen Augenblicken abgesehen, dahinplätschert und nicht mal ansatzweise Komplexität verbirgt.
Bilder sind eben sichtbar gewordene Fantasie, ohne viel Spielraum und ohne Informationen, die der Leser sich im Buch mühsam zwischen den Zeilen herauspicken muss. Vor allem, wenn die Bilder so akkurat und exakt ausgearbeitet sind, wie die von Tommy Patterson. Jeder Charakter ist unterscheidbar, jedes Setting - sogar die Mauer - wirkt fast wie fotografiert. Insofern ist dieser Comic einfacher – er lässt sich schnell konsumieren, stellt zufrieden und begeistert sogar stellenweise. Doch der Tiefgang der Bücher, die epische Anlage der Handlungsträger und – Orte ist nicht vorhanden.
"The Game of Thrones" ist eine spannende, gelungene Graphic Novel. Doch eine adäquate Umsetzung des Buches ist sie nicht – und kann (will) sie auch gar nicht sein!
Wer eine ausführliche Leseprobe anschauen will, sollte
hier nachschlagen.