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Heute trennt das Mittelmeer Europa von Afrika. In der Antike war das anders. Das Mittelmeer verband alle angrenzenden Länder und Regionen zu einer historischen Einheit, die ihren Ausdruck nicht zuletzt im Römischen Reich fand. Das Fremde kam eher aus dem fernen eurasischen Hinterland. Nordafrika beispielsweise war Rom näher als Germanien und gehörte zu den wichtigsten Regionen des Reiches. Das Leben in der prokonsularischen Provinz africa lässt sich durch eine vergleichsweise sehr gute Quellenlage fundiert rekonstruieren. Der Zabern-Bildband "Die Römer in Tunesien und Libyen" von Francois Baratte fasst den Forschungsstand zusammen.
Das 140-seitige großformatige Buch ist in acht Kapitel gegliedert. Nach der Einleitung werden die geographischen, klimatischen und verwaltungstechnischen Gegebenheiten der römischen Provinz africa proconsularis dargestellt. Es folgen Kapitel zur urbanen Kultur, der sozialen Vielfalt in den ländlichen Gebieten, zur Geschichte der Provinz in der Spätantike und in byzantinischer Zeit. Ein Nachwort geht auf die Entwicklungen in nachrömischer Zeit ein.
Der Text wird fast auf jeder Seite durch Farbfotografien von Landschaften, Ruinen und Kunstwerken ergänzt. Mehrere Aufnahmen nehmen eine ganze oder eine Doppelseite ein. Im Anhang des Bandes findet sich eine Zeittafel sowie eine kurze Bibliographie.
Francois Barattes "Die Römer in Tunesien und Libyen" ist von der Aufmachung her ein typischer Zabern-Bildband. Ein einführender Text zum Forschungsstand wird mit zahlreichen sehr schönen Abbildungen aufgewertet. Leider ist das Zusammenspiel von Text und Fotografien in diesen Bildbändern von unterschiedlicher Qualität.
In diesem Band fragt sich der Leser häufig nach welchem Prinzip die Bilder ausgesucht wurden. So kann es passieren, dass ein Gebäude, eine Skulptur oder ähnliches nur in einem Halbsatz erwähnt werden und auf der folgenden Seite eine großformatige Abbildung von dem Erwähnten zu finden ist, während ein Kunstwerk in einem langen Absatz behandelt wird, aber in dem Band nicht visualisiert wird. Neben der Auswahl hätte auch die inhaltliche Einbindung des Bildmaterials besser sein können. Zwar wird wirklich auf jedes Bild im Text verwiesen, aber oft kann der Leser aus der Visualisierung keinen Mehrwert ziehen, weil zu wenige Informationen dazu im Text und in den Untertiteln der Fotos angeboten werden. Beides, die Auswahl als auch das Zusammenspiel zwischen Bildern und Text, ist in anderen Zabern-Bildbänden besser gelungen.
Das Buch bietet dennoch eine fundierte Einführung zu Leben, Kultur und Entwicklung der römischen Provinz africa proconsularis und der angrenzenden Gebiete. Die Vermischung von römischer, punischer und numidischer Kultur wird verständlich herausgearbeitet. Kritisch ist nur zu sehen, dass der Autor stellenweise zu sehr aufzählend von Beispiel zu Beispiel übergeht, wodurch das Buch etwas langatmig wird. Das Bildmaterial selbst ist ebenfalls gelungen und schön anzusehen. Gebäude und Landschaften sind so eingefangen, dass der Leser Lust bekommt, die Orte zu besuchen.
Fazit: Eine fundierte Einführung, die allerdings ein wenig kurzatmiger geschrieben sein könnte und mit ihrem an sich sehr schönen Bildmaterial didaktisch sehr viel besser umgehen könnte.