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Der forensische Anthropologe Dr. David Hunter führt ein durchaus bewegendes Leben. Nach dem Unfalltod seiner Frau und seiner Tochter vor einigen Jahren zog er hinaus in die Welt und begeisterte den Leser mit seinen spannenden Abenteuern, die so manche Narbe auf seinem Körper und seiner Seele hinterlassen haben. Doch genau in dieser Zeit, als seine Familie noch lebte, wurde der Grundstein für einen weiteren Fall gelegt, der ihn jetzt - acht Jahre später - wie ein Alptraum wieder einholt. Jerome Monk, ein mutmaßlicher dreifacher Frauenmörder, ist aus dem Gefängnis ausgebrochen und die Beteiligten der damaligen Suche nach den Leichen seiner Opfer, unter ihnen auch David, sind in großer Gefahr. David wird von alten Bekanntschaften wieder in den Fall verwickelt, der ihm näher geht, als er es sich hätte denken können ...
Simon Beckett bietet mit "Verwesung", dem vierten Thriller um den sympathischen Forensiker Dr. David Hunter, erneut einen spannenden Roman, der fesselt, aber auch seine Schwächen offen zeigt.
Der Einstieg erfolgt in der Vergangenheit und erzählt die Ausgangslage. Ein brutaler Mörder, der bei seiner Verhaftung noch über der Leiche gebeugt war, und zwei Leichen junger Mädchen, die die Polizei nicht finden kann: Das ist also der Stoff, mit dem Beckett seinen forensischen Anthropologen diesmal ins Rennen schickt. Hinzu kommen noch eine Portion Gefühle, eine Schüppe Beziehungen und einige Details, die die anderen drei Bände, beziehungsweise die Handlungen von Hunter, in ein anderes Licht rücken.
Doch der kurze Einblick in das Leben von David, Kara und der gemeinsamen Tochter Alice endet - bekanntermaßen - abrupt mit dem Tod der Frauen und Hunter geht seines Weges. Nun, im Hier und Jetzt, trifft er seine alten Kollegen, die auch schon vor acht Jahren mit ihm den Fall nicht lösen konnten, und ein brutales Spiel beginnt. Der ganze Roman ist sehr unterhaltsam verfasst, so wie Beckett es auch schon in den anderen Werken getan hat. Dabei geht der Autor auch in diesem Fall nicht sonderlich zimperlich mit seinem Protagonisten um und vermag es auf elegante Art und Weise die faszinierenden forensischen Informationen in die Erzählung einzuarbeiten. Das ist auch die Schwäche von "Verwesung", denn David Hunter ist in diesem Fall eher seiner Vergangenheit auf der Spur und bedient sich dabei mehr seines Bauchgefühls als der Wissenschaft. Die typische Arbeit, die jedes Mal wieder mit neuen interessanten Aspekten und Fakten gestützt wurde, fällt fast unter den Tisch. Eine Spannung wie beispielsweise bei der Arbeit auf der Insel im vorherigen Band und insbesondere die Atmosphäre kommen hier leider nicht auf.
Kurzum: Nach den über vierhundert Seiten, die dieses Taschenbuch hat, bleibt der Leser mit gemischten Gefühlen zurück. Die Geschichte ist spannend und gut erzählt. Die Forensik tritt allerdings in den Hintergrund und Vergangenheit, Freunde und Feinde drücken die Spannung. Kein typischer Hunter-Thriller, aber trotzdem unterhaltsam.
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