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"Bettgeschichten", die schönste Nebensache der Welt. In der heutigen schnelllebigen Zeit gibt es Erotik, Pornographie und Sex an jeder Ecke und in jedem Medium. Egal ob Mann und Frau, ob gleichgeschlechtlich, ob allein oder in der Gruppe, sie alle tun ES. Laut, leise, brav oder verrucht, jeder auf seine Art, mit seinen Vorlieben. In der Comic-Anthologie geht es nur um das Eine, das wirklich überall und nicht nur zu Hause im eigenen Bett stattfindet. Mit viel Freude und Abwechslung gehen die jeweiligen Hauptdarsteller zur Sache und das natürlich, übernatürlich oder gar ganz abstrakt ...
Auf knapp einhundert Seiten präsentieren achtzehn deutsche Independent-Künstler ihr Können in einer "Bettgeschichten"-Anthologie, die "Comics für Erwachsene" bietet. Querbeet werden Phantasien, Neigungen, Abenteuer oder nur platte Rein-raus-Action künstlerisch dargeboten.
Dabei sind einige Illustrationen beziehungsweise Comics gewöhnungsbedürftig und bedienen nicht gerade den Massengeschmack - genau der Anspruch der Herausgeber. Manche Figuren können sogar als "potthässlich" bezeichnet werden und sind genauso schäbig wie der Ort ihres Beischlafs. Absolut beabsichtigt.
Alle erotischen Zeichnungen sind in typischen Comicstilen verfasst und wagen sich nicht einmal ansatzweise an eine detaillierte oder realistische Darstellung heran. Somit können diese auch nicht mit Aktportraits oder ähnlichen Werken mithalten, da der Fokus auf den unanständigen, kurzlebigen "Geschichten" anstatt auf tiefgehenden Erzählungen liegt.
Auch trotz vieler expliziter Darstellungen sind die Comics nicht wirklich heiß. Einige von ihnen sind eher mit einem Augenzwinkern zu betrachten, denn sie verbinden Humor mit leichter Erotik. Wieder andere sind gar nicht erst zu nehmen, viel zu kitschig und auch deren Dialoge lassen zu wünschen übrig. Generell kommen die vorliegenden Werke ohne viel Text aus, der Fokus liegt auf den visuellen Aspekten. Ohne Frage sind alle Geschichten reine Geschmackssache, jedoch sind einige von diesen viel näher an idiotisch als an erotisch - was wirklich schade ist. Jemanden auf die Jeans zu "
pissen" ist (meist) kein guter Einstieg in einen Quickie, ebenso haben Vaginas, die als Portale dienen, einen denkwürdigen Beigeschmack - wortwörtlich.
Jedoch heben sich auch einige Geschichten positiv hervor, da sie sowohl inhaltlich als auch zeichnerisch gelungen sind. Zum Beispiel "Mittagspause" von
Maike Plenzke, "Koch de Luxe" von
Dinter & Klein oder "phallus impudicus" von
Calle Claus. Zumindest bieten diese Werke eine grundlegende Geschichte, einen nachvollziehbaren Handlungsverlauf oder einfach eine gute Pointe. Letztendlich verspricht das Werk aber mehr, als es halten kann. Sex gibt es zwar zur Genüge, aber weder die Atmosphäre noch die Verpackung des Aktes kann überzeugen.
Auf der letzten Seite befindet sich eine kurze Übersicht zu allen teilnehmenden Künstlern in der Reihenfolge ihrer Erscheinungsfolge. Ein bündiger Infotext erwähnt die bekannten Werke des jeweiligen Autors und gibt (wenn vorhanden) einen Verweis zum jeweiligen Webauftritt. Trotz des Softcovers ist die Qualität des Buches durchaus gelungen. Die Seiten bestehen aus einem stabilen und matten Papier, auf dem keine Fingerabdrücke zurückbleiben.
Fazit: Letztendlich bleibt nur mit einem Zitat zu schließen: "Das Ergebnis nennt man dann, ganz nach Standpunkt, Erotik oder Pornographie oder Kunst oder Schund [...]". In diesem Fall überwiegt die Enttäuschung, knisternde Erotik kommt nicht auf.