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Ein Jahr ist seit dem Blutbad am Lake Victoria vergangen, bei dem prähistorische Piranhas über die ahnungslose
Spring-Break-Partymeute hergefallen sind. Der See steht nun unter Quarantäne und man ist bemüht, der blutrünstigen Plage Herr zu werden. Die Meeresbiologie-Studentin Maddy (Danielle Panabaker) hat aber gänzlich andere Sorgen: Ihr geldgieriger Stiefvater Chet (David Koechner) will den familieneigenen Wasserpark mit einem zusätzlichen
adult pool und
water-certified Stripperinnen anstelle echter Bademeister aufwerten und als "Big Wet" neu eröffnen. Was Maddy nicht weiß: Um die enormen Kosten für den Wasserverbrauch zu senken, hat Chet ein Wasserloch angezapft, über welches er seinen Park illegal versorgt. Und genau dieser Brunnen ist über unterirdische Höhlensysteme mit dem Lake Victoria verbunden, aus welchem die Killerfische in andere Gewässer vorstoßen. Als "Big Wet" seine Pforten öffnet und die ahnungslosen Leute die Pools stürmen, ist das Buffet angerichtet …
Kritik zum Film:Mit harten Terrorfilmen wie "High Tension" oder "The Hills Have Eyes" etablierte sich der Franzose Alexandre Aja als Mann für schmerzhaftes Kino. Im Sommer 2010 servierte er dem hungrigen Genre-Publikum mit "Piranha 3D" eine saftig-derbe Schlachtplatte, deren überraschender kommerzieller Erfolg die einschlägig umtriebigen Brüder Harvey und Bob Weinstein zu einer Fortsetzung veranlasste. Da Aja kein Interesse an einem zweiten Teil bekundete, engagierte man kurzerhand John Gulager, den Regisseur der "Feast"-Trilogie, für das Sequel, das unter dem Titel "Piranha 3DD" in den Lichtspielhäusern seine Netze auswarf. Der Film lockt mit Taglines wie "Twice the Terror" und "Double the D's", doch was den Zuschauer erwartet, ist neben nacktem Fleisch und ein paar krepierenden
gory jokes vor allem die Enttäuschung darüber, dass "Piranha 3DD" seinem Vorgänger in keinster Weise das Wasser reichen kann.
Ajas Sommer-Splatter-Spaß – ein Quasi-Remake von Joe Dantes "Piranha" von 1978 – mag freilich kein raffinierter oder gar intelligenter Film gewesen sein und Freunden anspruchsvoller Horrorkost lediglich ein Kopfschütteln abgetrotzt haben. Stattdessen setzte "Piranha 3D" auf ein ebenso simples wie bescheuertes Grundkonzept, das er mit geradezu drastischer Konsequenz bis zum Ende durchdeklinierte: eine belanglose Story, feierwütige und promiske Jugendliche, fiese Ekel-Szenen am laufenden Band, nackte Haut und kultige Cameo-Auftritte von "Doc Brown" Christopher Lloyd, Tarantino-Spezi Eli Roth und Richard Dreyfuss ("Der weiße Hai"). Das Resultat war ein trashiger Party-Horror, der sich nicht um den guten Geschmack scherte und gleichermaßen ungemütlich wie spaßig daherkam – vorausgesetzt, man konnte sich auf den Film einlassen. Mit weniger Budget sollte "Piranha 3DD" – hierzulande unverständlicherweise in "Piranha 2" umgetauft – seinen Vorgänger übertreffen und ein deftig-witziges Splatter-Feuerwerk abfeuern.
Doch leider zündet dieses zu keinem Zeitpunkt, denn "Piranha 3DD" erreicht weder die visuelle Drastik noch den hässlich-kranken Humor seines Vorgängers. Stattdessen entpuppt sich das Sequel als ausgesprochen dürftiger Möchtegern-Funsplatter mit peinlichen Porno-Allüren, der nicht den geringsten Gedanken an Dramaturgie verschwendet; wo Ajas Schlachtplatte immer wieder einige durchaus beklemmende Momente heraufbeschworen hat, die bewusst mit den dazwischen eingestreuten lockeren Szenen (Stichwort: Unterwasserballett der nackten Nixen) kontrastiert haben, weiß Gulager offensichtlich nicht einmal, wie man "Spannungsbogen" buchstabiert. Bereits nach rund zehn Minuten versandet der Film in trockener Fadesse, die durch das nackte Fleisch nicht so recht aufgelockert werden will. Auch handwerklich versagt der Streifen im Vergleich zu seinem Vorgänger: Die Gore-Events wissen nur selten wirklich zu überzeugen, und selbst dann erzeugen sie zwar Ekel, aber Spannung und Entsetzen wollen sich dabei nicht so recht einstellen. So führt die Erkenntnis, dass der Uterus als temporäres organisches Aquarium für bissige Baby-Piranhas dienen kann, zu einem ungläubigen Kopfschütteln – begleitet vom Griff zum Bier, mit welchem man sich vor "Piranha 3DD" in die sichere Umarmung einer Alkoholvergiftung flüchten will. Der Film findet zu keiner eigenen Handschrift, lässt originelle Ideen vermissen.
Die Langeweile und die handwerklichen Mängel gipfeln im Finale in einer Massenpanik im Wasserpark, der irgendwie jede ordnende Hand fehlt: Die Szenen wirken wie zufällig runtergekurbelt und holprig zusammengeschnitten, das Blutbad mutet planlos und unfertig an und lässt in der Folge jedes Entsetzen vermissen – von der blutig-fiesen Drastik eines "Piranha 3D" weit entfernt. Auch das Drehbuch hat mit Schwierigkeiten
en masse zu kämpfen und liefert einfach zu viele Facepalm-Momente. So agieren die Figuren oftmals ziemlich dämlich, etwa ein afroamerikanischer Aquapark-Angestellter (Vorsicht, Klischee-Alarm!), der in Ermangelung einer echten Sexualpartnerin tagein, tagaus die Wasserstrahldüse eines Pools beglückt. Die eingestreuten Jokes zünden nur selten, dafür sind sie zu platt, zu geschmacklos oder zu schlecht getimt. Tatsächlich hat der Film nur eine herrliche Line zu bieten, doch die hat es dafür in sich: "Josh cut off his penis because something came out of my vagina!"
Der Cast setzt sich aus größtenteils unbekannten Gesichtern zusammen, die mittelprächtig agieren, ohne irgendwie in Erinnerung zu bleiben – zumal die deutsche Synchro fast schon als Katastrophe zu bezeichnen ist. Nennenswert sind hier lediglich die obligatorischen, aber leider recht kurz geratenen Cameos von Christopher Lloyd und Ving Rhames, der in "Piranha 3D" seine beiden Beine den urzeitlichen Killerfischen opfern musste und dieses körperliche Manko nun mit Prothesen der Marke "Planet Terror" zu kompensieren versucht. Den Vogel schießt aber der selbstironische Auftritt von David Hasselhoff ab, der seine Karriere von "Baywatch" bis zum "SpongeBob"-Kinofilm augenzwinkernd selbst demontiert. Tatsächlich sind die Handvoll Szenen, in denen ein sichtlich gealterter "The Hoff" seine Paraderolle – den Mann mit dem roten Rettungsboard – auf die Schippe nimmt, die besten Minuten, die der Film zu bieten hat. Doch auch ein Mitch Buchannon kann den Streifen leider nicht vor dem qualitativen Absaufen retten, dafür ist der Rest einfach zu schlecht und sterbenslangweilig obendrein …
Unterm Strich ist aus "Piranha 3DD" ein enttäuschend lahmer Piranha-Trash ohne den rechten Biss geworden, ein peinlicher Beinahe-Porno, mehr dämlich als amüsant trashig, von Anfang bis Ende langweilig und handwerklich ziemlich dürftig. Das Ende lässt die Option eines Sequels offen und weckt dabei (beabsichtigt?) Erinnerungen an die "Tremors"-Reihe. Nur für alkoholerprobte Hardcore-Trashophile, die Umgang darin haben, sich grottigen Monster-Horror schönzutrinken.
Kritik zur Blu-ray Disc:Das AVC-kodierte Bild weist über weite Strecken kräftige Farben und gute Schärfewerte auf, besonders Close-ups bieten in der Regel eine gute Detailschärfe. Einige Einstellungen liefern darüber hinaus ein knackiges Bild von referenzverdächtiger Plastizität, während gerade dunkle und Unterwasseraufnahmen etwas detailarm, stellenweise auch verrauscht daherkommen. Der deutsche sowie der Originalton liegen jeweils in unkomprimiertem DTS-HD Master Audio 7.1 vor und überzeugen gerade in den Wasserpark-Szenen mit einer guten und lebendigen Surroundsound-Kulisse, die auch den Subwoofer gehörig arbeiten lässt.
Die Extras umfassen einen Audiokommentar, Interviews mit den Darstellern (Selbstbeweihräucherung inklusive),
deleted scenes, Bloopers, ein B-Roll, Trailer sowie einige Featurettes zum Film und ein eigener Hasselhoff-Beitrag. Der Blu-ray liegt ein Wendecover bei.