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Schummeln mit Filmtiteln, Teil 717: Was der Publisher MIG hier als "Bad Lieutenant 2" verhökert, ist keineswegs die Fortsetzung des vielgerühmten Anti-Cop-Thrillers "Bad Lieutenant" von 1992, in dem Charakterdarsteller Harvey Keitel einen korrupten und drogensüchtigen New Yorker Polizisten darstellt. Der auf dieser DVD präsentierte Streifen heißt im Original vielmehr "Copkiller" und entstand im Jahr 1983 als italienische Produktion.
Psychoduell zwischen Cop und CopkillerHarvey Keitel spielt allerdings auch hier die Hauptrolle, nämlich den etwas abgehalfterten New Yorker Polizisten Fred O'Connor, der mit seinem Kollegen Bob Drogen aus der Asservatenkammer stibitzt und auf der Straße weiterverkauft. Für ihre krummen Dinger haben die zwei eine Wohnung angemietet, in der sie teilweise auch zusammen leben. Doch Bob (Leonard Mann) will aussteigen und die Wohnung loswerden, um sein privates Glück mit Freundin (Sylvia Sidney) zu finden, die zuvor auch einmal mit Fred zusammen war. Zeitgleich wird Fred von einem obskuren jungen Mann verfolgt (gespielt von John Lydon alias Johnny Rotten von den "Sex Pistols"), der eines Tages in der angemieteten Zweitwohnung auftaucht und behauptet, der berüchtigte Copkiller zu sein, ein Serienmörder, der es auf Polizisten abgesehen hat. Zwar glaubt Fred dem eher skurrilen Hänfling namens Leo kein Wort, fürchtet aber die Aufdeckung seiner krummen Geschäfte und hält Leo in der Wohnung gefangen. Es entspannt sich ein Psychoduell, das in der versehentlichen Tötung von Bob durch Fred gipfelt. Nun dreht sich das Machtverhältnis zwischen Leo und Fred um; plötzlich ist es Leo, der Fred dirigiert und ihn zu einem weiteren Mord anstiften will ...
Konfuses DrehbuchEin konfuses Drehbuch und eine Handlung, die man sich zum Großteil selbst erschließen muss, machen den Psychothriller zu einem eher unbefriedigenden Filmerlebnis. Gerade in der ersten halben Stunde bleibt vieles unklar - vor allem die Motivation der Hauptfiguren. Zwar wird eine homoerotische Beziehung zwischen Fred und Bob angedeutet, doch sie bleibt vage; auch die sehr körperlichen, gewalthaltigen Szenen zwischen Fred und Leo deuten auf unterschwelliges Begehren hin. Überhaupt scheint Leo eine symbolische Figur zu sein, Freds innerer Wiedergänger, sein fleischgewordenes schlechtes Gewissen. Ist am Ende Fred selbst der wahre Copkiller?
Die Auflösung - die hier natürlich nicht verraten wird - bleibt allerdings klassisch, und der Film verebbt im Diffusen.
Film und DVDDiffus auch die Szenerie: Das im Film porträtierte New York bleibt erstaunlich anonym; gelegentlich überraschen die italienischen Zeitungsmeldungen oder Straßenschilder, die einen Hinweis auf das Produktionsland geben. Kameraführung und Schnitt sind eher konventionell, allerdings sind die Szenen im Badezimmer, wo der nackte Leo von Fred gefangengehalten wird, durchaus beklemmend. Bedingt durch das Alter des Films sind Bild und Ton auf der DVD ziemlich verwaschen, was aber zum Schmuddelcharme des Films beiträgt. Immerhin: Auf der DVD findet sich auch die originale italienische Sprachfassung, zudem die US-Fassung (die wohl etwas anders geschnitten ist) und ein paar Deleted Scenes sowie eine Bildergalerie. Untertitel sucht man allerdings vergebens.
Für wen lohnt es sich?Das Fazit bleibt zwiespältig. "Copkiller" (alias "Bad Lieutenant 2") hat fraglos seine Momente und entfaltet eine düstere, suggestive Atmosphäre, ist aber letztlich viel zu konfus erzählt und auch zu unentschlossen in den psychologischen Details. Auch der junge Harvey Keitel ist längst noch nicht auf dem Gipfel seiner Schauspielkunst angelangt und legt seine Figur zu verschlossen, zu kryptisch an. Johnny Rotten allerdings macht seine Sache als Psycho-Freak gut. Trotzdem kann der Film nur Fans des Genres oder jenen von Harvey Keitel empfohlen werden, die ihren Star auch mal in einer früheren Rolle erleben wollen. Alle anderen lassen sich von dem irreführenden Filmtitel besser nicht hinters Licht führen und schauen sich lieber den echten "Bad Lieutenant" an.