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Wer beim Begriff "Kammer-Jäger" gleich an Schutzanzüge und bei "Pandora" nur an ominöse Büchsen denkt, hat wohl noch nie etwas vom Rollenspiel-Shooter "Borderlands" gehört. Und wirklich etwas verpasst: Die gerade erschienene Fortsetzung "Borderlands 2" ist noch um einiges besser als der kultige Erstling.
Ein Spiel, das Furore machte"Borderlands" entführte die geneigten Spieler in eine postapokalyptische Welt namens Pandora, in der es zwischen garstigen Viechern und fiesen Banditenclans auch gewaltige Schätze zu entdecken gab. Bis zu vier Spieler durften das Game kooperativ als waffenstarrende Schatzsucher bestreiten, Horden von Gegnern plätten und wie in einem Rollenspiel Gegenstände finden und ihren Charakter aufleveln. Das eingängige Spielprinzip und die ungewöhnliche Cell-Shading-Optik schlugen wie eine Bombe ein und machten das Spiel zum millionenfach verkauften Überraschungshit, der auch heute, Jahre nach der Veröffentlichung, noch gerne gedaddelt wird.
Auf der Suche nach Ruhm und Reichtum"Borderlands 2" erzählt nun eine Geschichte, die nach den Ereignissen des ersten Teils spielt. Der Spieler ist Teil einer Gruppe von Abenteurern, die dem Lockruf der auf Pandora verborgenen Schätze folgt. Ein Mann namens Handsome Jack führt die Truppe in eine Falle, die nur der Spieler (im Singleplayer-Modus) bzw. die Gruppe von Spielern (im Koop-Modus) überlebt. Schon bald zeigt sich, dass Handsome Jack die Ressourcen von Pandora ausbeutet und den Planeten mit eiserner Hand und extremer Waffengewalt beherrscht. An der Seite der verschrobenen Widerständler offenbart sich den Spielern eine Welt voller unheimlicher Kreaturen und sagenumwobener Schätze – doch wie können sie Handsome Jack stoppen und selbst an die Reichtümer von Pandora gelangen?
Mehr! Größer! Besser?Fortsetzungen haben meist zum Ziel, ein ohnehin erfolgreiches Spielprinzip auszubauen und neben den Spielern des vorangegangenen Teils weitere Käufer zu begeistern. Oft geschieht dies, indem die Entwickler die Grafik verbessern, eine größere Spielwelt bauen und bestimmte Funktionen erweitern. Das alles trifft auch auf "Borderlands 2" zu – und doch hat Gearbox weit mehr geleistet. Das Team hat ganz offensichtlich auch sehr genau die kleinen Schwachstellen studiert, die am Vorgänger den Spielfluss gestört haben, und genau diese ausgemerzt. Das Ergebnis ist phänomenal: Ein Spiel, das sich anfühlt wie der erste Teil – nur noch viel besser.
Wo geht’s lang?Gearbox hat die Spielmechanik von "Borderlands" weitgehend belassen wie gehabt. Man spielt einen von vier (bzw. fünf, wenn man den ersten separat zu erwerbenden Download-Content mitzählt) Charakteren aus der Ego-Perspektive und navigiert per üblicher WASD-Steuerung durch die Landschaft, was entweder allein oder mit bis zu vier Mitspielern geschehen kann. Die Orientierung erfolgt über Quests, also Aufträge, die unterschiedliche Charaktere in der offenen Spielwelt vergeben. Diese reichen von der Beschaffung von bestimmten Dingen bis hin zum Ausschalten einer bestimmten Anzahl von Gegnern eines Typs. Auch Fahrzeuge fehlen im Szenario von "Borderlands 2" nicht: Nach und nach lassen sich verschiedene Arten von fahrbaren Untersätzen über die Pisten jagen – stets ausgestattet mit dicken Wummen, sodass man unterwegs nicht schutzlos durch die Gegend irrt. Aber nicht nur die Fahrzeuge sind anpassungsfähig, auch der Charakter darf mit zahlreichen Skins den eigenen Vorlieben nach modifiziert werden.
Ein Schießeisen – nur in welcher Farbe?Waffen und Schutzschilde sind in Pandora wegen der vielen Fieslinge, die umherrennen, unumgänglich, weshalb es sie an verschiedenen Stellen zu kaufen oder zu finden gibt. Dabei zeigt sich schnell der erste Aspekt, den das Spiel aus dem Rollenspiel-Genre übernommen hat: Die Waffen sind nach der Häufigkeit gestaffelt, in der sie zu finden sind. Weiße Gegenstände sind Standard-Items, oft und überall verfügbar. Grüne oder blaue Items sind nicht so häufig, violette schon sehr selten. Die legendären orangefarbenen Gegenstände sind schwer zu finden und zu erkämpfen – dafür aber auch unheimlich mächtig.
Sei doch wie du willst!Auf der langen Reise durch Pandora findet der Spieler nicht nur neue Ausrüstung, sondern erhält auch Erfahrungspunkte und entwickelt seinen Charakter weiter. Dabei gibt es – ebenfalls wie in den gängigen Rollenspielen – einen Skilltree, auf dem pro Levelaufstieg ein Punkt verteilt werden kann. Dabei erhöht sich, je nach Charakter, beispielsweise die Chance, einen kritischen Treffer zu landen. Anderswo dürfen Heilfähigkeiten aktiviert werden, die das Leben auf Pandora beträchtlich erleichtern. Damit nicht genug: Das Badass-Punktesystem erlaubt es, für Zusatzaufgaben – beispielsweise eine gewisse Anzahl von Kills mit derselben Waffe erreichen – weitere Punkte zu vergeben, um Eigenschaften wie die Aufladezeit des Schilds oder die Magazingröße der Waffen zu verbessern.
Alte Tugenden …Wer die obige Beschreibung des Gameplays gelesen hat, wird vielleicht denken: Das ist ja wie im ersten Teil. Richtig – und das ist auch gut so! All das, was schon in "Borderlands" richtig viel Spaß gemacht hat, fehlt auch in dieser Fortsetzung nicht: die süchtig machende Jagd nach der besten Ausrüstung, das Modifizieren und Ausbauen des eigenen Charakters, die vielen Quests und die Freiheit, ebendiesen vorerst nicht zu folgen und einfach die offene Welt zu erkunden – zu Fuß oder mit einem Fahrzeug, je nach Distanz und Laune. Spieler, die sich damit schon im Vorgänger nicht anfreunden konnten, können also auch den zweiten Teil links liegen lassen. Alle anderen – und das sind viele! – müssen keine Verschlimmbesserungen befürchten und dürfen beruhigt zugreifen.
… und neue WerteWas "Borderlands 2" vom Vorgänger und auch von der Konkurrenz an Fortsetzungen von der Stange abhebt, sind die kleinen Detailverbesserungen, die in ihrer Gesamtheit eine gehörige Portion Spielspaß obendrauf packen. Da wären beispielsweise die neuen Klassen, die sich in ihrem Aufbau und ihrer Spielweise wesentlich stärker unterscheiden als noch im Erstling. Die besonderen Fähigkeiten der einzelnen Charaktere und zusätzliche Anpassungsmöglichkeiten wie die Class Mods führen dazu, dass man sich tatsächlich für einen Weg entscheiden muss, was natürlich nicht heißt, dass die eine Klasse schlechtere Chancen im Spiel hat als eine andere. Das Balancing ist hervorragend gelungen, sodass jede Klasse ihre eigenen Stärken, aber natürlich auch spezifische Schwächen hat, die der Spieler kennen sollte. Zahllose weitere Aspekte könnten hier genannt werden – wie etwa die Spielwelt, die sich trotz ihrer Größe dank einer größeren Anzahl an NPCs lebendiger und dynamischer an als im etwas "leeren" ersten Teil. Genau solche Kleinigkeiten sind es, die "Borderlands 2" stimmiger und imposanter erscheinen lassen.
Von Äußerlichkeiten und InhaltenBesondere Erwähnung verdient noch die Erzählung dieses Sequels, zumal hier in "Borderlands" noch Schwachpunkte auszumachen waren. Gearbox hat die in einem solchen Spiel eigentlich eher nebensächliche Geschichte nicht vernachlässigt, sondern auch hieran geschraubt. So sitzen viele schwarzhumorige Gags nun noch treffender und man kann – bei aller Freiheit – den roten Faden der Hauptstory besser greifen und sich somit auch mehr mit seiner Reise durch Pandora identifizieren. Natürlich hat Gearbox die Cell-Shading-Grafik ebenfalls aufgemotzt, die den vielfältigen Planeten glaubwürdig, farbenfroh und schön scharf in Szene setzt.
FazitGearbox Software ist mit "Borderlands 2" ein atemberaubendes Spiel geglückt, das in Umfang und Qualität speziell im Shooter-Genre seinesgleichen sucht. Teil des Erfolgs ist sicher der konstruktive Umgang mit den kleinen Fehlerchen des Vorgängers und die Kunst, genau an den richtigen Stellschrauben zu drehen. Wer etwas für Actionspiele mit Rollenspielelementen übrig hat, sollte hier definitiv mehr als nur einen Blick riskieren.
Hinweis: Das Spiel setzt für die Installation eine Onlineverbindung und die Verknüpfung mit einem Steam-Konto voraus.