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Die Berliner Kommissarin Stina Forss zieht nach Schweden, in das Heimatland ihres Vaters, um vor ihren privaten Problemen zu fliehen und um einen Neuanfang zu starten. Doch aller Anfang ist schwer: Von ihrer neuen Chefin Ingrid Nyström und deren Ermittler-Team fühlt sich Stina zunächst nicht richtig ernst genommen und wird nur mit Nichtigkeiten beauftragt. Das ändert sich, als der Schmetterlingszüchter Balthasar Melchior Frost grausam ermordet wird. Wer hätte ein Motiv, diesen alten Mann zu verätzen und anschließend zu verstümmeln? Je tiefer die Ermittler in der Vergangenheit von Frost nachforschen, desto mehr Ungereimtheiten tauchen auf. Nichts ist so, wie es scheint …
"Später Frost" ist die knapp achtstündige Hörbuchadaption des gleichnamigen Romans von Roman Voosen und Kerstin Signe Danielsson. Zunächst werden die beiden Zentralfiguren sowie deren Probleme und Sorgen eingeführt, die aber nur am Rande betrachtet werden. Die Deutsch-Schwedin Stina Forss möchte gerne privat reinen Tisch machen und in Växjö neu beginnen; Ingrid Nyström bekommt zwar eine Beförderung, hat sich diese jedoch so nie gewünscht und muss von heute auf morgen die Mordermittlungen im Fall
Frost leiten.
Obwohl die beiden Ermittlerinnen Nyström und Forss im Mittelpunkt stehen, beinhaltet die Geschichte viele weitere Akteure. Neben einem ganzen Team von Kriminalpolizisten, die sich an der Suche nach dem Mörder des Schmetterlingszüchters Balthasar Melchior Frost beteiligen, gesellen sich noch verschiedene Zeugen, Freunde und Familienangehörige der Protagonistinnen sowie (anfangs) mysteriöse Charaktere hinzu, deren Intentionen lange verborgen bleiben. Hier ist die Aufmerksamkeit des Hörers gefragt, damit dieser nicht den Überblick verliert.
Unterhalten wird mit Polizisten, die erst einmal im Dunklen tappen, dann aber wirklich gute Ermittlungsarbeit leisten, mit falschen Fährten und mit lang sowie gut gehüteten Geheimnissen, die wiederum neue Fragen aufwerfen, anstatt die alten zu beantworten. Lobenswert ist auch, dass trotz der Schilderung eines schrecklichen Verbrechens nicht auf Sensationsmache gesetzt wird und dem Hörer damit unnötig grausame Details erspart bleiben. Trotz der umgänglichen Ausdrucksweise verlieren sich die Autoren leider immer wieder in nebensächlichen, detailreichen Beschreibungen, was zu Längen führt. Zwar bekommt der Hörer dadurch eine gute Vorstellung von der schwedischen Landschaft und der Umgebung, in der sich die Kriminalpolizisten bewegen, dennoch hätten der Geschichte ein bisschen mehr Spannung und weniger Beschreibungen gut getan. Erst zum Ende hin gewinnt diese an Fahrt.
Zwar ist eine beherrschte und ruhige Stimmlage etwas Angenehmes, jedoch fällt die Intonation des Schauspielers Thomas Sarbacher für den vorliegenden Krimi leider zu ruhig aus - so ruhig, dass die Geschichte trotz Mord problemlos beim Einschlafen gehört werden kann. Denn beim Sprechen sind nur wenige Veränderungen zu bemerken. Sarbachers Betonung ist irgendwie gleichbleibend, fast emotionslos, auch in Momenten von größter Gefahr. Damit sind auch die Übergänge zu den verschieden Personen nicht gelungen, keiner der Akteure verfügt über eine eigene unverwechselbare Stimme. So wirken besonders Aufzählungen und Beschreibungen, die nicht wichtig für das Voranschreiten der Geschichte sind, schnell ermüdend.
Insgesamt bietet "Später Frost - Der erste Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss" eine raffinierte Geschichte, die sich leider oft in zu gut gemeinten, detailreichen Beschreibungen verliert - die Spannung bleibt dabei auf der Strecke. Leider kann auch Sarbachers Stimme den Hörer nicht an die Geschichte fesseln.