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Vor vielen Jahren hat der chinesische Kaiser Renzong in seiner Gier nach Unsterblichkeit den Zorn des Drachen Ying Long entfacht. Jetzt ist Renzong tot, doch Ying Long hat keine Ruhe. Der heilige Phoenix, den der Kaiser einst stahl, ist weiterhin verschwunden.
Um den Frieden zwischen ihren Dynastien zu sichern, hat unterdessen die schöne Song Luán den Botschafter der Xin geheiratet. Es ist keine Hochzeit, die ihr Glück bringt. Sie fühlt sich nicht wohl in ihrer Ehe und auch die Geburt eines Sohnes kann daran nichts ändern. Doch dann wird Luán von einer seltsamen Krankheit heimgesucht, die ihr das Leben zu kosten droht. In ihren Fieberträumen plagen sie erschreckende Visionen eines Mädchens in einem Vogelkäfig, von Flammen und einem wütenden Drachen. Als sie erwacht, erfährt sie, dass nur ein Blutzauber ihr das Leben gerettet hat. Ihr Gemahl lässt ihr jedoch kaum Zeit, sich zu erholen, und ruft sie umgehend zurück an seine Seite. Er ist überzeugt, dass sie sich weiterhin in ihre Rolle als untertänige, gehorsame Frau fügt. Doch in Luán ist das Blut des Phoenix zum Leben erwacht …
Mit "Das Lied des Phoenix" setzen Texterin Hélène Herbeau und Emmanuel Civiello ihr chinesisches Fantasyepos fort, in dem der Streit der Xin und Song das Land in Blut tränkt und der Drache Ying Long verzweifelt nach seinem verlorenen Phoenix sucht. Inzwischen hat der Drache die Gestalt eines Menschen angenommen, um unter diesen nach seinem verlorenen Schatz Ausschau zu halten und sich an seinen Feinden zu rächen. Auch im zweiten Band der "Dynastie der Drachen" sind es in erster Linie die bildgewaltigen Gemälde, mit denen Civiello die Geschichte umsetzt, die den Reiz des Comics ausmachen. Ausdrucksstark setzt er vor allem die Gesichter der Figuren in detailreichen und realistischen Aquarellen um. Obwohl der zweite Teil mitunter in Gewaltszenen schwelgt, verschont uns der Zeichner allerdings mit blutigen Einzelheiten und deutet den Schrecken des Geschehens gekonnt verhalten an: Brutale Momente werden aus der Ferne heraus inszeniert, welches Grauen gerade geschehen ist, erkennt man stattdessen an den blutbefleckten Gesichtern der Charaktere und ihren entsetzen Blicken.
Die Geschichte hingegen richtet sich erneut vor allem an Asia-Fans. Die Handlung ist sehr verschlungen, der Fokus der Erzählung wechselt oft zu anderen Schauplätzen und Figurenensembles und es fällt schwer, nicht die Übersicht zu verlieren. Herbeaus blutig-tragische Geschichte bedient sich durchaus an den richtigen Themen. Die Autorin setzt sie aber nicht klar, sondern sehr künstlerisch um, was dem Publikum eine hohe Konzentration abverlangt. Immerhin streut sie diesmal wesentlich seltener chinesische Fachausdrücke aus, was die Lesbarkeit deutlich erhöht. Insgesamt verliert sich so das Künstlerduo selbst in der Poesie seiner Geschichte, was Fans der chinesischen Kultur und Mythologie sicher begeistern dürfte, alle anderen aber nicht vollständig abholt. Wem es bei Comics vor allem um eine ansprechende Optik geht, dürfte bei "Die Dynastie der Drachen" auf seine Kosten kommen. Alle anderen greifen besser zu einem anderen Comicepos.
Eine Leseprobe findet sich auf der Website des Splitter-Verlags.