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Sie sind nicht tot, sie sind keine Zombies. Sie sind einfach nur böse und abgrundtief schlecht! Überall auf der Welt verwandeln sich die Menschen in abartige, mordende und vergewaltigende Wilde, die durch ein rotes Kreuz mitten im Gesicht gekennzeichnet sind. Bisher kennt keiner die Ursache, denn diejenigen, die nicht infiziert sind, rennen um ihr Leben.
Für Stan, Cindy und ihrem Sohn Patrick, Kelly und Thomas beginnt alles in
Jim Junior's Diner. Denn in jener Nacht kommt einer dieser Wilden blutverschmiert in den Diner, attackiert den Besitzer, verbreitet die mysteriöse Krankheit und sorgt für Angst und Schrecken. Die Menschen flüchten, doch draußen sieht es nicht besser aus. SIE scheinen überall zu sein, bringen Flugzeuge in ihre Gewalt, jagen Kernkraftwerke in die Luft, fallen Leute an und haben einfach nur Spaß am Chaos. Stans kleine Gruppe überlebt diese Nacht - wie nur wenige andere. Monate später sind sie immer noch auf der Flucht und kennen nur ein Ziel: den kalten Norden. Je weniger Menschen, desto weniger von IHNEN.
Doch was ist nötig, um zu überleben, und was können sie tun, um nicht die eigene Menschlichkeit auf die eine oder andere Weise zu verlieren?
Seit jeher zählen Zombies zu den typischen Horrorgestalten, die in verschiedenen Medien für Grusel sorgen. Doch was Garth Ennis ("Punisher") und Jacen Burrows ("
Neonomicon") mit "Crossed" geschaffen haben, ist ein wahrlich apokalyptischer Albtraum. Denn die von ihnen erdachten Bestien sind weitaus schlimmer, als es Zombies je sein könnten. Scheinbar aus dem Nichts mutieren immer mehr Menschen zu einer Horde Wilder, die äußerst brutal morden, verstümmeln und vergewaltigen. Zudem können diese offenbar logisch denken, Waffen führen und sie haben eine ganz eigene Art von Humor und Zeitvertreib - was wirklich sehr beängstigend ist! Unsere Welt, wie wir sie kennen, existiert nicht mehr.
Geschildert wird ein reiner Überlebenskampf einer kleinen Gruppe von im Prinzip festen Charakteren, die trotzdem ab und an neue Mitglieder erhält und wieder verliert. Kommentiert wird die Geschichte von Stan ab jener Nacht im Diner, wo er Zeuge der Apokalypse wurde und Menschen in sein Leben ließ, die er unter normalen Umständen gar nicht bemerkt hätte. Wie beispielsweise Cindy, die sich schnell als pragmatische Anführerin herausstellt und somit oft das Überleben der kleinen Gruppe sichert - so gut es geht. Für ihren kleinen Sohn Patrick und seine Sicherheit ist sie bereit alles zu tun, wirklich alles. So erbarmungslos, wie die Erzählung ist, sind diese irren Kreaturen noch nicht genug. Daher sind einige der Flüchtlinge mit Schicksalsschlägen oder dunklen Geheimnissen ausgestattet, die früher oder später ans Licht kommen.
Neben den blutigen Grausamkeiten und den abartigen sexuellen Übergriffen, die nicht nur vereinzelt vorkommen, sondern allgegenwärtig sind, gibt es noch andere Schrecken. Wie beispielsweise den Mord aus "Menschlichkeit" an einigen Kindern, für die kein Platz in der Gruppe vorhanden ist. Allerdings sollen diese aber auch nicht allein zurück- und damit den Kreaturen überlassen werden. Ihre tränenüberströmten und angstverzerrten Gesichter gehen dem Leser an die Nieren und zeigen gleichzeitig den Moralverlust der Charaktere. Ab hier tun sie, was nötig ist, um zu überleben. Aber um welchen Preis und in was für einer Welt?
Interessant gestaltet sich auch die dynamische Erzählvariante - ständiger Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit -, welcher der Leser problemlos folgen kann. Trotz der exzessiven Gewalt möchte der Leser erfahren, ob die gesamte Gruppe oder nur einer oder sogar niemand - denn bei dieser grausamen Geschichte ist alles möglich - die rettende Zuflucht erreicht. Wenn es diese überhaupt gibt …
Generell ist "Crossed" wirklich schonungslos und nichts für schwache Nerven. Die Empfehlung ab achtzehn Jahren ist absolut einzuhalten und auch dann nur Personen anzuraten, die explizite und drastische Illustrationen vertragen.
Rein grafisch ist an den Illustrationen nichts auszusetzen. Die Konturen sind schlicht, die Menschen lebensnah gezeichnet und die Emotionen in den Gesichtszügen der Akteure überzeugen. Auch das Spiel mit Licht und Schatten ist gelungen. Dennoch sind die Bilder drastisch, brutal, abartig!
Neben den perversen und abartigen Handlungen der Infizierten - die praktisch immer in solchen Aktionen zu sehen sind, wenn sie ins Bild treten - kann schon allein deren irrer Gesichtsausdruck für Schauer beim Leser sorgen. Die schwarze Grundfarbe der Seiten unterstützt zudem die düstere Stimmung, welche die Charaktere und die Geschichte an sich vermitteln. Zu erwähnen ist noch, dass trotz des Softcovers die Qualität des Buches durchaus gelungen ist.
In klaren Worten: "Crossed" ist wirklich düster, hoffnungslos und äußerst brutal – vielleicht sogar schon zu sehr. Doch wer wirklich Horror und Splatter sucht, ist hier genau richtig. Allen Zartbesaiteten hingegen ist von diesem Comic abzuraten. Denn diese Geschichte geht an die Nieren, schlägt auf den Magen und zerrt an den Nerven.