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Nie wieder wird Henning Juul den Tag vergessen, an dem sein sechsjähriger Sohn Jonas in den Flammen starb und er ihm nicht helfen konnte. Mit der Gewissheit versagt zu haben und dem Drang herauszufinden, was damals in seiner Wohnung geschehen ist, lebt der Journalist einer Online-Zeitung nun schon seit zwei Jahren. Zeit genug, um Abstand zu gewinnen, und doch ist Juul sofort interessiert, als ihm ein stadtbekannter Häftling Informationen zu dem Unglücksabend verspricht. Bevor jedoch der einstige Immobilienspekulant Tore Pulli den Namen des Mannes verrät, der sich an besagtem Abend vor Henning Juuls Wohnung herumgetrieben hat, verlangt er die Erfüllung eines Auftrages. Henning Juul soll herausfinden, wer ausgerechnet Pulli den Mord angehängt hat, für den er im Gefängnis sitzt. Doch bevor ihre Vereinbarung zum Tragen kommt, ist Tore Pulli tot und Henning Juul mitten in einer Recherche, die äußerst gefährlich ist.
"Vergiftet" ist nach "Sterblich" der zweite Teil einer Serie um den engagierten Online-Journalisten Henning Juul, der ein untrügliches Gespür für Verbrechen hat. Während er in seinem ersten Fall mit dem brutalen Mord an einer jungen Studentin konfrontiert wird, begibt er sich diesmal in die Welt der Osloer Kleinkriminellen, wo Geld, Drogen und Sex eine große Rolle spielen. Von Brandnarben gezeichnet und durch Tod seines Sohnes schwer traumatisiert, hat er wenig Skrupel sich den Großen der Szene zu stellen, und so legt er sich mit nicht nur mit Türstehern und Bodybuildern an, sondern scheut sich auch nicht, Geldeintreibern und Lokalbesitzern über die Schulter zu schauen. Aber nicht nur die Figur des Investigativ-Journalisten Henning Juul ist Thomas Enger gut gelungen, auch der einst in Kriegsgebieten filmende Kameramann Thoreif Brenden spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle in dem spannenden Roman, obwohl dieser nicht so kämpferisch in Erscheinung tritt wie der in den Fall verbissene Online-Redakteur.
Kurze Kapitel, wechselnde Szenen und ein flüssig zu lesender Schreibstil sorgen dafür, dass der wendungsreiche Roman schnell verschlungen wird. Aber auch die Tatsache, dass der Drahtzieher hinter den Morden bist fast zum Schluss nicht entlarvt werden kann, entwickelt eine Dramatik, die dem Leser zusätzlichen Nervenkitzel beschert. Kombiniert mit glaubhaften Figuren und basierend auf einen gut durchdachten Fall hält der Leser mit "Vergiftet" einen Kriminalroman in den Händen, der trotz fehlendem Tiefgang spannende Stunden beschert. Allerdings, und das sollte noch erwähnt werden, treten in dem gut inszenierten Verwirrspiel eine Vielzahl an Nebenfiguren auf, die nur bei konzentriertem Lesen richtig eingeordnet werden können.
Fazit:
Ein interessanter zweiter Fall des Journalisten Henning Juul, der mit einem spannenden und gut durchdachten Plot überzeugt, allerdings an einigen Stellen zu sehr an der Oberfläche verweilt.
Eine Leseprobe gibt es auf der Verlags-Website.