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 Frauen, die denken, sind gefährlich und stark


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Dass Frauen eigenständig denken und sich in die Gestaltung der Gesellschaft, gar der Politik einbringen könnten, schien Jahrtausende lang meist völlig absurd. Bis in unsere Zeit hinein waren ihnen vorwiegend die drei K – Kinder, Küche, Kirche – vorbehalten. Ausnahmen gab es nur vereinzelt, und auch im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts bedurfte es gewaltiger Anstrengungen, damit Frauen gleichberechtigt als Menschen und nicht als „das andere Geschlecht“ wahrgenommen wurden und agieren konnten; eine Entwicklung, die auch heute noch längst nicht abgeschlossen ist.

Vom späten 18. bis ins 21. Jahrhundert hinein reichen die Biografien, anhand derer Stefan Bollmann aufzeigt, wie einzelne Frauen als Vorkämpferinnen in verschiedenen Disziplinen auf sich persönlich, aber auch die Fähigkeiten der Frauen im Allgemeinen aufmerksam machten und so ihren individuellen Beitrag auf dem Weg zur Gleichberechtigung leisteten.
In fünf Gruppen beziehungsweise Kapitel sind die Frauen eingeteilt, die der Autor in „Frauen, die denken, sind gefährlich und stark“ präsentiert: „Vordenkerinnen eines neuen Zeitalters“, „Mutige Frauen in der Wissenschaft“, „Kämpferinnen für die Rechte der Frauen“, „Rebellische Zeitzeuginnen“ und „Aufstieg zur Macht“.

Leserinnen und Leser erhalten bei der Lektüre eine geballte Ladung an Informationen über Persönlichkeiten, die sie zum Teil schon wenigstens vom Namen her kannten (Simone de Beauvoir, Marie Curie, Alice Schwarzer, Indira Gandhi, Margaret Thatcher, Angela Merkel und einige andere), aber auch Frauen, die heute halbwegs vergessen sind, obwohl sie viel bewirkt haben, und die ihnen gebührende Aufmerksamkeit nur von Angehörigen ihres Fachgebiets oder Historikerinnen erhalten – oder von Frauen (und Männern), die weit über ihren Tellerrand hinauszuschauen vermögen. Zu diesen Persönlichkeiten gehören zum Beispiel die Schriftstellerin und Friedensforscherin Bertha von Suttner, die Mathematikerin Emmy Noether, die zur Zeit der französischen Revolution aktive Frauenrechtlerin Olympe de Gouges, die ihr Engagement mit dem Leben bezahlte, die Suffragette Emmeline Pankhurst, Anna Politkowskaja, eine zeitgenössische „Märtyrerin“ des Journalismus, die leider schon wieder dem Vergessen anheimzufallen droht, und die noch junge Illustratorin Marjane Satrapi. Aung San Suu Kyi aus Birma ist hoffentlich noch in der Erinnerung präsent.

Jede der Damen wird mit einer „Schlagzeile“ eingeführt – zum Beispiel Ayn Rand mit „Philosophin des Individualismus“ oder „Sterben als Teil des Lebens“ für Cicely Saunders, die gewissermaßen die Palliativmedizin und die Hospizbewegung schuf.
Es folgt eine Kurzbiografie, die sich auf jene Inhalte konzentriert, die zum Verständnis der Rolle der Protagonistin auf ihrem jeweiligen „Gebiet“ notwendig sind, wobei natürlich Kindheit und Jugend nicht ausgespart werden; sie sind ja fast immer auch Weichen für die Entwicklung eines Menschen. In der Mitte der jeweiligen Biografie steht meist, optisch herausgehoben, ein Zitat der Portraitierten oder eines Menschen, der sie gut kannte, „Ich bin zutiefst überzeugt, dass es unendlich wichtig ist, vor allem Kindern beizubringen, allem Leben gegenüber respektvoll zu sein“ im Fall von Jane Goodall, „Die einzigen interessanten Antworten sind solche, welche die Frage zerstören“ von Susan Sontag, „Ich sage mir oft, dass ich nur durch Dich mit dem Menschlichen zusammenhänge, in Dir ist es mir zugekehrt, ahnt mich, atmet mich an“ – Rainer Maria Rilke an Lou Andreas-Salomé, um zufällige Beispiele herauszugreifen.
Mindestens ein Foto ergänzt die jeweiligen Biografien.

Aufmerksam, empathisch und doch analytisch-korrekt spürt der Autor den Frauenpersönlichkeiten nach, lässt sich so weit berühren, dass die Leserin oder der Leser den Funken spüren, der überspringt, ohne dass seine Biografien an Sachlichkeit einbüßen. Auf diese Weise entstehen lebendige, authentische, anrührende Portraits; die Protagonistinnen lassen sich begreifen und verstehen. Es entwickelt sich im Verständnis der Leser ein regelrechter Bogen über die Jahrhunderte hin, Disziplinen übergreifend und zugleich aufzeigend, dass es den Frauen keineswegs an Vielseitigkeit mangelt.

Ein weiterer Höhepunkt der Reihe, vorzüglich konzipiert und umgesetzt, informativ, sensibel, authentisch, STARK.

Regina Károlyi



Hardcover | Erschienen: 10. Oktober 2012 | ISBN: 9783938045701 | Preis: 24,95 Euro | 136 Seiten | Sprache: Deutsch

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