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Arras ist eine Welt, in der strenge Regeln und Gesetzen herrschen und alles wird durch ein feines Fadengespinst am Leben erhalten. Doch nur den Webjungfern ist es möglich, dieses feine Gewebe, welches ihre Welt zusammenhält, zu erkennen und auch zu bearbeiten. Daher ist diese kleine Gemeinschaft von Auserwählten zu beträchtlichem Ruhm gelangt und fast jedes Mädchen möchte eines Tages eine Webjungfer werden.
Dies ist die Welt von Adelice und ihrer Familie. Seit Adelice denken kann, fürchten ihre Eltern, dass Adelice eines Tages ebenfalls ausgewählt wird, statt dies wie alle anderen herbeizusehnen. Schon seit das Mädchen acht Jahre alt ist, kann es die feinen Fäden, die Arras zusammenhalten, sehen und manipulieren und so haben ihre Eltern ihr beigebracht, ihre Gabe zu verbergen, auf dass sie niemals eine Webjungfer wird. Doch bei der alles entscheidenden Prüfung versagt Adelice' antrainiertes Verhalten und sie wird erwählt. Eine Wahl, die für sie bedeutet von ihrer Familie fortzugehen, ins Konvent einzutreten und es nie wieder zu verlassen ...
So versuchen Adelice' Eltern, ihre Tochter zu beschützen, und plötzlich wird die würdevolle Abholung der zukünftigen Webjungfer zu einer Katastrophe und ihr Vater bezahlt den Fluchtversuch mit dem Leben.
Zeit zum Trauern bleibt der unfreiwilligen Auserwählten nicht, denn plötzlich findet sie sich in einem Leben von Luxus und Überfluss wieder. Trotz ihrer Aufmüpfigkeit ist Adelice das Mädchen, wonach die Gilde schon so lange gesucht hat. Die Gabe der Webjungfern ist in ihr sehr stark ausgeprägt und verleiht ihr die Fähigkeit, das Gewebe des Lebens zu flechten, Schicksalsfäden darin zu verweben oder einzelne daraus zu entfernen. Doch ihre Gabe hat auch einen Preis: Adelice ist wie ein Vogel im goldenen Käfig gefangen. Sie will sich aber nicht mit ihrem Schicksal abfinden und beginnt, die goldenen Fäden des Kokons zu zerreißen, der sie und die Menschen von Arras gefangen hält ...
"Die Lichtfängerin" ist der Auftakt einer neuen Jugendbuchreihe namens "Cocoon" aus der Feder der Newcomerin Gennifer Albin. Für ihre Handlung hat sie sich eine eigene Welt erschaffen, die ihre ganz eigenen Regeln hat, denn Arras besteht aus einem Gespinst aus Fäden, doch nur wenigen auserwählte Mädchen ist es möglich, dieses feine Geflecht wahrzunehmen. Die Auserwählten leben in purem Luxus, von dem die normalen Bewohner nur träumen können - aber die Webjungfern sind auch Gefangene, gehegte und gepflegte Werkzeuge der wahren Machthaber, den Mitgliedern der Gilde.
Die Hauptfigur Adelice ist eine der Auserwählten, doch wurde ihre beigebracht ihre Fähigkeiten zu verbergen, um dem Schicksal einer Webjungfer zu entgehen. Gemeinsam mit dieser Figur wirft der Leser einen Blick hinter die strahlende Kulisse der Webjungfern und muss mal wieder feststellen, dass nicht alles, was glänzt, auch golden ist. Es ist ein Macht- und Intrigenspiel, welches in dieser Gesellschaft herrscht, und die Webjungfern sind die Werkzeuge, denn sie können unliebsame Personen aus dem Muster entfernen oder schwache Stellen ausbessern und noch vieles mehr.
Daraus entwickelt sich eine Story, die sich mit Intrigen und Macht beschäftigt, die die Mächtigen infrage stellt und den rebellischen Geist einer jungen Frau präsentiert, die sich dem System nicht beugen will. Ein Umstand, der sie normalerweise längst das Leben gekostet hätte, aber sie ist zu kostbar, um beseitigt zu werden. Daher muss die Hauptfigur entscheiden, was richtig und was falsch ist und vor allem, wer Freund und wer Feind ist.
Dabei macht es die Autorin ihren jungen Lesern sehr leicht, sich in die Figur einzufinden und zu eigenen Schlussfolgerungen anzuregen, da die Hauptfigur Adelice manchmal nicht wie der hellste Stern am Himmel herüberkommt und der Leser schneller Zusammenhänge erkennt als sie. Trotzdem ist das Buch auch für den Leser alles andere als vorhersehbar, denn Gennifer Albin geizt nicht mit überraschenden Wendungen und noch überraschenden Zusammenhängen, ganz im Sinne des Gewebes, aus dem ihre Welt besteht.
Abgerundet wird das Ganze durch ein wirklich gelungenes Cliffhanger-Ende, welches den Leser mit praktisch nichts zurücklässt. Man kann einfach nur warten, wie es nun weiter geht, denn die Autorin versetzt mit den letzten Seiten ihre Story auf eine neue Ebene, in der wieder alles möglich ist.
Alles in allem ein sehr gelungener Debütroman, der definitiv Lust auf mehr macht, Jung und Alt zu fesseln weiß und in gespannter Erwartung auf die Fortsetzung zurück lässt.
Eine Leseprobe ist auf der Verlagsseite zu finden.