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Romane in einer ungekürzten Lesung als Hörbücher herauszubringen ist sowohl in England als auch den USA bereits an der Tagesordnung. In Deutschland hat sich dieses Vorgehen noch nicht durchgesetzt; häufig liest der Käufer auf der Rückseite des Produkts "gekürzte Audiofassung" oder "autorisierte Lesefassung". Immer stärker jedoch scheint sich der Trend der ungekürzten Lesung auch bei uns durchzusetzen - man denke nur an große Werke wie die "Harry Potter"-Hörbücher, die Lesungen von Walter Moers "Zamonien"-Romanen oder "Tintenherz" und "Tintenblut" von Cornelia Funke. Seit August 2005 reiht sich im fantastischen Bereich nun auch ein weiteres Hörbuch in die Reihe dieser ungekürzten Lesungen ein: Die Hörbuchumsetzung zu Christopher Paolinis Weltbestseller "Eragon - Das Vermächtnis der Drachenreiter", gelesen von Andreas Fröhlich.
Auf einem Streifzug durch den Buckel macht der erst fünfzehnjährige Eragon einen unglaublichen Fund: Begleitet von einer lauten Explosion erscheint mitten auf einer Lichtung ein blauer, glattgeschliffener Stein. In der Hoffnung, ihn im Dorf gegen Nahrungsmittel für seinen Onkel, seinen Cousin und sich selbst eintauschen zu können, steckt er den Stein ein. Doch wieder zurück in Carvahall muss Eragon betrübt feststellen, dass niemand gewillt ist, ihm seine Kostbarkeit abzukaufen; so nimmt er den Stein mit nach Hause auf den Hof. Eines Nachts jedoch beginnt dieser, Geräusche von sich zu geben und Risse zu bekommen - bis er plötzlich aufplatzt und ein kleines Drachenbaby aus seinem Inneren kriecht. Eragon kann es kaum glauben: Was er da gefunden hat, war keineswegs ein Stein, sondern ein äußerst seltenes Drachenei! Vorsichtig berührt er die kleine Echse und spürt einen kurzen Schmerz, der ihn allerdings nur bei dieser ersten Berührung trifft. Von da an sind Drache und Junge unzertrennlich miteinander verbunden. Eragon hält sein Drachenmädchen - dem er den Namen Saphira gibt und mit der er sich mittels seiner Gedanken unterhalten kann - vor den anderen Dorfbewohnern geheim. Auf seine Fragen hin erzählt ihm Brom, der alte Geschichtenerzähler des Dorfes, von den längst vergangenen Zeiten, als noch sogenannte Drachenreiter durch das Land streiften, die Einwohner vor Unheil schützten und ihnen durch gute Taten halfen. Doch seit sich Galbatorix, selbst einst ein Drachenreiter, zum tyrannischen Herrscher Alagaësia aufgeschwungen hatte, waren die Drachenreiter einer nach dem anderen getötet und vernichtet worden.
Kurze Zeit nach Saphiras Schlüpfen tauchen unheimliche Fremde im Dorf auf und fragen nach dem Stein. Die Razac, wie sie sich nennen, fahnden im Auftrag Galbatorix nach einem verschwundenen Drachenei - wie sich herausstellt war Eragons Ei eines der letzten drei existierenden Dracheneier und wurde aus dem Palast des Königs geraubt. Aus panischer Angst flüchtet Saphira - die ihren jungen Freund mittlerweile um einiges überragt - mit Eragon in den Buckel. Als die beiden schließlich jedoch zurückkehren, finden sie nur noch einen verbrannten Hof und Eragons im Sterben liegenden Onkel vor. Eragon schwört Rache und macht sich auf den Weg, die Razac zu verfolgen und zu töten. Von unerwarteter Seite erhält Eragon bei seinem Vorhaben plötzlich Unterstützung, denn Brom schließt sich ihm an - Brom, der mehr ist als nur ein harmloser Geschichtenerzähler. Er lehrt Eragon auf ihrer Reise den Umgang mit dem Schwert und der Magie und bringt dem Jungen außerdem die alte Sprache bei. Auch erzählt er ihm von den Drachenreitern und der gewaltigen Aufgabe, die nun vor Eragon liegt. So tritt Eragon sein Erbe als Drachenreiter an und stellt sich der Aufgabe, Alagaësia aus seinem Joch zu befreien ...
Jugendliche fünfzehn Jahre war Christopher Paolini erst alt, als er seinen Roman "Eragon" verfasste. Während das Buch zunächst von seinen Eltern im Eigenverlag veröffentlicht und auf Anfrage gedruckt wurde, avancierte die Erzählung des jungen Autoren durch Mundpropaganda zum Geheimtipp. Von seinem Stiefsohn auf das Werk aufmerksam gemacht, riet schließlich der Schriftsteller Carl Hiaasen seinem Verleger beim renommierten Alfred A. Knopf-Verlag, ein Auge auf Christopher Paolini zu werfen. Als die Geschichte des nunmehr Einundzwanzigjährigen bald darauf tatsächlich von Random House gekauft und bei Alfred A. Knopf veröffentlicht wurde, begann für Christopher Paolini eine bis heute nicht endende Erfolgsgeschichte - sofort wurde "Eragon" zum Bestseller, Kritiker lobten das Werk in den Himmel und die Leser lagen dem neuen Stern am Fantasy-Himmel zu Füßen.
Und tatsächlich kann man sich der Magie Paolinis Worte nur noch schwer entziehen, sobald man einmal in seine fantastische Welt eingetaucht ist. Einerseits die für einen Jugendlichen verblüffende Sprachgewandtheit, mit der Christopher Paolini durchgehend beeindruckt, und andererseits die vielen wundervollen Ideen und Einfälle, die der Autor für seine Erzählung entworfen hat und gleichsam konsequent umsetzt, sind es, die den Leser bereits von der ersten Seite an in ihren Bann ziehen. Fesselnd und detailverliebt entwirft Christopher Paolini nicht nur einen spannenden Handlungsverlauf, sondern zeichnet auch überaus glaubhaft ausgearbeitete Charaktere und lässt diese sich im Verlauf der Geschichte ebenso glaubhaft weiterentwickeln.
Als Sprecher der vorliegenden Hörbuchproduktion konnte der Verlag Andreas Fröhlich engagieren. Vielen Hörern wird Fröhlich als Stimme des Bob Andrews aus den Hörspielen der "Drei ???" bekannt sein, doch vor allem in jüngster Zeit gewinnt Andreas Fröhlich auch durch seine lobenswerten und herausstechenden, immer zahlreicheren Lesungen an Bekanntheit. Auch mit "Eragon" beweist der Sprecher wieder sein Können. Ausdrucksstark und deutlich phrasiert führt er seinen Hörer durch die Abenteuer des jungen Helden, erweckt beinahe jeden Charakter und jede Figur durch verschiedene Stimmmelodien und -färbungen zum Leben. Dabei spricht Andreas Fröhlich auch unglaublich emotional, erhebt seine Stimme während rasanter Passagen, lässt den Hörer durch leises Flüstern aufmerksam die Ohren spitzen oder erzählt in angenehmen Ton. Dadurch, dass der Sprecher so wunderbar mit seinem sprachlichen Können spielt, präsentiert sich die vorliegende Lesung trotz ihrer ungekürzten Audiofassung sehr spannend und temporeich. Schnell findet sich der Hörer in einer völlig anderen, fantastischen Welt wieder, von der er sich erst wieder lösen kann, nachdem auch die letzten Worte des Hörbuchs verklungen sind.
Zu einem Preis von 39,50 Euro bekommt der Hörer eine schön gestaltete Papp-Box, welche wiederum siebzehn einzelne Papp-Hüllen enthält. Während die Farbe der CD-Aufdrucke nicht zum ansprechenden Blau der Box passt, kann der Hörer ansonsten mit der Aufmachung des Hörbuchs sehr zufrieden sein. Auf den Rückseiten der einzelnen Papp-Hüllen finden sich neben einer Inhaltsangabe - welche jedoch erst nach dem Hören gelesen werden sollte, da sie den gesamten Handlungsverlauf der Geschichte wiedergibt - auch ein Interview mit Christopher Paolini sowie Kurzbiografien über Autor und Sprecher.
Fazit:
Mit "Eragon" präsentiert der Hörbuch-Verlag Random House Audio eine Lesung, die ihren Hörer von den ersten Minuten an zu begeistern und an sich zu fesseln weiß. Christopher Paolinis herausragender Stil sowie seine fantastischen Einfälle verbinden sich mit Andreas Fröhlichs ausdrucksstarker, abgestufter und emotionaler Stimme und lassen die 1200-minütige Lesung zu einem aufregenden und spannenden Abenteuer werden.
Hinweise:
Im November 2005 ist im Verlag Random House Audio auch eine MP3-CD-Ausgabe der Lesung auf drei CDs erschienen, die mit einem Preis von 29,00 Euro um gute 10 Euro billiger als die vorliegende Audio-CD-Ausgabe ist - neben dem Lagerplatz kann man also auch Geld sparen.
Die Lesung zum zweiten Band der "Drachenreiter-Trilogie" mit dem Titel "Der Auftrag des Ältesten" soll im Februar 2006 erscheinen, ebenfalls ungekürzt gelesen von Andreas Fröhlich.