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Man stelle sich einmal vor, man könnte sein ganzes Leben lang immer nur auf einer Achse laufen – von vorne nach hinten beziehungsweise von links nach rechts und wieder zurück. Dieses Schicksal hat Mutter Natur den quadratischen Krabben beschert, die sich durch ihr besonderes Ektoskelett ihr Leben lang nur extrem eingeschränkt fortbewegen können. Nicht nur ihr Aktionsradius ist damit sehr überschaubar, denn Drehungen sind unmöglich, auch Paarungen und Freundschaften sind ein Ding des Zufalls: Nur wenn eine andere Quadratkrabbe den Weg kreuzt, gibt es ein wenig Small Talk oder mit ein bisschen Glück sogar die Möglichkeit der Fortpflanzung.
Eine Krabbe aber will sich mit diesem Schicksal nicht abfinden. Nicht nur, dass die Quadratkrabben nicht eben viel von der Welt zu sehen kriegen auf ihren festgelegten Wegen, sie sind auch den bösen Scherzen und Anfeindungen der anderen Strand- und Meeresbewohner fast hilflos ausgeliefert und nicht zuletzt auch den Launen der Menschen, die meist in Beine-ausreißenden Kindern in Erscheinung treten. Doch was wäre, wenn man seinen vorbestimmten Weg verlassen könnte? Mit einer bahnbrechenden Idee schafft eine Krabbe es, aus dem lebenslangen Trott auszubrechen, um Unterdrückung und Eintönigkeit hinter sich zu lassen – und löst damit eine wahre Revolution aus!
"Der Marsch der Krabben – Unter erschwerten Bedingungen" ist ein außergewöhnliches Comic, gezeichnet und geschrieben von Arthur de Pins. Die Story basiert auf dem vielfach preisgekrönten satirischen Film "La Révolution des Crabes", mit dem Arthur de Pins sage und schreibe 54 Auszeichnungen einheimste. Die als Trilogie angelegte Comicadaption ist einfach hinreißend, sehr originell und besitzt einen tollen, oft trockenen und skurrilen Humor, der beim Lesen immer wieder zum Lachen reizt.
Autor de Pins versteht es, dem Leser die kleine Welt der Krabben aus deren Sicht näherzubringen und präsentiert viele kleine Einfälle, die die Lektüren des ersten Bandes wie im Flug vergehen lassen. Da ist etwa die Quadratkrabbe, die das Pech hatte, zwischen zwei eng stehenden Felsen geboren zu sein. Da ihr Weg - immer vor und zurück, bis der Felsen wieder im Weg ist – so unglaublich kurz ist, hat sie irgendwann den Verstand verloren und verkündet nun laufend den Weltuntergang. Da sind die Austern, die immer echoartig nachplappern, was sie hören, und damit allen anderen auf die Nerven gehen. Da sind zwei Krabben, die gemeinsam Gitarre spielen, weil sich ihre Wege zufällig an einer weggeworfenen Gitarre so kreuzen, dass die eine die Saiten zupfen und die andere die Griffe festlegen kann ... und damit geht die Geschichte um "Cancer Simplicimus Vulgaris" erst so richtig los.
Die Erzähling von der kleinen und immer größere werdenden Krabbenrevolution ist großartig erzählt, trotz – oder gerade wegen! – der skurrilen Thematik extrem kurzweilig und spannend und auch noch in außergewöhnlichen Bildern umgesetzt. Die Bilder wirken wie grafische Illustrationen und altmodische Werbemotive zugleich, papierschnittartig und flächig, sie unterstreichen das Besondere der Geschichte und heben das Werk aus der Masse heraus. Auch die Aufmachung als kleines, kompaktes Hardcover mit extra Papierumschlag überzeugt.
Fazit: Satirisch und clever, kurzweilig und originell: "Der Marsch der Krabben" macht sehr neugierig auf die Fortsetzung und die weiteren Ereignisse, die mit dem ersten Teil "Unter erschwerten Bedingungen" ins Rollen gekommen sind. Empfehlenswert!
Eine Leseprobe gibt es hier auf der Website des Splitter Verlages: Der Marsch der Krabben Band 1