Es ist ein langweiliges Leben, das Ricardo Chellini führt und das neben täglicher Arbeit kaum Abwechslung beschert. Deshalb ist er froh, als ein plötzlich eintreffender Brief eine unerwartete Erbschaft verspricht und das Ganze in einer Größenordnung, die er sich nie hatte träumen lassen. Denn als einziger Erbe eines alten Anwesens in England scheinen von nun an seine Probleme für immer gelöst zu sein. Ohne zu zögern, begibt er sich auf die Insel, die von nun ab ihm gehört und trifft dort nicht nur auf einen verschrobenen Butler, dessen seltsames Verhalten beängstigend ist, sondern auch auf einen weiblichen Poltergeist, der ihm das Leben schwer machen wird.

Ein Geist geht um
In "Shiver 2: Der Poltergeist" schlüpft der Spieler in die Rolle von Ricardo Chellini und beginnt das gigantische Haus der Familie Kangale zu erforschen. Ein Ansinnen, das nicht so einfach ist. Denn ehe er Zutritt zu den weit verzweigten Räumen erhält, muss er den Haustürschlüssel aus einem Brunnen angeln. Doch dies wird nicht die einzige Tür bleiben, die verschlossen ist, und während sich Ricardo Chellini im Flur ein wenig umschaut, erscheint auch schon der Poltergeist. Wenig beeindruckt von dessen zerstörerischen Art setzt der neue Besitzer seine Suche fort und muss dabei jede Menge knifflige Aufgaben lösen, zahlreiche Wimmelbilder knacken, dem Familiengeheimnis auf die Spur kommen und nicht nur einmal um sein Leben bangen.

Mord oder Unfall?
Bevor der Spieler dem ungeheuerlichen Komplott auf die Schliche kommt, muss er sich entscheiden, ob er das gespenstisch verlaufende Abenteuer mit viel, wenig oder ohne Unterstützung bestehen will. Dazu stehen drei Schwierigkeitsstufen zur Verfügung, von denen zwei hilfreiche Tipps beim Suchen von Gegenständen oder für den weiteren Spielverlauf bieten und verzwickte Minispiele wie von Zauberhand lösen lassen. Ist die Wahl erfolgt, geht es auch schon los und während der Spieler den Tod der jungen Brenda aufzuklären hat, nimmt er Anteil an einem Schicksal, das sich durch sein Zutun zum Guten wendet.

Düster und geheimnisvoll
"Shiver 2: Der Poltergeist" erweist sich als sehr atmosphärisches Wimmelbildspiel, das mit einer spannenden Story, einer exzellenten Grafik, düsteren Klängen und abwechslungsreichen Aufgaben überzeugt. Die dunkel gehaltenen Wimmelbilder sind mit Gegenständen gut bestückt, so dass etwas Geduld gefragt ist, um die Suchobjekte zu finden. Der Rundgang durchs Haus offenbart Briefe und andere Dokumente, die das einstige Geschehen auf der einsamen Insel eindrucksvoll nachvollziehen lassen. Tränen aus Blut, brennende Gegenstände, mysteriöse Geräusche und dunkle Ecken lassen den Spieler schnell einmal erschauern und an eine Flucht fort von dem unheimlichen Ort denken.

Knifflig bis leicht
Der Spielverlauf des mystischen Wimmelbild-Abenteuers lässt schnell an ein Point&Click-Adventure denken, da viele Gegenstände zu suchen sind, die, miteinander kombiniert, den Spielverlauf vorantreiben. So muss zum Beispiel ein benötigter Bogen im extra entfachten Feuer geschmiedet werden, um mit ihm und einem Bolzen die defekte Armbrust reparieren zu können oder ein gefundenes Kleid ist in eine Öllache im Keller zu tauchen, so dass mit dem entstandenen Öllappen und einer Patrone das Türschloss des Weinkellers gesprengt werden kann. Komplizierte Abläufe, die einiges an Kombinationsgabe voraussetzen, während das Löschen eines Feuers mit einem vorher eingesammelten Teppich oder die Komplettierung einer gefundenen Taschenlampe recht einfach vonstattengehen.

Fazit:
Das Abenteuer um eine geheimnisvolles Erbe und die damit verbundene tragische Familiengeschichte erweist sich als gelungenes Wimmelbild-Spiel, das, angereichert mit verschiedenartigen Mini-Spielen, einer verzwickten Story und der ständigen Suche nach handlungsrelevanten Gegenständen lange Zeit zu unterhalten weiß. Ein Spielvergnügen der schaurigen Art, welches ausreichend Gänsehaut verspricht!