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Er zählt als der Begründer der modernen Horrorstory, der die Seele des Menschen als Spielfeld des Unheimlichen erschlossen hat - sein Name ist Edgar Allan Poe. Zu seinen Lebzeiten zumeist verkannt, gehasst ob seiner ehrlichen Kritiken und seiner vermeintlich abnormen Prosa. Lediglich ein Werk fand uneingeschränktes Lob - sein Gedicht "Der Rabe".
Nun hat sich der Verlag "Hörspiele Welt" einer Produktion verschrieben, in welcher poesche Geschichten auf neue Art in auditiver Form umgesetzt werden: "Der Geist des Bösen".
Diese CD ist gleichzeitig der Auftakt zu einer neuen Hörspielreihe namens "Die Schwarze Stunde". Hier werden vor allem klassische Phantastik-Texte umgesetzt. Als zweite CD der Reihe ist "Carmilla" von Sheridan Le Fanu erschienen.
Die CD "Der Geist des Bösen" beginnt mit einem selbstverfassten Gedicht von Thomas Birker, das als Audio-Logo dient. Es führt stimmungsvoll in den Inhalt der CD-Reihe ein, untermalt von klassisch angehauchtem Sound. Irina Hunkas Stimme ist ausdrucksvoll und atmosphärisch.
Gleich die erste Geschichte ist eine der besten Rachestories, welche Poe verfasst hat: "Das Fass Amontillado". Zunächst folgt der gesprochene Text der Vorlage von Poe. Dann aber verlässt er die Pfade und wechselt in die Dialogszenen über. Es kann als gelungen bezeichnet werden, dass hier der Hörspielautor Thomas Birker die Vorlage leicht abgewandelt hat. Dennoch bleibt er im poeschen Duktus. Die Storyumsetzung begeistert durch Sprecher, welche ihre Rollen lebendig werden lassen. Dies sind Olaf Pessler als Montresor und Erzähler sowie Linus Kraus als Fortunato.
"Das ovale Potrait" hingegen ist anders aufgebaut. Der Autor der Umsetzung ist wiederum Thomas Birker. Er lässt den Sprecher Linus Kraus die Story allein erarbeiten, was Kraus hervorragend gelingt. Dezent eingesetzte Musik wirkt als stimmungsvolle Untermalung und Betonung des Geschehens.
"Der Geist des Bösen" ist eine der Geschichten Poes, der man immer wieder fälschlicherweise biografische Züge hat nachweisen wollen. Stattdessen ist sie ein genau beobachtetes Stück menschlichen Seelenlebens, quasi eine Art Psychogramm. Olaf Pessler übernimmt die Aufgabe des Erzählers dieser Geschichte voller Selbstqual und meistert die ihm gestellte Aufgabe mit Bravour.
"Schatten" stellt mehr eine atmosphärische Szenenschilderung als eine Story an sich dar. Äußerst eindrucksvoll und voller Verve durchlebt der Erzähler Linus Kraus diese dichte Atmosphäre des Schreckens und wird dabei von einem klassischen Orchestersound begleitet, das vor allem mit seinen Streichereinsätzen wohlige Gänsehaut hervorruft.
Beendet wird das Hörbuch beziehungsweise Hörspiel durch eine wiederholte Gedichtrezitation der "Schwarzen Stunde", welche von Thomas Birker stammt.
Fazit:
Mit "Der Geist des Bösen" ist dem Verlag "Hörspiele Welt" ein toller Einstieg in die Reihe "Die Schwarze Stunde" gelungen. Die Sprecher durchleben ihre Rollen mit Verve und hauchen den Gestalten Poes Leben ein. Die Musik ist sinnvoll eingesetzt und wird nie zum Selbstzweck. Stets untermalt sie das Geschehen und übertüncht es nicht. Der Text ist im Vordergrund. Die Geschichten Poes wurden behutsam umgesetzt.
Das Coverdesign stammt von "Angst im Wald" und zeigt ein wenig bekannte Zeichnung von Poe. Olaf Seider zeichnet als Produzent verantwortlich, Kai Becker für die Musik.
Es bleibt zu wünschen, dass auch die Folge-CDs einen hohen qualitativen Standard haben.