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Global history ist schon seit einigen Jahren ein Trend in der Geschichtswissenschaft. Ergebnis dieser Forschungen ist nun ein deutsch-amerikanisches fünfbändiges Werk, das zeitgleich in den Verlagen C. H. Beck und Harvard Up auf Deutsch und Englisch erscheint. Band 5 der "Geschichte der Welt" erschien 2012 als erster Teil der Reihe. Er behandelt die Zeit zwischen 1870 und 1945 und ist betitelt mit "Weltmärkte und Weltkriege".
Der 1150-seitige Band ist herausgegeben von Emily S. Rosenberg und vereint Beiträge mit jeweils mehreren hundert Seiten von verschiedenen Autoren wie Charles S. Maier oder Dirk Hoerder. Die fünf großen Abschnitte behandeln die Themen Erfindung der Staatlichkeit, Imperien und Globalität, Migration und Zugehörigkeit, Warenketten in einer globalen Wirtschaft und transnationale Strömungen.
Innerhalb der Kapitel wird der Text vereinzelt durch Abbildungen ergänzt. Im 150-seitigen Anhang findet der Leser die Anmerkungen, eine Bibliographie sowie ein Register.
Der fünfte Band der "Geschichte der Welt", "1870-1945 - Weltmärkte und Weltkriege", ist bereits vom Umfang her monumental zu nennen. Tausend großformatige und klein bedruckte Seiten machen eine durchgehende Lektüre fast unmöglich. Darauf ist der Band auch nicht ausgerichtet. Systematisch nach Themen gegliedert, kann jeder Leser sich die Kapitel heraussuchen, die ihn interessieren.
Die Autoren des Bandes zeigen insgesamt auf eindrucksvolle Art und Weise, was möglich ist, wenn Weltgeschichte nicht einfach als die Summe von Regionalgeschichten aufgefasst wird, sondern die Welt als Ganzes aufgefasst und regionale Ereignisse und Entwicklungen weltweit miteinander in Verbindung gebracht werden. So bringen neue Perspektiven neue Erkenntnisse über so manche Zusammenhänge.
Naheliegend für die global history, aber dennoch erwähnenswert, ist die Internationalität dieses mehrbändigen Projektes. Ein deutscher und ein amerikanischer Verlag sowie eine internationale Autoren- und Herausgeberschaft führen dazu, dass hier nicht nur ein regionaler oder nationaler Forschungsstand zusammengefasst wurde, sondern der Stand eines weltweiten Wissenschaftsdiskurses.
Die global history gehört zweifelsohne zu den innovativsten und aktuellsten Forschungsschulen in der Geschichtswissenschaft. Auch das merkt der Leser dieses Bandes. Allerdings wirkt das manchmal auch etwas aufgesetzt. So zum Beispiel in dem Beitrag zur modernen Staatlichkeit von Charles S. Maier, der mit Leviathan 2.0 überschrieben ist. Der Autor beschreibt in diesem Kapitel, wie die Staaten ihre Herrschaft über Territorien und Menschen im 19. und 20. Jahrhundert ausgedehnt und intensiviert haben und welche Instrumente dabei entstanden oder weiterentwickelt wurden, kurz, wie aus dem hobbeschen Leviathan ein Leviathan 2.0 wurde. Der Aufsatz mündet in der Frage, ob wir kurz vor dem Leviathan 3.0 stünden. Die Lektüre des Beitrages ist erkenntnisreich, Maier schreibt, wie alle Autoren des Bandes, auf hohem wissenschaftlichem Niveau. Aber warum sind solche Analogien wie diese auf das Web 2.0 nötig? Sie tragen zum Erkenntnisgewinn nichts bei und wirken einfach schief.
Das ist aber auch die einzige Kritik an dieser erfolgreichen Zusammenfassung des Forschungsstandes der global history. Hoffentlich werden die weiteren Bände genauso lesenswert!
Eine Leseprobe gibt es auf der Verlagswebsite.