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 Noir


Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Nino Sorokin hat bereits einen Selbstmordversuch hinter sich. Das glaubt jedenfalls seine Schwester und jeder Arzt, der ihn behandelt hat. Dabei wollte Nino damit nur den Beweis für das antreten, was er mit unumstößlicher Sicherheit weiß: Er wird mit 24 Jahren sterben.
Und nicht nur den Zeitpunkt seines eigenen Todes kann Nino voraussehen, auch den von anderen Menschen, eine harte Bürde, die er mit niemandem teilen kann. Er ist schon seit langem auf der Suche nach einer Methode das Schicksal zu überlisten, konnte bisher jedoch noch nicht einmal jemanden finden, der ihm Glauben schenkt. Bis er auf Monsieur Samedi trifft, den er zuerst für einen Scharlatan hält. Jedenfalls hat er nicht diese Macht hinter einem Menschen vermutet, der in schmuddeligen Discos spirituelle Sitzungen für Jugendliche abhält und Drogen verkauft. Doch der Schein täuscht. Das Gläserrücken, das Samedi zu Nino und seinen Freunden gebracht hat, funktioniert wirklich. Jedenfalls solange Nino selbst mitmacht. Und die Botschaften, die er bekommt, sind äußerst bedrohlich. Es scheint sich tatsächlich ein Leben nach dem Tod aufzutun, das Nino die gewünschte Erlösung bringen könnte. Anleitung und Antworten will Monsieur Samedi ihm jedoch nur geben, wenn er den unsympathischen Kerl als Mentor akzeptiert, was für Nino eigentlich nicht in Frage kommt - wäre da nicht die schöne Noir, die sich ständig in Samedis Nähe aufhält und für die Nino eine große Liebe zu empfinden beginnt. Doch was hat es mit der jungen Frau, die einzig Nino wirklich zu sehen scheint, eigentlich auf sich? Es gibt mehr Fragen zu beantworten, als Nino bereit ist zu stellen.

Nach ihrem Debüt-Erfolg "Nijura – Das Erbe der Elfenkrone" hat sich die Autorin Jenny-Mai Nuyen immer mehr von der klassischen Fantasy entfernt, mit "Noir" geht sie den bisher ungewöhnlichsten literarischen Weg. Am ehesten ist der Roman als Mystery-Krimi zu bezeichnen, aber auch das wird ihm noch nicht völlig gerecht, dafür wirkt er insgesamt zu eigenartig und bizarr. Für Kinder oder Jugendliche ist die Geschichte nicht im geringsten geeignet, spielen doch Drogen, Gewalt und Sex eine nicht unerhebliche Rolle. Insgesamt wirkt die ganze Handlung, als wäre man auf einem äußerst eigenwilligen Drogentrip.

Immer wieder sind Gedanken über den Sinn des Lebens und Sterbens in die Geschichte verwoben. Was philosophisch anmuten könnte, liest sich dann leider doch eher wie eine unzusammenhängende Sammlung von kruden Gedanken. In geringem Maße wäre das noch ertragbar, nur leider zieht es sich etwas zu stark durch den Roman, was besonders frustrierend ist, da keine Lösungen, keine Antworten angeboten werden. Selbst das Ende ist schwammig formuliert und bietet unendlich viel Raum für verschiedenste Interpretationen. Dazu kommt, dass, umso weiter die Geschichte voranschreitet, alles immer abgehobener und fragwürdiger wird. Begründungen für Dinge, die geschehen, kommen hingegen nicht vor. Selten gibt es Geschichten, die so viele Fragen aufwerfen ohne sie zu beantworten. Da fragt sich der Leser schon, wozu er sich überhaupt bis zur letzten Seite vorgearbeitet hat. Wäre es wenigstens ein starker Charakter, den man auf seiner Reise der Selbstfindung begleitet ... aber nicht mal das. Nino Sorokin bleibt als Figur farblos, ja sogar unsympathisch.

Jeder Autor will experimentieren, aber das muss dem Leser nicht unbedingt Spaß bereiten. Alle Fans von Jenny-Mai Nuyens frühen Werken müssen weiter warten, ob sie zu ihrem früheren Stil und den warmherzigen Beschreibungen zurückfindet oder nicht. Sollte sie so weitermachen wie hier, wird es schwierig werden, die Fangemeinde zu halten. Einzig der flüssige Schreibstil sorgt bei "Noir" dafür, dass das Buch nicht sofort zur Seite gelegt wird, das reicht aber leider nicht für einen guten Roman.

Der Rowohlt Verlag bietet auf seiner Webseite eine Leseprobe an.

Bine Endruteit



Softcover | Erschienen: 1. Oktober 2012 | ISBN: 978-3862520282 | Preis: 14,95 Euro | 384 Seiten | Sprache: Deutsch

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