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Das Internet ist ein gigantischer Raum, in dem jeder User Webseiten erstellen oder dank der Web 2.0-Technologie mitgestalten kann. Zu Beginn reichte die Auszeichnungssprache HTML aus, um Informationen übersichtlich darzustellen.
Heute arbeitet meist eine Skriptsprache (z.B. PHP) auf dem Server und erzeugt dort den HTML-Code, der wiederum mit Formatierungsangaben (CSS) versehen ist, um dem Benutzer die Informationen nicht nur einfach darzustellen, sondern diese auch optisch ansprechend zu präsentieren. JavaScript, eine weitere Skriptsprache, ist mittlerweile in vielen Projekten verarbeitet, um dem Benutzer einer Webseite noch mehr Komfort zu bieten. Auf Clientseite, also direkt beim Benutzer auf dem PC, lassen sich wahrlich sinnvolle Dinge anstellen (DOM-Manipulation), wenn Wissen und Ehrgeiz groß genug sind, denn JavaScript hat ein Problem: seine Komplexität. Für eine gute Funktion müssen viele Zeilen Quellcode verfasst werden und genau da setzt jQuery an. jQuery (2006 veröffentlicht) ist eine Bibliothek aus JavaScript-Funktionen, die interaktive DOM-Manipulation sehr komfortabel erlaubt und dem Webseitendesigner viel Arbeit abnimmt.
Die "
Von Kopf bis Fuß"-Reihe zeichnet sich normalerweise durch die Verknüpfung von hochwertigem Inhalt, einer Portion Humor und dem lockeren, verspielten Lernstil aus. Bei "jQuery" ist dies leider nicht gelungen. Die Autoren Ryan Benedetti und Ronan Cranley haben zwar den typischen Stil erhalten und auch weitestgehend sauber gearbeitet, aber die deutsche Übersetzung hat ihre Tücken. Neben handwerklichen Inhaltsfehlern (z.B. dem mehrmaligen Zuweisen einer ID) sind es hauptsächlich die Übersetzungs- und Tippfehler, die den Leser verunsichern. So sind einige Passagen schlichtweg nicht übersetzt - ob absichtlich oder versehentlich, sei dahingestellt.
Beginnend mit der Zusammenfassung des Inhaltsverzeichnisses (Punkt eins in Deutsch, der Rest in Englisch) zieht sich diese Inkonsistenz durch das gesamte Buch. So werden in den Quellcodepassagen deutsche Bezeichner benutzt und in den dazugehörigen CSS-Auszügen nicht. Das führt dazu, dass das Verständnis unnötig erschwert wird ("bilderrahmen" versus "picframe"). Ebenso wechseln die ID-Bezeichnungen, mit denen jQuery arbeiten soll. Mal ist es "KlickMich", mal "clickMe". Von Totalausfällen wie "Duch Funktionen wir Ihr jQuery effizienter und besser wiederverwendbar" oder "sch - reiben" einmal abgesehen.
Dabei sind die bearbeiteten Themen vernünftig vorbereitet und auch erklärt. Neben den Grundzügen der Arbeit mit dem Document Object Model (DOM) wird die Bibliothek jQuery anhand von witzigen Beispielen vorgestellt. Anstatt einfach die Befehle untereinander zu schreiben, wird zum Beispiel Schritt für Schritt eine veraltete Webseite mit einem Formular zur Sichtung von Kryptiden mit jQuery in ein modernes und ansprechendes Pendant verwandelt. Auch die typischen Komponenten, wie Interviews - diesmal zu Gast "Das Event" -, Magnetschildaufgaben ("Schieben Sie die Befehlsteile an die richtigen Stellen") oder die "Es gibt keine dummen Fragen"-Rubrik sind vertreten. Überzeugend sind auch die "handschriftlichen" Anmerkungen, die ähnlich einem selbst verfassten Lernblatt mitten in Grafiken stehen und genau die entsprechenden Punkte bezeichnen.
Das Buch bietet eine Mischung aus Erklärung und "Kochrezepten", es verdeutlicht den Einsatz der Bibliothek. Wie wende ich die Funktionen sinnvoll an, was gibt es überhaupt und wie kann ich DOM-orientiert sauber arbeiten? All das wird auf 500 Seiten angeboten, wobei dieser Umfang leicht erschlägt. Allerdings sind viele Aspekte des Werkes schon in anderen Publikationen von O'Reilly zu jQuery (z.B. im "Kochbuch" oder im "kurz und gut") bereits gesagt worden.
Das Buch richtet sich an versierte Webentwickler. HTML, CSS, SQL, PHP und JavaScript werden vorausgesetzt, aber teilweise auch (wieder) erklärt. Zu jedem der Bereiche gibt es schon entsprechende Werke aus der Reihe, daher versetzt dieses muntere Potpourri den Leser nicht in Ekstase. Wer wirklich mit jQuery arbeiten und den Umgang damit erlernen möchte, braucht zum Beispiel nicht unbedingt eine Einführung in SQL. Das Buch ist im Prinzip der Versuch, jQuery und alle dafür benötigten Techniken und Sprachen in einem Werk zu erklären, und dieser Versuch scheitert.
Kurzum: "jQuery" ist entgegen der sonst so starken Werke der Reihe nicht überzeugend. Neben den Fehlern, die den Lesefluss stören und den Lernerfolg erschweren, ist es insbesondere die Zusammensetzung des Buches, die nicht gelungen ist.
Kapitel 4: "Webseiten mit jQuery verändern" ist beim Verlag als Leseprobe einsehbar.