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Heribert ist der Junge von Erwin und Rita. Er ist ihr einziges Kind und gleichzeitig ihre größte Sorge. Denn er verhält sich nicht so, wie sie es sich vorgestellt hatten. Weil er kurzsichtig ist, trägt er eine Brille, um besser sehen zu können, leiht sich Bücher aus der Bücherei aus, sammelt Briefmarken und ernährt sich nur vegetarisch. Normalerweise wäre all das kein Problem für einen kleinen Jungen. Ein Problem wird es erst, wenn dieser Junge ein kleiner Löwe ist und sein Vater Erwin der Rudelführer, über den sich andere deswegen lustig machen. Zum Glück ist Heribert gerade wegen seiner seltsamen Gewohnheiten keine Konkurrenz für seinen Vater, der ihn sonst schon längst tot gebissen hätte.
Seine Mutter macht sich große Sorgen um ihn. Um ihn von seinem übelgelaunten Vater fern zu halten, sucht sie ihm eine Stelle beim Zoo. Dort würde er sinnvoll beschäftigt werden, Geld verdienen und sicher noch einige Dinge lernen können. Doch die Stelle im Zoo ist ganz anders, als Heribert sich das vorgestellt hatte. Als erstes übernimmt er eine Stelle als Wombat, da keine Stellen als Löwe zu besetzen sind. Durch einen Fehltritt jedoch, wird er zu den Schildkröten verdonnert. Hier hätte er ewig versauern können, wenn nicht plötzlich dem Zoo und all seinen Tieren Gefahr durch eine Genfirma gedroht hätte.
Dieses Buch ist eines, das sich schwer einordnen lässt. Die Aufmachung gemahnt den Leser an ein Kinderbuch, wohingegen der Text und die Thematik ebenso das Interesse von Erwachsenen wecken. Hier wird einem keine heile Welt gezeichnet, es gibt keine schmusigen Bildchen und nette Geschichten. Schon auf der ersten Seite wird man mit der knallharten Löwenrealität konfrontiert. Heriberts Vater bringt gemeinsam mit seinem Rudel aus lauter Übermut die Bibliothekarin zur Strecke, um sie dann fachgerecht zu erlegen und roh zu verspeisen. Was übrig bleibt, wandert in die Tiefkühltruhe für später. Auch im Zoo läuft nichts so, wie man es gerne hätte. Die Wombats veralbern die Besucher und die Gnus schälen sich nach Feierabend aus ihren Kostümen, um sich so richtig tüchtig einen hinter die Binde zu gießen. Als dann die große Bewährprobe für Heribert anbricht und er gemeinsam mit anderen den Zoo retten will, zeigt sich, dass auch ein Löwe, der kein richtiger Löwe ist, ein Rudel führen kann. Bevor jedoch diese Botschaft allzu pathetisch werden kann, werden die zur Strecke gebrachten Firmenbosse bestraft und einer von Heriberts Vater fachgerecht zerlegt und verspeist.
Für ein Kinderbuch mag das alles reichlich brutal klingen, ist es aber nicht. Man darf Kindern ruhig zumuten, dass sie es durchaus verstehen, dass Löwen ihre Beute töten, zerlegen und fressen. In jedem Kindersachbuch steht das auch nicht anders. Gerade diese ehrliche Erzählweise weckt das Interesse der Kinder, die sonst mit süßen Hoppelhäschen und kuscheligen Bärchen aufwachsen. Auch im Zoo wird kein Blatt vor den Mund genommen. Und selbst die Botschaft des Buches, dass man selbst als Löwe nicht unbedingt ein Löwe sein muss, also die in einen gesetzten Erwartungen nicht unbedingt erfüllen muss, wird von jeglichem Kitsch befreit. Hier wird nicht gesülzt, sondern auf hohem Niveau eine unterhaltsame und urkomische Geschichte erzählt.
Dies ist ein Kinderbuch, das auf unvertrauten Pfaden wandelt. Ein Kinderbuch, das genauso auch für Erwachsene geschrieben wurde. Man darf es nicht mit falschen Vorstellungen lesen, sondern muss sich auf die Geschichte einlassen. Ich persönlich habe ständig beim Lesen geschmunzelt. Und es war sehr erleichternd, eine Botschaft vermittelt zu bekommen, frei von jeglichem Schmalz und Pathos. Richtig schön!