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Solon ist uns als einer der sieben Weisen des vorsokratischen Griechenlands bekannt und gilt neben Thales als bekanntester Vertreter dieser zuweilen auch naturwissenschaftlich interessierten Staatsmänner.
Charlotte Schubert legt im Rahmen der UTB-Reihe Profile eine kurze Biografie und Interpretation von Solons Leben und Werk vor.
Nach einer Vorstellung und Erläuterung der wichtigsten Quellen geht sie auf seine Rechtsreformen und die vermutlich von ihm durchgeführten Änderungen der athenischen Polisorganisation ein. Vor diesem Hintergrund wird Solons Funktion als Weiser in der griechischen Geschichte beleuchtet und ein Fazit seines Wirkens und Einflusses gezogen.
Solon, der sich bereits zahlreiche militärische Ehren erworben hatte, wurde von den Athenern beauftragt, das in der Stadt herrschende Ungleichgewicht zu mindern. Um die gesellschaftlich niedrigeren Klassen zu entlasten, vermehrt er die Grundstücke, die sich im Besitz der Allgemeinheit befinden, und verbietet es, Schuldner mit ihrer Freiheit für ihre Schulden haften zu lassen, sich also in die Sklaverei zu verkaufen.
Auch wird Solon die Schaffung der Zensusklassen zugeschrieben, die die Einteilung der politischen Klassen nach dem Steueraufkommen regeln. Vermutlich handelte es sich dabei aber um eher abstrakte Begriffe, die letztendlich nur die militärische Ausrüstungskompetenz im Kriegsfall widerspiegeln sollten. So hatten Griechen, die in der Lage waren, beritten in die Schlacht zu ziehen, bereits vor Solon einen gesellschaftlich höheren Stand als Griechen, die lediglich eine Hoplitenrüstung aufbringen konnten.
Gerade für nichtprofessionelle Historiker ist die anschauliche Quellenvorstellung interessant und hilft, die derzeitige Problemlage in der Geschichtswissenschaft zu verstehen.
Allerdings weigert Schubert sich, sich auf eine Deutung bezüglich der abweichenden Jahreszahlen festzulegen und erwähnt immer alle möglichen historischen Einordnungen. So ist es beispielsweise nicht möglich, Solons Reisen widerspruchsfrei in seiner Biografie unterzubringen. Die Absätze bezüglich seiner Reisetätigkeiten (Vor dem Archontat oder danach? Vor den politischen Reformen oder danach?) erinnern in ihrem "sowohl-als-auch"-Charakter zuweilen an Schrödingers Katze und lassen den Leser fragend zurück.
Das Schubert sich nicht auf eine Sichtweise festlegt, weil sie sich nicht mit absoluter Sicherheit festlegen kann, zeugt jedoch von ihrer differenzierten Sicht auf die Geschichte und lässt den Leser mitempfinden, dass Geschichte immer auch Interpretation ist. Der Bewertung des Buches tut der Verzicht also keinen Abbruch.
Sehr hilfreich sind die lexikalischen Einschübe, die bläulich hervorgehoben in den Text eingepflegt sind. Sie vermitteln wichtiges Hintergrundwissen und helfen, den gerade gelesenen Absatz besser einordnen zu können.
Obwohl Solon in der heutigen Geschichtsforschung bezüglich seines Einflusses auf Athen umstritten ist, so ist sein Einfluss auf das griechische Selbstverständnis nicht zu unterschätzen. Das insgesamt sehr gut geschriebene und informative Buch von Charlotte Schubert hilft dabei, sich eine eigene Meinung zu dieser politisch-historischen Figur zu schaffen.