Jody hat in ihrem Leben schon oft Mist gebaut, aber ihre neuste Verrücktheit stellt alles andere in den Schatten. Auf einem Konzert ihrer absoluten Lieblingsband, den Regulators, wird sie in der hysterischen Masse kreischender Fans ohnmächtig. Im Sanitätsraum trifft sie unverhofft auf Regulators-Frontman Jackson Gatlin, für den die Sechzehnjährige nicht bloß schwärmt: Er ist ihr absolutes Idol, ihr Vorbild, ihre große Liebe.
Durch ein dummes Missverständnis glaubt Jackson, dass Jody ihn entführen will – und plötzlich hat der Teenager einen waschechten Rockstar in der Garage versteckt, der glaubt, er wäre von ihr gekidnappt worden. Ziemlich schnell wird Jody bewusst, dass die Rocklegende Jackson Gatlin nicht so ist, wie sie es sich in ihren Träumen ausgemalt hatte. Statt des liebevollen, kreativen, coolen und aufregenden Rocksängers, den sie sich erhofft hatte, hat Jody nun einen heruntergekommenen Drogensüchtigen auf Entzug am Hals, der sie mies beschimpft und ansonsten abwechselnd heult, kotzt, schmollt und die Einrichtung zerlegt. Wie soll sie bloß aus dieser Nummer wieder rauskommen?

"Rockoholic" ist nach "Ziemlich krumme Dinger" der zweite Roman, den C.J. Skuse vorlegt. Erneut zeigt die 1980 geborene Autorin, wie gut sie aus der Sicht einer Sechzehnjährigen schreiben und eine so spannende wie coole Story erzählen kann, ohne dass es albern oder gezwungen lässig wirkt. Ihre chaotische Hauptfigur Jody muss man einfach gern haben – wäre da nicht ihr fataler Hang zu Jackson Gatlin, dem vermeintlich perfekten Rockstar.
Wer liest, wie Jody sich für das lang ersehnte Konzert fertigmacht, wie sie endlos auf den Einlass wartet, wie sie sich in die Masse stürzt und was sie fühlt, als Jackson wenige Meter entfernt auf der Bühne steht – der weiß, wie sich Liebe anfühlt, oder hat noch nie in seinem Leben für einen Star geschwärmt. So gut sind Skuses Beschreibungen von Jodys Innenleben. Sie schreibt den kompletten Roman aus der Sicht der Sechzehnjährigen und schafft es dabei, alles absolut glaubhaft zu erzählen und den Leser dies hautnah mitfühlen und miterleben zu lassen.
Natürlich weiß man, genauso wie Jodys bester Freund Mac, dass ihre absolut unkritische Verehrung für den Rocksänger keine echte Liebe ist und dass sie sich einiges vormacht. Umso fieser ist dann der Realitätsschock, als der leibhaftige Jackson Gatlin, Idol von Millionen junger Mädchen, plötzlich in Jodys Garage sitzt. Er ist weder cool, noch nett, noch seinen Fans treu ergeben. Stattdessen hat das Mädchen sich, wie es scheint, ein stinkendes Monster ins Haus geholt, das sich in den besseren Momenten nur wie ein extrem nerviges Kleinkind benimmt und in den schlechteren komplett ausrastet und Jody mit Sachen bewirft, sie vor den Kopf stößt, sich vollpinkelt, vollkotzt und alles zertrümmert, was ihm in die Finger kommt.
Hier gibt es keine Roll'n'Roll-Liebe, sondern nur die unschöne Realität, die Skuse genüsslich zelebriert und ihre Protagonistin damit an den Rand des Wahnsinns bringt. Als Jody ihr fataler Irrtum klar wird, kann sie nicht mehr zurück. Schließlich sucht bereits die halbe Welt den weltberühmten Rockstar, der von den Medien für entführt, verschollen oder tot erklärt wird.
Diese irrwitzige Story ist von der Autorin rasant und bildhaft in Szene gesetzt und reizt oft zum Lachen, einfach weil es so verrückt ist, was Jody erlebt. Sie besitzt aber auch viele ernste, dramatische und sehr emotionale Momente. Am Ende muss hier fast jeder eine Wandlung durchmachen: Jody, Jackson, Jodys Schwester und ihr bester Freund. Und dann gibt es tatsächlich noch echte Liebe!

"Rockoholic" ist ein toller Roman für Fans ausgeflippter, spannender Geschichten und natürlich Fans von Rockmusik – auch wenn es hier statt cooler Fanromantik einen harten Blick in die Realität gibt. Empfohlen ist das Buch für Leser zwischen zwölf und sechzehn Jahren, dürfte aber auch dem einen oder anderen Erwachsenen durchaus Spaß machen!

Auf der Website von Chicken House gibt es eine Leseprobe.