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Immer wieder kommt es vor, dass Wildtiere Menschen angreifen und zerfleischen. Ein grausamer Anblick, den eine Gruppe von Kindern erleben muss, die im Berliner Tierpark vor dem Gehege der Pekaris stehen. Zwar ist es in diesem Fall nur eine menschliche Hand, die eines der Wildschweine verschlingt, doch weitere Leichenteile sind schnell gefunden und mit ihnen eine Täterin, die sich für den ungewöhnlichen Mord verantwortlich wähnt. Charlotte Rubin, die im Berliner Tierpark für die Züchtung von Ratten verantwortlich ist, legt zur Verwunderung der Ermittler und ohne zu zögern ein umfassendes Geständnis ab. Zu schnell für die ehrgeizige Streifenpolizistin Sanela Beara, die als Erste am Tatort war und von Argwohn getrieben, auf eigene Faust zu ermitteln beginnt. Dabei unterschätzt die unerfahrene Gesetzeshüterin die sich anbahnende Gefahr und steht schon bald im Fokus einer mörderischen Dorfgemeinschaft.
"Das Dorf der Mörder" ist ein vielschichtig erdachter Kriminalroman, der mit einem ungewöhnlichen Mord, einer Vielzahl interessanter Einzelschicksale und geheimnisvollen Machenschaften in einem brandenburgischen Dorf zu fesseln versteht. In ihm gelingt es Elisabeth Herrmann lange Zeit, den Hörer mit falschen Wahrnehmungen, unlauteren Gefühlen und subtilen Rachegelüsten in die Irre zu führen. Unter anderem gleich zu Beginn des Geschehens, als die couragierte Streifenpolizistin Sanela Beara zu ihrem Einsatz in den Berliner Tierpark fährt und über erste Ungereimtheiten stolpert. So haben die Kinder einer Besuchergruppe einen mysteriösen Clown gesehen, von dem ihre Erzieherin nichts wissen will, oder behautet eine harmlos erscheinende Tierpflegerin, die alleinige Mörderin eines gut gebauten Mannes zu sein. Ereignisse, die an der schnellen Aufklärung eines brutal verübten Mordes zweifeln lassen und neben der Erforschung von Täter und Motiv, letztendlich auch die Frage nach den tatsächlich Verantwortlichen stellt.
Gelesen wird die verzwickte Mörderjagd von Eva Mattes, der es wunderbar gelingt, die verschiedenen Facetten des bewegenden Kriminalromans zu Gehör zu bringen. Egal, ob sie eine überforderte Erzieherin spricht, einem erfahrenen Psychiater ihre Stimme leiht oder als argwöhnische Bewohnerin eines längst vergessenen Dorfes in Erscheinung tritt. Ob sie auftretende Ereignisse zu Gehör bringt oder die Beschreibungen eines Ortes liest. Ihre Interpretationen katapultieren den Hörer tief in das Geschehen hinein und nehmen ihn unweigerlich gefangen.
Fazit:
"Das Dorf der Mörder" ist ein konfliktgeladenes und gleichzeitig auch kritisches Kriminalhörbuch, das gut zu unterhalten versteht. Da stört es auch nicht, dass der engagierte Einsatz einer "nur" Streifenpolizistin etwas zu übermotiviert erscheint oder das dauerhafte Verschwinden eines Dorfbewohners nie zum Gegenstand einer Untersuchung wurde. Denn die Geschichte, die hinter dem begangenen Verbrechen steckt, ist so entsetzlich und beklemmend, dass andere Dinge unweigerlich in den Hintergrund rücken.
Eine kurze Hörprobe gib es auf der Verlagsseite.