Colin Rendall ist Dozent für Alte Geschichte an der Humboldt-Universität Berlin. Jeans und eine abgewetzte Lederjacke liegen ihm weitaus mehr als elegante Anzüge oder gar professorenhafte Tweedjackets. So kommt es häufiger vor, dass er von seinen jungen Studenten auf den ersten Blick gar nicht richtig als Dozent wahrgenommen wird - was viel Raum bietet für lebhaft geführte und spannende Diskussionen im Hörsaal. Als Colin an einem schwülen Sommertag einen Spaziergang macht und dabei unfreiwillig in eine Demonstration hineingerät, ahnt er nicht, dass dieser Tag sein Leben völlig verändern wird. Plötzlich sieht sich der junge Mann in gewalttätige Ausschreitungen zwischen Polizei und Demonstranten verstrickt - und ist mit der jungen Studentin Annika Talbach auf der Flucht vor den Gesetzeshütern. Die beiden suchen Zuflucht in einer kleinen Galerie, die einem alten Russen gehört. Hier erwirbt Colin spontan eine kunstvolle Fotografie, die Unfassbares birgt: Das riesige Bild ist ein Portal in eine andere Welt. Durch das Foto gelangen Colin, Annika und der russische Galerist nach "Dilmun", den Garten der Wunder, ein als Paradies bekanntes Mysterium. Hier herrscht Krieg zwischen den Devas, die den paradiesischen Garten bewachen, und den gruseligen Ashuras, die ihn für sich beanspruchen wollen. Und noch ein mächtiger Strippenzieher hat Interesse an Dilmun, wie Colin und Annika bald schon zu spüren bekommen. Unversehens sind sie in ein magisches und lebensgefährliches Abenteuer verwickelt.

Robin Gates (bekannt durch seine "Runland-Saga") schickt seine Leser in "Dilmun - Jäger des ewigen Lebens" in eine magische Welt, die auf einer sehr reizvollen Ausgangsidee beruht: Dilmun, der mystische Paradiesgarten, entspringt der sumerischen Mythologie - ein Tausende Jahre alter Mythos, der in Fantasyromanen noch nicht endlos durchgekaut wurde und deshalb Raum für spannende neue Ideen bietet. Der Rest der Handlung ist trotz des gelungenen Settings allerdings nicht wirklich neu: ein unkonventioneller Universitätsdozent, eine streitbare junge Frau und ein Bild, durch das die beiden in eine andere Welt gelangen und das den Auftakt für ein höchst gefährliches Abenteuer bildet. In Dilmun tobt ein uralter Kampf zwischen Gut und Böse, in den auch noch ein milliardenschwerer Konzern aus unserer Welt verwickelt ist.
"Dilmun" punktet durch die sympathischen und lebensnahen Hauptfiguren, die man rasch ins Herz schließt, und die lebendigen Beschreibungen der Orte. Die Handlung beginnt in Berlin, wird dann aber als abenteuerliche Jagd unter anderem durch England und die Türkei fortgesetzt. Die Handelnden sind stetig in Bewegung, Langeweile kommt hier auf jeden Fall nicht auf.
Nicht ganz so überzeugend ist Robin Gates' Stil. Zwar liest sich das Buch leicht und flüssig - ja fast zu flüssig, zu glatt -, einiges wirkt aber holperig formuliert und ein klein wenig bemüht. Ein wenig klaffen hier das Alter der Protagonisten und der Stil auseinander - während die Handlung sich eher an erwachsene Leser richtet, wirkt der Roman von seiner Sprache her wie ein Jugendbuch, dem ein paar mehr stilistische Ecken und Kanten gut getan hätten. Dennoch ist "Dilmun" spannende Unterhaltung für Urban-Fantasy-Fans, die flüssig zu lesende Abenteuer, gemixt mit alten Mythen und Legenden, lieben. Wer etwas erwachsenere Fantasy sucht, den könnte "Dilmun - Jäger des ewigen Lebens" unter Umständen nicht vollends überzeugen.

Eine Leseprobe gibt es hier auf der Verlags-Website.