Seit die Werwölfe sich den Menschen zu erkennen gegeben haben, ist der Marrok Bran - der Anführer aller Werwölfe Nordamerikas - streng darauf bedacht, dass die Menschen seine Rasse nicht als Gefahr wahrnehmen. Dazu war es notwendig, strenge Regeln einzuführen - und deren Übertretung unerbittlich zu ahnden. Als Scharfrichter fungiert Brans Sohn Charles. Wann immer ein Werwolf sich nicht unterordnen will, ist es an Charles, diesen auszuschalten. Eine Aufgabe, die einen hohen Preis kostet. Charles Partnerin Anna beobachtet beunruhigt, wie Charles sich immer mehr zurückzieht und wie ihn das quält, was er zu tun gezwungen scheint. Selbst Bran muss ihr gegenüber schließlich eingestehen, dass sie alle eine Möglichkeit finden müssen, Charles Seele etwas zu entlasten. Doch welche gute Tat kann die Vollstreckung von Todesurteilen aufwiegen?

Als ausgerechnet das FBI die Werwölfe um Hilfe bittet, ihnen beim Aufspüren eines Serienmörders behilflich zu sein, wittert der Marok seine Chance: Er schickt seinen Sohn und Anna nach Boston. Die Aufgabe soll sowohl den menschlichen Behörden das Gefühl geben, man brauche die Werwölfe nicht zu fürchten, als auch Charles dabei helfen, seine innere Balance wieder zu finden. In Boston angekommen, begreifen die beiden Werwölfe schnell, dass sie es nicht mit einem menschlichen Mörder zu tun haben ...

"Fluch des Wolfes" ist ein neuer Roman aus Patricia Briggs "Alpha und Omega"-Reihe um das gestaltwandelnde Liebespaar Anna und Charles. Diese Ablegerserie von Briggs erfolgreicher Urban Fantasy-Reihe um "Mercy Thompson" sollte eindeutig mehr der Paranormal Romance zuzuordnen sein. Dementsprechend stehen auch die Gefühle von Charles und Anna im Zentrum der Reihe. Gleichzeitig merkt man diesem mittlerweile dritten Roman um diese beiden Protagonisten an, dass Briggs sich in dieser Kategorie nicht ganz wohl fühlt: Mercys und Annas Welt überschneiden sich immer mehr. Was in der einen Buchreihe passiert, hat Auswirkungen auf die andere: Dass sich die Werwölfe zu erkennen gegeben haben, beeinflusst deutlich das Machtgefüge in beiden Welten. Zudem kommen die Action- und Mystery-Elemente in "Fluch des Wolfes" viel stärker zum Tragen als noch im ersten Teil der Reihe. Neben den Werwölfen liegt der Fokus diesmal erneut stark auf den Feen, was der großartige Prolog bereits andeutet.

Das alles wäre an sich nicht schlecht, wenn der Autorin die Mischung besser gelingen würde. Obwohl Briggs sonst eine exzellente Erzählerin ist, wirkt dieser Roman etwas unruhig. Spannende Szenen wechseln sich mit Passagen ab, die atmosphärisch nicht überzeugen, ja mitunter sogar fad und langweilig wirken. Zudem verschenkt sie, die sonst vor allem durch ihre gelungenen Charakterdarstellungen punktet, hier Potential: Charles innere Zerrissenheit, der Katalysator für die folgende Handlung, wird nur angerissen und nicht in dem Maß dargestellt, wie das der Tragweite seines Problems gerecht werden würde. Erst zum Schluss findet sie wieder zu ihrer alten Form zurück. Trotz seines starken Prologs und diversen sehr spannenden Szenen ist "Fluch des Wolfes" deshalb leider kein Pageturner.

Insgesamt ist dieser Band eines der schwächsten Bücher, die Patricia Briggs bis dato geschrieben hat. Trotzdem sollte man die Reihe nicht ganz abschreiben. Der Roman hat durchaus seine Momente und auch bei "Mercy Thompson" hat die Autorin bewiesen, dass sie nach einem eher schwächelnden Band das Ruder wieder komplett herum reißen und einen actionreichen, wunderbaren Folgeroman abliefern kann. Ob das bei "Alpha und Omega" auch der Fall sein wird oder ihr in diesem Spin Off einfach die Luft ausgegangen ist, muss die Zukunft zeigen.

Eine Leseprobe gibt's auf der Verlagswebsite.