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Der Philosoph Blumenberg schaut eines Tages von seinem Schreibtisch auf und erblickt einen Löwen, der es sich auf dem Teppich in seinem Arbeitszimmer bequem gemacht hat. Das ist der Plot, mit dem Sibylle Lewitscharoff ihren Roman "Blumenberg" beginnen lässt.
Zwischen dem Löwen und dem Philosophen baut sich eine eigenartige Beziehung auf. Ist Blumenberg zunächst verwirrt, inwieweit er es wirklich mit einem Löwen und nicht nur mit einem Hirngespinst zu tun hat, wird ihm die mythische Bedeutung des Löwen offenbar, als eine Nonne ihn auf seinen Begleiter anspricht.
Auch einige seiner Studierenden scheinen den Löwen, der Blumenberg zuweilen auch in die Vorlesungen begleitet, indirekt zu bemerken. Der Löwe wirkt musisch auf Blumenberg ein und hilft ihm beim Verfassen neuer Gedanken und motiviert ihn auch, sein Verhalten den Studierenden gegenüber zu verändern. Blumenberg, der sich sonst weniger mit dem Werk seiner Studierenden beschäftigt hat, übernimmt plötzlich wieder die Patronage über die entstehende Monografie eines Studenten.
Außerhalb des universitären Betriebes bekommt Blumenberg wenig von seinen Vorlesungsbesuchern mit. Er liest zwar, dass sich die Fabrikantentochter Elisabeth umbringt, aber er ahnt nicht, dass Sie dies aus durch ihn hervorgerufenen Liebeskummer tat.
Insofern eignet sich Blumenberg nicht als Hommage an den bekannten Philosophen. Der im Roman gezeigt Professor ist an seinen Studierenden wenig interessiert und kreist gehetzt um sich selbst, auch, um aufzuholen, was er an intellektueller Betätigung als Halbjude unter der Nazidiktatur verpassen musste. Selbst den Besuch bei einem sterbenden Freund, mit dem er eine einprägsame Ägyptenreise unternahm, absolviert er als Pflichtübung, die seinen persönlichen Zeitplan unnötig durcheinanderbringt.
Die Rolle des Löwen in Blumenbergs Werk und in der christlichen Mythologie setzt die Autorin als bekannt voraus und spielt mit Anspielungen und Querverweisen. Hier wäre eine allgemeine Erläuterung im Rahmen des Romans wünschenswert gewesen.
Die Randgeschichten der Studierenden helfen dabei, die Haupthandlung im wissenschaftlich-interessierten Milieu anzuordnen und dienen indirekt der (meist unvorteilhaften) Charakterisierung Blumenbergs. Dennoch wirken sie etwas unpassend und eingeschoben, es erschließt sich nicht immer, welchen Beitrag zur Haupthandlung diese beisteuern sollen. Als eigene Nebenhandlung sind sie wiederum zu kompakt. Ein bisschen drängt sich der Eindruck auf, die Autorin hätte einige Ideen, die ihr seit Längerem im Kopf rumschwirrten, endlich mal verarbeiten wollen.
Dennoch entsteht im Gesamtbild ein stimmiger Roman, der das Leben Blumenbergs und die akademische Welt seiner Schaffenszeit interessant beleuchtet.
Eine Leseprobe findet sich auf der
Verlagsseite.