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Achtung: "Lavaglut", der fünfte Band der Serie "Das Wolkenvolk" schließt nahtlos an den Band "Himmelsberge" an. Wer die ersten vier Bände noch nicht gelesen hat, sollte die folgende Inhaltsangabe überspringen.
Vor dem großen Finale im sechsten Band treffen nahezu alle überlebenden Charaktere aufeinander. Ihr aller Ziel ist die geheime Zuflucht der Drachen. Niccolo hofft, dass die Magie der Drachen seine geliebte Mondkind vor dem sicheren Tode bewahren kann. Nugua hingegen hofft, dass Niccolo der zwanghaften Liebe zu der schlafenden Kämpferin entkommt. Die Drachen wiederum sind in großer Sorge, dass sie das Herz Pangus vor der verheerenden Wirkung des Aethers nicht mehr länger schützen können. Wenn aber der Bergriese erwacht, ist die gesamte Welt dem Untergang geweiht.
Auch die fliegenden chinesischen Händler sind nicht mehr fern. Sie werden begleitet von Wisperwind und Feiqing, die ebenfalls zum Versteck der Drachen wollen. Kompliziert wird die Lage durch das Auftauchen russischer Händler, die mit einer ganzen Flotte kampfstarker Luftschiffe die Drachen angreifen wollen. Auch die Insel des Wolkenvolks scheint vor dem Absturz bewahrt ebenfalls zum Ort des Geschehens zu streben. Fehlt nur noch Guo Lao, der letzte der Unsterblichen und das Chaos wäre komplett, …
Die drei erfolgreichen Romane von Kai Meyer (Das Wolkenvolk –
Seide und Schwert, Das Wolkenvolk –
Lanze und Licht, Das Wolkenvolk –
Drache und Diamant haben ihre Stärken und ihre Schwächen, ihre Höhepunkte und ihre Durststrecken, eins aber kann man ihnen ganz sicher nicht absprechen: Sie sind voll von überbordender Fantasie und grandioser Einfälle.
Dies in Comics zu transferieren, die mit sehr wenig Text, aber vielen Bildern eine Geschichte auf ganz andere Art und Weise erzählen war und ist ein enormes Risiko. Vor allem, da fast die ganze Führungsriege des seit einigen Jahren wieder immens erfolgreichen Splitter-Verlags bei dieser Umsetzung involviert ist. Den Text adaptierte Yann Krehl, die Zeichnungen liefert Ralf Schlüter, die Farben implementiert DIGIKORE Design.
Band fünf ist ein Musterbeispiel für diesen schwierigen, komplexen Prozess der Transferierung. Der Roman hat hier nicht nur einige seiner zähesten Passagen, es wird auch sehr viel erklärt, zusammengeführt und für das große Finale vorbereitet. Da jeweils zwei Comic-Alben einem der Romane entsprechen, ist es die undankbare Aufgabe von "Lavaglut", das gesamte Menü zusammenzustellen und ebenso wortreich wie bildgewaltig anzupreisen, das eigentliche Gelage aber erst im letzten, sechsten Band in Szene zu setzen.
Das lässt den Comic-Fan aufstöhnen, den Buchleser hämisch grinsen (denn er kann einfach weiterlesen), den Meyer-Fan düstere Vorzeichen sehen und den Schlüter/Krehl-Adepten bebend die ersten Seiten aufschlagen und zitternd mit dem Lesen beginnen – das kann ja nur schlecht ausgehen!
Doch – große Überraschung – nach anfänglichem Zögern gerät "Lavaglut" zu einem der Highlights der Reihe. Nicht weil sämtliche Befürchtungen ausgeräumt wären – nein, hier gibt es Langeweile, Zaudern, wortreiche Passagen, endlose Erklärungen, viel zu viele Handlungsträger, gefühlt Dutzende Wechsel des Handlungsortes und viel zu viele Cliffhänger.
Sondern weil dieser Band funktioniert. Er greift sämtliche Handlungsstränge auf, geht so sparsam wie nur möglich mit Worten um und setzt genau an den richtigen Stellen Akzente und verweilt ein wenig länger. Und über allem strahlend kann auch Ralf Schlüter seinen Leistungen aus den vier Vor-Alben gerecht werden und sich erneut steigern. Ihm gelingen Bilder, die man so schnell nicht mehr vergisst. Gerade die nachdenklichen Passagen, die Dialog-Bilder zwischen Drache und Mensch, die Unterwelt-Illustrationen und die Bebilderung der Seelenlage jedes einzelnen Protagonisten lassen einen rundherum zufriedenen Leser und Betrachter zurück. So muss das Atemholen vor dem finalen Aufeinandertreffen aussehen, so kann und darf man diesen Kai-Meyer-Roman in Bilder übertragen.
Eine kleine, feine Leseprobe ist
hier einsehbar.