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Gibt es Außerirdische? Die Annahme, dass es in den Unmengen an Galaxien, die das Weltall umfasst, kein intelligentes Leben außer der Menschheit auf der Erde gibt, kann als Arroganz gewertet werden. Aber gab oder gibt es Besuche von außerirdischen Zivilisationen auf unserem Planeten? Diese Frage konnte trotz aller Vehemenz, mit der sie diskutiert wurde, bis heute nicht zufriedenstellend beantwortet werden. Im Jahr 1995 aber geschah etwas, womit weder Befürworter noch Gegner der Besucher-Theorie gerechnet hatten: Der britische Geschäftsmann Ray Santilli veröffentlichte einen Film, der angeblich die Autopsie an einem echten außerirdischen Lebewesen zeigen soll. Dieser sogenannte Alien-Autopsie-Film und seine beiden "Geschwister"-Filme, welche die Untersuchung der angeblichen Absturzstelle dokumentieren, sind das Thema des vorliegenden Buches, das von Philip Mantle, dem ehemaligen Vorsitzenden der britischen UFO-Forschungsgesellschaft, verfasst worden ist.
Mantle zeichnet den Verlauf der Ereignisse nach, die seit dem Auftreten erster Gerüchte über einen Autopsie-Film bis hin zur Aufdeckung, dass es sich dabei um eine Fälschung handelt, über die Gemeinde der UFO-Gläubigen hereingebrochen sind. In insgesamt siebzehn Kapiteln auf 386 Seiten schildert er den Beginn der Meinungsverschiedenheiten über die Echtheit der Aufnahmen, die unzähligen Gutachten von mehr oder weniger zuverlässigen Experten bis hin zur Aufdeckung der Fälschung im Jahr 2007. Einen Großteil des Buches machen dabei umfangreiche - und stellenweise ermüdend zu lesende - Interviews mit allen möglichen Beteiligten an diesem Verwirrspiel und der Suche nach der Wahrheit aus.
Dabei lässt sich feststellen, dass Mantle zwar einerseits die wohl umfassendste Dokumentation der Ereignisse um den Autopsie-Film verfasst hat, dabei aber stellenweise auch über das Ziel herausgeschossen ist. Ein ordentliches Lektorat hätte an mehreren Stellen Kürzungen zum Wohle der Lesbarkeit vornehmen können, vor allem in den Interviews, die sehr häufig unnötige Redundanzen aufweisen. Ein weiterer Aspekt, der in erster Linie dem skeptischen Leser auffällt, ist der Umstand, dass Mantle immer wieder hervorhebt, jeder solle sich aufgrund der vorliegenden Beweisführungen seine eigene Meinung bilden. Dies ist ein edles Ansinnen, doch relativiert er dadurch auch seine Aussage, es handle sich bei den Filmen um Fälschungen. Da die Beweise in diesem Buch doch relativ deutlich dargestellt werden, erscheint es irgendwie müßig, dem Leser einreden zu wollen, er könne ruhig weiter an deren Authentizität glauben.
Ein abschließendes, sehr großes Manko dieses Buches ist die deutsche Übersetzung von Daniela Mattes. Entweder handelt es sich um eine schlecht bezahlte Auftragsarbeit, einen Auftrag mit unmöglichem Zeitdruck oder pure Schlamperei, anders lässt sich das Resultat dieser Tätigkeit nicht erklären. Frau Mattes übersetzt ohne Beachtung deutscher Rechtschreibregeln vom Englischen ins Deutsche, wie bereits am Titel deutlich wird. So ist es in der Sprache des Originals kein Problem, einen aus mehreren Nomen bestehenden Begriff wie Alien Autopsie Film ohne Bindestriche zu schreiben, im Deutschen ist dies nicht möglich. Auch Länder oder Nationen bezeichnende Attribute werden zwar im Englischen groß geschrieben, wie bei "Russian UFO cases", im Deutschen aber nicht. Ebenso herrscht bei der Übersetzung keine Einheitlichkeit, einmal ist von "Neu Mexiko" die Rede, ein andermal von "New Mexico". An einer weiteren Stelle wird vom "Londoner Museum" gesprochen, nur wenn man den Eigennamen "London Museum" übersetzt, weiß man nicht mehr, welches Museum der englischen Hauptstadt gemeint ist. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Mattes' Übersetzung sowie das mangelnde (oder fehlende?) Lektorat von Ancient Mail der Gemeinde der UFO-Gläubigen keinen Gefallen tut.
Insgesamt handelt es sich bei dem Buch "Roswell 1947 und der Alien Autopsie Film" um eine umfangreiche Dokumentation der Ereignisse rund um den Autopsie-Film und dessen "Geschwister"-Filme. Leider verpasst Philip Mantle die Chance, seine Darstellung zugunsten der Lesbarkeit auch für Laien zu komprimieren und nimmt stattdessen alle ihm zur Verfügung stehenden Informationen auf, was das Lesevergnügen stellenweise erheblich mindert. Vor allem den Interviews hätte ein ordentliches Lektorat gut getan. Schockierend amateurhaft dagegen ist die deutsche Übersetzung von Daniela Mattes, die weder dem Buch noch dem Verlag damit einen Gefallen getan hat. Schlussendlich muss man sagen, dass Mantles Buch ein gut gemeinter Versuch war, Licht in die Ereignisse um den Autopsie-Film zu bringen, aber sowohl Autor als auch Übersetzerin und Verlag leider kein überzeugendes Gesamtwerk abliefern konnten.