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Die russischen Zaren waren die letzten absolutistischen Herrscher Europas. Sie regierten ein Land, das immer wieder versuchte, mit Westeuropa gleichzuziehen, um sich dann wieder von den westeuropäischen Ideen abzuwenden. In der Reihe "SPIEGEL Geschichte" erschien 2012 ein Band zum Russland der Zaren, dessen Texte jetzt von der Deutschen Verlagsanstalt als "Die Herrschaft der Zaren" neu verlegt wurde.
Die 34 Artikel werden in vier Themenblöcke eingeteilt. "Vom Fürstentum zum Zarenreich" behandelt die Expansion Russlands unter Iwan IV. und das Verhältnis der orthodoxen Kirche zur weltlichen Macht. Hier wird vor allem Iwan der Gestrenge, der in Deutschland als Iwan der Schreckliche bekannt ist, vorgestellt und beschrieben.
Im zweiten Teil "Aufbruch nach Europa" wird die Zeit zwischen Peter I. und Alexander I. behandelt. Peter der Große modernisiert Russland und bemüht sich, wirtschaftlich und gesellschaftlich Anschluss an Mitteleuropa zu erlangen. Er gründet St. Petersburg an der Newa, die Stadt, in der die als deutsche Prinzessin geborene Katharina II. vierunddreißig Jahre lang regierte.
Nachdem Alexander I. den Einmarsch Napoleons in ein Desaster für die Franzosen verwandelt hatte, galt er in Europa als großer Monarch. Jedoch versagte sein Können bereits beim Wiener Kongress, den er nur noch formal mitbestimmte. Die russischen Soldaten und Offiziere, die im Zuge des Feldzuges bis nach Paris gekommen waren, lernten aber westliche Freiheits- und Demokratiebestrebungen kennen.
In "Verhinderte Reformen" beleuchten vierzehn Artikel den Kampf des absolutistischen Russlands gegen diese Ideen aus verschiedenen Blickwinkeln, was jedoch nicht verhindern kann, dass der vierte Teil des Buches mit "Expansion und Untergang" betitelt werden muss.
"Die Herrschaft der Zaren" ist ein fachlich gutes, aber lediglich die Oberfläche berührendes Konglomerat aus SPIEGEL-Artikeln. Die Magazin-Reihe richtet sich an historisch interessierte Laien und ist perfekt auf diese abgestimmt. Die einzelnen Artikel sind in ihrem Umfang übersichtlich und bedürfen keiner Vorkenntnisse zum Verständnis.
Dadurch entsteht ein Werk, das einen guten Einstieg in die Geschichte des russischen Zarentums bietet und als Nachschlagewerk taugt, wenn man die bekanntesten russischen Geschichtsereignisse kurz und prägnant nachlesen möchte. Neue, über eine gute Allgemeinbildung hinausgehende Erkenntnisse vermittelt dieses Buch jedoch nicht.
Was zudem irritierend ist, ist die Lücke von 1917 bis 2012. Wäre es noch nachvollziehbar gewesen, ein Buch über die Geschichte des Zarenreiches mit dem Tod des letzten Zaren enden zu lassen, folgen hier noch zwei weitere Artikel. Während der Artikel über den Kreml zumindest noch Bezug zum Zarenreich aufweist - auch wenn er primär von dem von Wladimir Putin beherrschten Kreml handelt - ist das abschließende Interview über Putin als Zar doch eher als Effekthascherei anzusehen.
Das textgleiche Spiegel-Magazin ist für 7,50 Euro immer noch verfügbar. Wer jedoch lieber ein Buch für 19,99 Euro wünscht, hat Dank der Deutschen Verlags-Anstalt jetzt die Chance dazu.
Eine Leseprobe gibt es hier auf der Verlags-Website.