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Kurz vor Heiligabend verschwindet die siebzehnjährige Lea Lassalle spurlos, während sie an einer schulischen Bildungsreise in das Europaparlament nach Straßburg teilnimmt. Obwohl die als Einzelgängerin bekannte Schülerin im Verlaufe des Tages noch von einigen Klassenkameraden in der französischen Stadt gesehen wurde, kann sich im Nachhinein niemand daran erinnern, sie bei der nächtlichen Heimfahrt im Bus gesehen zu haben. Auch die Zwillingstöchter des Heidelberger Kripochefs Alexander Gerlach nicht, der am Morgen danach durch einen aufgeregten Anruf der verantwortlichen Lehrerin mit dem Verschwinden von Lea konfrontiert wird. Denn anstatt an eine heimliche Liebesnacht mit ihrem Freund zu glauben, geht Oberstudienrätin Marchow von einem grausam verübten Verbrechen aus. Eine Befürchtung, die nicht von der Hand zu weisen ist. Schließlich wurde in der letzten Nacht in der Nähe von Straßburg eine junge Frau tot aufgefunden, deren Beschreibung verdächtig genau auf die abhandengekommene Schülerin passt.
"Das vergessene Mädchen" ist der neunte Fall von Kriminaloberrat Alexander Gerlach, der ohne weibliche Unterstützung mit seinen pubertierenden Zwillingstöchtern Sarah und Louise klarkommen muss. Eine Herausforderung, die er trotz eines nervenaufreibenden Jobs, mit ausreichend Durchhaltevermögen und Humor zu bewältigen versteht. Und während sich in den vorangegangenen Büchern die Gespräche am Frühstückstisch um Schulprobleme, Klamotten und Jungs drehten, ist es diesmal das Verschwinden einer Klassenkameradin, die das morgendliche Beisammensein bestimmt. Ohne offizielle Ermittlungen zu führen, bezieht er beide Töchter in seine Recherchen mit ein und erhält hilfreiche Hinweise, die ihm das problematische Privatleben der verschwundenen Lea Lassalle stückweise offenbart. So gibt es nicht nur einen trinkenden Vater, der sich wenig um das Wohlergehen seiner Tochter kümmert, sondern auch diverse Männerbekanntschaften, die es nicht alle gut mit dem attraktiven Mädchen meinen.
Akribische Ermittlungen eines eingespielten Teams, das ausgewogene Privatleben des Ich-Erzählers Alexander Gerlach und zahlreiche Handlungsstränge mit weiteren Personen verstehen es eine Geschichte zu erzählen, die mitten aus dem Leben gegriffen ist. Angefangen von einem vernachlässigten Teenager über völlig überforderte Lehrer bis hin zu einem skrupellosen Anlagenberater, lässt er eine Vielzahl verschiedener Personen agieren, deren Verhalten bedenklich ist. Und so überwiegen in dem neuen Fall des sympathischen Kripochefs eher die gesellschaftskritischen Aspekte und menschlichen Verfehlungen, als die für einen Kriminalroman unverzichtbaren dramatischen Details. Gepaart mit einem flüssigen Schreibstil, gut dosierten Wendungen und nachvollziehbaren Dialogen lässt Wolfgang Burger die verzweifelte Suche nach einem jungen Mädchen ablaufen, die trotz moderater Spannung gut unterhält.
Fazit:
"Das vergessene Mädchen" ist ein kurzweiliger Lokalkrimi, der mit einem menschlichen Kripochef, einer interessanten Fallkonstruktion und kniffliger Ermittlungsarbeit daherkommt und einige Stunden spannende Unterhaltung verspricht.
Eine Leseprobe gibt es auf der Verlags-Website.